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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Autoren: Jean M. Auel
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als er sich immer weiter von den anderen Stuten entfernte. Schließlich hielt er an, bäumte sich auf und rief Winnie mit seinem Wiehern. Dann machte er kehrt und sprengte zur Herde zurück. Mehrere Hengste hatten schon versucht, seine Abwesenheit zu nutzen. Er trieb sie zusammen, bäumte sich erneut auf und wieherte herausfordernd.
    Ayla ritt mit Winnie davon, verlangsamte jedoch den scharfen Galopp. Als sie hinter sich Hufschlag hörte, wartete sie auf Jondalar und Renner; Wolf folgte ihnen.
    "Wenn wir uns beeilen, können wir zu Hause sein, bevor es dunkel wird" sagte Jondalar.
    Ayla und Jondalar ritten nebeneinander. Sie hatte das eigen-artige Gefühl, daß das schon einmal so gewesen war.
    Sie ritten in bequemem Schritt. "Nun sind wir wahrscheinlich beide schwanger", sagte Ayla. "Zum zweiten Mal; und vorher hatten wir beide Söhne. Das ist gut, denke ich. Dann können wir die Zeit gemeinsam erleben."
    "Es wird viele Leute geben, mit denen du deine Schwangerschaft erleben wirst", sagte Jondalar.
    "Da hast du sicher recht, aber ich finde es schön, sie mit Winnie zu erleben." Eine Weile ritten sie stumm nebeneinander her. "Aber sie ist viel jünger als ich. Ich bin alt - für ein Kind."
    "Du nicht, Ayla. Ich bin der alte Mann."
    "In diesem Frühjahr werde bin ich neunzehn. Das ist alt für ein Baby."
    "Ich bin viel älter. Ich bin jetzt schon über dreiundzwanzig Jahre alt. Das ist alt für einen Mann, der zum ersten Mal ein Herdfeuer gründet. Weißt du eigentlich, daß ich schon fünf Jahre unterwegs bin? Ob sich überhaupt noch jemand an mich erinnern kann?"
    "Natürlich werden sie sich an dich erinnern. Dalanar hatte damit keine Schwierigkeiten, und Joplaya auch nicht", sagte Ayla. Alle werden ihn kennen, dachte sie, nur mich kennt keiner.
    "Siehst du den Felsen da drüben? Gleich hinter der Fluß-biegung? Da habe ich mein erstes Wild erlegt", sagt Jondalar und trieb Renner an. "Es war ein großer Hirsch. Ich weiß nicht, wovor ich mich am meisten gefürchtet habe - vor dem großen Geweih oder davor, mit leeren Händen nach Hause zu kommen."
    Ayla lächelte über seine Erinnerungen, doch sie hatte nichts, an das sie sich erinnern konnte. Wieder würde sie eine Fremde sein. Alle würden sie anstarren. Alle würden sie nach ihrem seltsamen Akzent und nach ihrer Herkunft fragen.
    "Hier hatten wir einmal ein Sommertreffen", sagte Jondalar. "Überall waren Feuerstellen errichtet. Es war meine erste Versammlung, nachdem ich ein Mann geworden war. Ach, wie ich mich aufspielte, um möglichst erwachsen zu wirken! Dabei hatte ich im Grunde nur Angst, daß mich keine junge Frau zu ihren Ersten Riten auffordern würde. Das war allerdings überflüssig. Ich wurde von dreien eingeladen, und das verängstigte mich noch mehr."
    "Da drüben stehen Leute und beobachten uns, Jondalar", sagte Ayla. "Das ist die Vierzehnte Höhle", sagte er und winkte. Niemand winkte zurück. Statt dessen verschwanden sie unter einem großen Felsüberhang. "Die Pferde!" sagte Ayla.
    Er schüttelte den Kopf. "Sie werden sich daran gewöhnen."
    Das hoffe ich, dachte Ayla, und auch an mich; für mich wird Jondalar hier das einzig vertraute Wesen sein.
    "Ayla! Da ist es!" rief Jondalar. "Die Neunte Höhle der Zelandonii." Sie sah in die Richtung, in die er deutete, und wurde blaß. "Man kann sie leicht erkennen - an dem Felsbrocken da oben, der so aussieht, als würde er gerade herunterstürzen. Das wird er aber nicht, oder das Ganze bricht zusammen." Jondalar sah sie an. "Ayla, was ist mit dir? Du siehst so bleich aus."
    Sie hielt an. "Ich habe diesen Ort schon einmal gesehen, Jondalar!"
    "Das kann nicht sein. Du bist nie hier gewesen." Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es war die Höhle meiner Träume, dachte sie, die Höhle aus Crebs Erinnerungen. Nun weiß ich, was er mir mit meinen Träumen hat sagen wollen.
    "Ich sagte dir einmal, daß mein Totem dich auserwählt und ausgesandt hat, um mich zu holen. Es wollte, daß du mich nach Hause führst, zu dem Ort, wo mein Höhlenlöwengeist glücklich sein wird. Hier ist es. Auch ich bin heimgekommen, Jondalar. Dein Zuhause ist auch mein Zuhause", sagte Ayla.
    Er lächelte, doch bevor er antworten konnte, hörten sie eine Stimme, die seinen Namen rief. "Jondalar! Jondalar!"
    Auf einem Pfad, der zu einem Überhang des Kliffs führte, stand eine junge Frau.
    "Mutter! Komm schnell", rief sie. "Jondalar ist wieder da. Jondalar ist heimgekehrt!"
    Und ich bin es auch, dachte Ayla.
     
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