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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen
Autoren: Mari Mancusi
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Prolog Sunshine und Rayne
    Eine Woche vor dem Schulball von einem Vampir gebissen zu werden, das nervt, ich kann es dir sagen. Wie du es auch drehst und wendest: Es nervt heftig.
    Also gut. Es würde bestimmt in jeder anderen Woche genauso nerven. Am Fototag in der Schule zum Beispiel, da willst du doch nicht mit zwei Löchern im Hals rumlaufen - da, wo andere einen Knutschfleck haben. Ostern wäre auch ein Hammer - stell dir vor, du müsstest deiner Mom erklären, dass du nicht am Frühgottesdienst teilnehmen kannst, weil du, na ja, gegen die Sonne allergisch bist. Oder Weihnachten. Klar, du hättest die Chance, dem Weihnachtsmann über den Weg zu laufen. Und könntest du dem Drang widerstehen, dir an seiner schnuckeligen Halsschlagader einen kleinen Imbiss einzuverleiben?
    Je länger ich darüber nachdenke: Es gibt anscheinend gar keinen guten Zeitpunkt, sich von einem Vampir beißen zu lassen. Aber du wirst mich schon verstehen. Vor drei Stunden, fünfundzwanzig Minuten und dreiunddreißig Sekunden hat JAKE WILDER mich zum Schulball eingeladen! Ich meine JAKE WILDER, Leute! Der schärfste Typ an der Oakridge High School. Der Mädchenschwarm Nummer eins mit seelenvollen dunkelbraunen Augen und einem Körper, bei dem einem der Sabber aus dem Mund läuft. Der Typ, der in jeder Schulaufführung die Hauptrolle spielt. Jedes Mädchen, das ich kenne, ist offiziell in ihn verliebt - sogar Mary Markson, und die ist praktisch mit ihrem Freund Nick verheiratet.
    Aber wen bitte, frag ich dich, hat der besagte Traumtyp zum Ball der Abschlussklasse eingeladen? Ah ja, niemand anderen als moi . Mal im Ernst, wenn du mich vor drei Stunden, fünfundzwanzig Minuten und Vierunddreißig Sekunden gefragt hättest, ob Jake Wilder auch nur meinen Namen kennt, hätte ich meinen iPod darauf verwettet, dass er keinen Schimmer hat. (Und es ist ein verdammtes Glück, dass ich diese Wette nicht abgeschlossen habe, denn ein Tag ohne zwanzig Musik-Gigs auf Tastendruck ist wie ein Tag ohne Sonnenschein.)
    Jetzt schnallst du also auch, dass es absolut oberätzend ist - schlimmer, als ich es mit Worten beschreiben könnte -, eine Woche vor dem großen Ereignis langsam zu einem Vampir zu mutieren.
    Aber ich greife mir vor. Da du keinen Schimmer hast, wer ich bin, kümmert dich meine unmittelbar bevorstehende Verwandlung in ein Geschöpf der Nacht wahrscheinlich herzlich wenig. (Mom sagt immer, ich hätte die schlechtesten Manieren unter Gottes Sonne, also entschuldige ich mich schon mal im Voraus für alle weiteren Versäumnisse.)
    Also erst mal Genaueres zu meiner Person. Ich heiße Sunshine McDonald. Ja, Sunshine, und wenn du das schon blöd findest, was wirst du dann erst sagen, wenn ich dir Rayne vorstelle, meine eineiige Zwillingsschwester? Ich weiß, ich weiß, Sunshine und Rayne - da wird einem schon ein bisschen übel, wie?
    Also, die Schuld daran kannst du unseren grausamen Exhippie-Eltern geben, die (hallo! ?) in der Disco-Ära aufgewachsen sind und im Studio 54 hätten rumhängen und die Nächte durchtanzen sollen, statt in der Genossenschaft
    »Ernte« Tofu zu kochen. Aber leider haben sie das nicht.
    Frieden, Liebe und blödsinnige Babynamen waren den beiden wichtiger als heiße Rhythmen und Glitter-und Goldkram.
    Allerdings macht Dad neuerdings vermutlich in einem heißen roten Sportwagen Vegas unsicher und reißt sich dort scharfe Bräute auf. Er hat Mom vor ungefähr vier Jahren verlassen, um »sich selbst zu finden«, und seither ist er verschollen. Wir bekommen gelegentlich schuldgepeinigte, Vergebung heischende Geburtstagskarten mit einem frischen Fünfzigdollarschein als Beilage und das war's dann. Ich vermisse ihn manchmal, aber was ändert das schon?
    Wie dem auch sei, zurück zu mir. Ich bin sechzehn Jahre alt. Eins fünfundsechzig groß, durchschnittliches Gewicht, schmutzig blondes Haar und schlammbraune Augen, die ich eines Tages hinter blauen Kontaktlinsen verstecken werde.
    Und eine Milliarde blöder Sommersprossen, die nicht blasser werden, ganz egal, wie viele Zitronen ich darüber ausquetsche. Mom sagt, ich hätte die Sommersprossen von Dads irischer Seite der Familie. Dad sagt, ich hätte sie von Moms schottischen Vorfahren. Aber so oder so, Rayne und ich sind im Mutterleib von der bösen Gen-Fee verflucht worden und können nichts dagegen machen.
    In der Schule schlage ich mich ganz gut – im Allgemeinen stehe ich zwischen eins und zwei. Ich mag Englisch. Hasse Mathe. Möchte Journalistin werden, wenn ich »groß«
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