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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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Elfen-Tipp
    Elfenkönige hinterlassen glitterartigen Staub, angeblich Teil ihrer Seele. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt Seelen haben, aber ich bleibe optimistisch.
     
    Es gibt merkwürdige Menschen, die gern Sportunterricht haben. Von solchen Leuten erwartet man, dass sie stöhnende Laute von sich geben und gern schwitzen. Man erwartet, dass sie Designer-Sportklamotten tragen und Sätze rufen wie: »Mann, wir werden euch das Fürchten lehren.« Ich dagegen tue nichts dergleichen, ehrlich, aber ich gehöre trotzdem zu diesen merkwürdigen Sport-ist-mein-Lieblingsfach-Typen.
    Nicht zuletzt weil der süße Nick in meinem Sportkurs ist. Aber trotz Nick finde ich es heute nicht so wahnsinnig toll, dass ich in einer eiskalten Sporthalle die Tischtennis-Regeln lernen soll. Ich bin nämlich vollauf damit beschäftigt, mir Sorgen zu machen.
    Wir haben uns im Halbkreis um Coach Walsh versammelt. Mit seinen Ausführungen über die Hand-Auge-Koordination ist er schon durch, und die verzwickten Regeln der Angabe sind ebenfalls erklärt. Ich hake mich frierend und zähneklappernd bei meiner besten Freundin Issie unter. Coach Walsh ist mit seinen Erläuterungen fast am Ende, aber Nick ist immer noch nicht aufgetaucht. Ich will keine Angst um ihn haben. Ich will einfach, dass es ihm gut geht. Ich dränge mich noch ein bisschen enger an Issie, als ob es mir dann besser gehen würde. Nick könnte verletzt und zerfleischt irgendwo im Wald liegen. Er könnte verbluten und sterben. Er könnte schon …
    Ich packe Issie am Arm und flüstere: »Wo bleibt er?«
    »Er kommt mal wieder zu spät.« Sie wippt auf den Zehenspitzen und versucht, Ruhe auszustrahlen. Sie weicht nicht vor mir zurück. Issie ist so, sie mag den Kontakt mit anderen Menschen. »Alles in Ordnung mit ihm. Wenn von uns jemand zu spät kommt, denkst du immer gleich, wir wären tot. Du musst das abstellen.«
    »Ich denk doch gar nicht, dass er tot ist«, flüstere ich, während ich mir vorstelle, wie er auf dem schneebedeckten Waldboden verblutet. Über ihm kreisen Krähen. Ein Elfenpfeil ragt aus seiner prachtvollen, muskulösen Brust. Dasselbe hatte ich letzte Woche für Devyn befürchtet, als er sich versehentlich nicht zurückgemeldet hat.
    »Du lügst, was das Zeug hält.« Issie drückt mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. »Aber ich mag dich trotzdem.«
    »Ich mach mir einfach immer um alle Sorgen«, flüstere ich ihr zu. »Wenn ich nicht selbst draußen patrouilliere, komme ich mir so hilflos vor.«
    Coach Walsh bemerkt, dass wir reden. »Aufgepasst, Mädels. Und kein Geküsse mehr!«
    Die anderen kichern. Ich lasse schnell Issies kalten Arm los. Mein Gesicht wird ganz heiß, das bedeutet, dass ich mal wieder dunkelrot anlaufe. Nick findet das süß. Ich beuge mich nach unten und nestle an der Fußkette herum, die Nick mir geschenkt hat: ein feines Goldkettchen, an dem ein winziger Delfin baumelt. Der Delfin erinnert mich an Charleston, denn dort kann man sie direkt von der Uferpromenade aus beobachten. Neben dem Delfin baumelt ein Herz, das erinnert mich an die Liebe, schmalzig, aber wahr. Ich habe schreckliche Angst, dass ich das Kettchen verlieren könnte, aber ich muss es tragen. Es gefällt mir so.
    »Ich zahle für mehr Geknutsche«, ruft ein Idiot. Eigentlich sollte ich wissen, wie er heißt, aber ich kenne immer noch nicht alle Namen. Zum einen bin ich noch nicht lange genug hier, und zum anderen habe ich ein schlechtes Namensgedächtnis.
    Von seinem Rollstuhl aus droht Devyn dem Typen mit der Faust, dabei ist der wahrscheinlich einen Zentner schwerer als er. Coach Walshs Augen funkeln gefährlich, aber dann ignoriert er uns und beginnt damit, uns in Gruppen einzuteilen. Issie, Devyn und ich stehen in der Mitte des auf Hochglanz polierten Hallenbodens. Ich fahre mit der Spitze meiner Laufschuhe über den Boden und streiche meine Hosen glatt.
    »Wo steckt er?«, frage ich jetzt in normaler Lautstärke, weil Coach Walsh sich von uns entfernt hat.
    Devyns Augen bleiben ruhig. Keiner von uns ist abgeklärter oder denkt analytischer als er. Keiner gerät weniger schnell in Panik. Nicht zuletzt deshalb ist Issie inoffiziell in ihn verliebt. »Er ist auf Patrouille, Zara. Er kommt bestimmt jeden Augenblick. Wahrscheinlich ist er aufgehalten worden.«
    »Er sollte nicht allein gehen«, murmle ich.
    »Das kannst du nicht von ihm verlangen.« Devyn streckt die Arme hoch über den Kopf, als ob er seine Schwingen ausbreiten würde. Sogar im
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