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Alex Rider 4/Eagle Strike

Alex Rider 4/Eagle Strike

Titel: Alex Rider 4/Eagle Strike
Autoren: Anthony Horowitz
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Lebensweise. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber allmählich wurde er hungrig, also musste es wohl bald Mittagessen geben.
    Für einen kurzen Moment war dröhnende Musik zu hören, weil ein Mädchen mit einem Radiogerät vorbeiging. Alex hob den Kopf, um ihr nachzusehe n – und erstarrte. Im selben Augenblick verlöschte die Sonne, das Meer gefror zu Eis und der gesamten Welt stockte der Atem.
    Alex’ Blick war dem Mädchen gefolgt und dann an ihr vorbei zu der Kaimauer gewandert, die Strand und Hafen voneinander trennte. Dort glitt gerade eine elegante Jacht heran und begann mit dem Anlegemanöver. Sie war riesig, fast so groß wie die Ausflugsschiffe, mit denen die Touristen an der Küste entlangschipperten. Auf diese Jacht allerdings würde kein Tourist jemals einen Fuß setzen. Geräuschlos glitt sie durch das Wasser und wirkte mit ihren dunkel getönten Fenstern streng und abweisend. Ihr weißer Bug ragte hoch empor wie die Kreidefelsen von Südengland. Und an der äußersten Bugspitze stand ein Mann, der unbeweglich und mit ausdruckslosem Gesicht geradeaus starrte. Ein Gesicht, das Alex sofort wiedererkannte.
    Yassen Gregorovich. Kein Zweifel.
    Alex hatte sich aufgerichtet, saß völlig still am Strand, auf einen Arm gestützt, die Hand halb im Sand begraben. Ein etwa 25-jähriger Mann war aus der Kabine gekommen und nun damit beschäftigt, die Jacht am Steg zu vertäuen. Er war klein und kräftig, mit überlangen, fast affenähnlichen Armen, und trug ein Netzhemd, das die Tätowierungen sehen ließ, die seine Arme und Schultern vollständig bedeckten. Ein Matrose? Yassen machte keinerlei Anstalten, dem Mann bei der Arbeit zu helfen. Ein dritter Mann lief eilig über die Hafenmole auf die Jacht zu. Er war fett und kahl und trug einen schäbigen weißen Anzug. Seine Glatze hatte zu viel Sonne abbekommen und glänzte nun in hässlichem Krebsrot.
    Yassen bemerkte den Mann und ging ihm entgegen. Seine Bewegungen waren fließend und geschmeidig. Er trug Bluejeans und ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Andere Männer hätten auf dem schmalen, heftig schwankenden Landungssteg vielleicht das Gleichgewicht verloren, aber Yassen betrat ihn mit sicherem Schritt. Er strahlte etwas Unmenschliches aus, und es war offensichtlich, dass dieser Mann mit dem sehr kurz geschnittenen Haar, den harten stahlblauen Augen und dem blassen, ausdruckslosen Gesicht kein Urlauber war. Aber nur Alex kannte die Wahrheit über ihn. Yassen Gregorovich war ein Berufskiller. Er war der Mann, der Alex’ Onkel ermordet und damit Alex’ gesamtes Leben verändert hatte. Er wurde überall auf der Welt steckbrieflich gesucht.
    Was hatte dieser Mann hier am Mittelmeer zu suchen? In diesem kleinen Ferienort, hinter dem sich die Sumpfgebiete und Lagunen der Camargue erstreckten? Schließlich hatte Saint-Pierre absolut nichts zu bieten, abgesehen von seinen Stränden, den Campingplätzen, zu vielen Restaurants und einer überdimensionalen Kirche, die eher wie eine Festung aussah.
    »Alex? Wo starrst du jetzt wieder hin?«, murmelte Sabina, die neben ihm lag. Alex zwang sich, seinen Blick von der Jacht zu lösen.
    »Ic h …« Er stockte, wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Würdest du vielleicht meinen Rücken noch mal eincremen? Ich verglühe förmlich.«
    Das war typisch Sabina. Sie war schlank und dunkelhaarig und wirkte manchmal sehr viel älter als fünfzehn. Aber sie gehörte zu den Mädchen, die wahrscheinlich schon mit elf ihre Teddybären gegen Teddyboys austauschten. Sabina benutzte Lichtschutzfakto r 25 und schien jede Viertelstunde noch mehr Sonnencreme zu benötigen.
    Alex warf einen Blick auf ihren Rücken, der bereits eine perfekte Bronzetönung hatte. Sie trug einen Bikini aus so winzigen Stoffteilen, dass nicht mal mehr ein Muster darauf gepasst hatte. Ihre Augen wurden von einer dunklen Dior-Sonnenbrille verdeckt, eine Imitation, die sie wahrscheinlich für ein Zehntel des Originalpreises erstanden hatte. Sie war in Tolkiens Herr der Ringe vertieft, wedelte aber gleichzeitig mit der Sonnencremeflasche.
    Wieder warf Alex einen Blick zur Jacht hinüber. Yassen schüttelte gerade dem Glatzkopf die Hand. Der Matrose stand wartend in einigem Abstand daneben. Selbst aus dieser Entfernung konnte Alex sehen, dass Yassen alles unter Kontrolle hatte: Wenn er sprach, hörten die beiden anderen aufmerksam zu. Alex hatte einmal beobachtet, wie Yassen einen Mann erschoss, nur weil diesem eine Kiste aus der Hand gerutscht war. Er
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