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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel
Autoren: Horst Hoffmann
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PROLOG
    Hoch über dem Chaos herrscht Stille.
    Wohin der Odem des Todes nicht reicht, wo nichts zu hören ist vom Mahlen und Bersten der Gezeiten, vom Schreien und Klagen der Gemarterten, vom Kampfeslärm der Shrouks, Piraten und Verirrten, wohin niemals der Blick eines Sterblichen dringt – dort ist Starre. Dort stehen sie zu Legionen, in unendlicher Reihe, die vermummten, ummantelten Gestalten der Dämonen.
    Sie scheinen wie Figuren in einem ewigen Spiel, eingefroren in eine unbegreifbare Ordnung.
    Vom Dach der Schattenzone aus beobachten sie schweigend das Treiben tief unter ihnen. Nur ab und an kommt Bewegung in eine Gruppe, und ein Raunen hebt an, wenn die Gezeiten des Chaos sich wenden, wenn in Gorgan oder in Vanga Dinge sich ankündigen, die neue Weichen im stetigen Ringen zwischen Licht und Dunkel stellen.
    Diese Augenblicke häufen sich, denn vieles deutet auf neue Schlachten hin, viele Entwicklungen an verschiedenen Orten streben unaufhaltsam einem Siedepunkt zu. Die dämonische Saat, überall dort gelegt, wo die Menschen ihre Herzen der Finsternis öffnen, geht auf.
    Noch kommt es vor, daß sich das düstere Wallen unter den Kapuzen der Vermummten in zornige Glut verwandelt, wenn die Kräfte des Lichtes Triumphe erringen. Doch der Weg ist bereitet, jeder Rückschlag nur ein scheinbarer. Alles strebt ALLUMEDDON zu, und kein geringerer als Darkon, der Herr der Finsternis selbst, ist es, der nicht müde wird, die Zeit der großen Entscheidungen zu verkünden. So auch nun.
    In die Reihen der Dämonen kommt Leben. In ihrer Mitte erscheint eine weitere dunkle Gestalt, ummantelt und in eine Aura der Unüberwindbarkeit gehüllt. Der Darkon nimmt Form an. Seine Arme sind weit in die Höhe gereckt, und seine lautlose Stimme hallt wider von einem Horizont der unendlichen Ebene bis zum anderen:
    »Ich habe den Körper des Donahin nur vorübergehend verlassen, denn die Dinge auf der Insel der Caer sind in Fluß geraten und in der von uns gewünschten Entwicklung begriffen! Auch der Weg des Barbaren ist vorbestimmt! Das Taurengör Duzella wird Nottr über den Titanenpfad geleiten. Was rechts und links des Weges geschieht, ist ohne Bedeutung für uns. Allein, was an seinem Ende steht, darf zählen!«
    Die Dämonen hören zu. Keiner wagt es, den Darkon zu unterbrechen. »Die Niederlage in stong-nil-lumen wurde in ihr Gegenteil verkehrt!« spricht der Darkon. »Mythor ist fest im Griff der Schlange Yhr und kann seinem Schicksal nicht entgehen. Früher oder später wird er sterben oder zu unserem willfährigen Diener werden. Doch wie sich sein Los auch erfüllen mag – es wird mehr sein als nur sein Tod oder seine Versklavung! Der große Plan sieht anderes mit ihm vor. Er und seine Gefährten sollen mit der gleichen Kraft für die Herrschaft der Finsternis kämpfen, wie sie es nun noch für das Licht tun, denn ALLUMEDDON steht bevor!«
    »ALLUMEDDON!« antwortet ein Raunen, das sich wie schwarzer Nebel über die Ebene legt.
    Und der Herr der Finsternis ruft:
    »Beschwört mir die Schlange Yhr herauf, daß ich mir anhöre, was sie zu sagen hat! Denn seltsam sind ihre Pfade, und es darf nicht geschehen, daß sie den Plan in Gefahr bringt!«
    Die vermummten Gestalten straffen sich, und unter den Kapuzen zeigt sich ein blutrotes Glühen, als habe ein Unsichtbarer ein Feuer des Bösen nach dem anderen entzündet. Hände berühren einander, verborgen unter den weiten Mantelärmeln. Wieder steigt schwarzer Nebel auf, bis über den Köpfen der Dämonen eine mächtige Wolke steht, in der es leuchtet und blitzt.
    »Yhr!« murmeln tausend Stimmen. »Yhr!« hallt der Ruf des Darkon wie Donner.
    Die Wolke formt den Leib einer Schlange, gleißend weiß, doch ein Weiß ohne Helligkeit.
    »Du rufst mich, Herr!« sagt die Schlange.
    »Ich rufe dich, weil ich um dich in Sorge bin, Wurm. In Sorge um die Pfade, die wir dich ziehen sehen müssen! In Sorge darum, daß du dich auf seinen Wegen selbst verstrickst und schließlich um dich selber schlingst!«
    Die Wolke zuckt, streckt sich über die Ebene, wie um zu zeigen, daß die Schlange niemals Gefahr lief, auch nur für einen Augenblick in der Freiheit ihrer Bewegung eingeengt zu sein.
    Und sie zischt:
    »Trübe deinen Geist nicht mit solchen Befürchtungen, Herr! Ich bin es nach wie vor, die den Weg bestimmt, und ich werde es bis in alle Ewigkeit sein, und nur deinem Willen Untertan!«
    Zorn mischt sich in die Stimme des Darkon:
    »Deine Worte bestätigen mich nur in meiner Sorge, Yhr! Sie
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