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Alex Rider 4/Eagle Strike

Alex Rider 4/Eagle Strike

Titel: Alex Rider 4/Eagle Strike
Autoren: Anthony Horowitz
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Prolog
    A mazonas-Dschungel, vor 1 5 Jahren.
    Für den Marsch hatten sie fünf Tage gebraucht, hatten sich durch das dicht wuchernde, alles erstickende Unterholz gehauen, sich buchstäblich durch die schwere Luft kämpfen müssen, die schwül, feucht und still im Wald hing. Turmhohe Bäume ragten um sie herum in die Höhe; ein fremdartiges, grünes, fast heiliges Licht schimmerte durch den gewaltigen Blätterbaldachin. Der Regenwald schien fast ein eigenes Bewusstsein zu besitzen; er ließ seine Stimme erklingen, wenn ein Papagei plötzlich kreischte oder sich hoch oben ein Affe von Ast zu Ast schwang. Der Wald wusste, dass sie hier waren.
    Doch bisher hatten sie Glück gehabt. Natürlich waren sie angegriffen worden, von Moskitos und Stechameisen. Aber Schlangen und Skorpione hatten sie bisher verschont, und die Flüsse, die sie durchquert hatten, waren frei von Piranhas gewesen. So hatten sie ungehindert weitermarschieren können.
    Sie führten wenig Gepäck mit sich, eigentlich nur eine Grundausrüstung: eine Karte, einen Kompass, Wasserflaschen, Jodtabletten, Moskitonetze und Macheten. Der schwerste Gegenstand war die 88er Winchester-Rifle mit Sucherfernrohr, mit der sie ihn töten wollten, den Mann, der hier an diesem fast unerreichbaren Ort lebte, hundertfünfzig Kilometer südlich von Iquitos in Peru.
    Jeder der beiden Männer kannte den Namen seines Partners, benutzte ihn aber nie. Das gehörte zu ihrem Training. Der Ältere nannte sich Hunter. Er war Engländer, beherrschte aber sieben weitere Sprachen so fließend, dass er sich in vielen Ländern, in denen er zu tun hatte, als Einheimischer ausgeben konnte. Er war um die dreißig, sah gut aus und hatte den Kurzhaarschnitt und die wachsamen Augen eines Berufssoldaten. Der andere Mann war schlank und blond und schien seine Energie und Nervosität kaum unterdrücken zu können. Er nannte sich Cossack und war erst neunzehn. Es war sein erster Mordauftrag.
    Beide Männer trugen khakifarbene Kleidun g – die ideale Tarnfarbe im Dschungel. Ihre Gesichter waren grün bemalt, mit braunen Streifen auf den Wangen. Sie hatten gerade ihren Einsatzort erreicht, als die Sonne aufging. Jetzt standen sie völlig still im Wald. Sie achteten nicht auf die Insekten, die ihren Schweiß rochen und um ihre Gesichter summten.
    Vor ihnen lag eine Lichtung, offenbar von Menschenhand in den Wald geschlagen und durch einen etwa zehn Meter hohen Zaun vom Dschungel getrennt. Mitten auf der Lichtung stand ein elegantes Haus im Kolonialstil mit Veranda und Fensterläden aus Holz, weißen Vorhängen und langsam rotierenden Ventilatoren. Zwei Nebengebäude aus Backsteinen standen ungefähr zwanzig Meter hinter dem Haupthaus. Die Unterkünfte der Leibwache. Mindestens zehn Wachposten patrouillierten den Zaun entlang oder überwachten das Gelände von rostigen Türmen aus. Vielleicht befanden sich noch mehr von ihnen in den Gebäuden. Aber die Wächter waren faul und unaufmerksam. Sie schlurften gedankenverloren umher und vernachlässigten ihre Pflichten. Warum auch nicht? Schließlich befanden sie sich mitten im Dschungel. Sie glaubten sich in Sicherheit.
    Auf einem quadratischen Betonplatz stand ein viersitziger Hubschrauber. Der Hauseigentümer musste nur etwa zwanzig Schritte zurücklegen, um von der Haustür zum Helikopter zu gelangen. Das war der einzige Moment, in dem er zu sehen sein würde. Und genau in diesem Augenblick würde ihn ein tödlicher Schuss treffen.
    Die beiden Männer kannten den Namen des Mannes, den zu töten sie gekommen waren, aber sie sprachen auch ihn nie laut aus. Cossack hatte ihn einmal erwähnt, aber Hunter hatte ihn sofort zurechtgewiesen.
    »Nenne nie ein Ziel bei seinem Namen. Durch den Namen wird es zur Person. Der Name ist wie eine Tür zu seinem Leben. Wenn dann der Augenblick gekommen ist, fällt dir plötzlich sein Name wieder ein. Sein Name macht dir bewusst, dass du einen Menschen auslöschst, und lässt dich zögern.«
    Das war nur eine der vielen Lektionen gewesen, die Cossack von Hunter gelernt hatte. Deshalb nannten sie ihr Ziel nur den »Kommandanten«. Er war Offizie r – oder jedenfalls war er Offizier gewese n – und bevorzugte immer noch eine uniformähnliche Kleidung. Und mit den vielen Leibwächtern kommandierte er tatsächlich eine kleine Armee. Der Titel passte also zu ihm.
    Der Kommandant war kein guter Mensch. Er war Drogenhändler, exportierte Kokain im großen Stil. Außerdem kontrollierte er eine der bösartigsten Banden in Peru.
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