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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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schwieg nach dieser Geschichte und ich dachte nach. Und erkannte, was ich für ein Glück gehabt hatte. Meine »Geschichte« mit Dominik war ja sofort und ganz phänomenal an die Wand gefahren, in dem Moment, in dem ich sie aus meiner Gedankenwelt in die Wirklichkeit bringen wollte. Ich sage nur: der Meltdown vorm Zeichensaal. Das war zwar verdammt brutal, aber plötzlich sah ich das alles in einem ganz anderen Licht. Nämlich als glückliche Fügung des Schicksals. Kurz und schmerzhaft statt lang und schmerzhaft. Und ich kapierte endlich, dass Dominik und ich auch absolut nicht zusammenpassen, abgesehen davon, dass ich ihn eigentlich gar nicht kenne, was ja auch nicht gerade einer gelungenen Zweisamkeit förderlich ist. Ich meine … der ist jetzt mit einer wie Nina zusammen! Mit Nina!!! Dem größtmöglichen Gegensatz zu Annette Borgmann! Plötzlich tauchten auch wieder die Bilder auf, in denen Dominik wirklich mit mir gesprochen hatte - vorm Zeichensaal und am Schwarzen Brett -, und beide Male war er irgendwie schnarchig gewesen. Man könnte sogar sagen: lahmarschig. Ganz anders als Malte, der immer was Handfestes sagt oder tut, wenn man ihm begegnet …
    Halt! Was war denn jetzt mit Malte?? Machte ich da genau denselben Fehler? Vergöttern ohne irgendwelche Fakten? Bildete ich mir da auch nur was ein, malte ich mir da auch nur wieder was aus? Annette-die-sich-reinsteigert-wunderbar-unbeirrt-von-der-Wiklichkeit? Ich wollte da jetzt einen Rat zu dieser Frage, hier und jetzt und von meinem Vater. Aber der wollte nicht. Oder konnte nicht. Jedenfalls sagte er nur: »Da musst du selbst wissen, was das Richtige ist. Zum Glück bist du ja nicht nur mir, sondern auch deiner Mutter ähnlich. Die ist unsentimental, vernünftig, kann strukturiert denken und analysieren.«
    Toll. Nicht grad das, was man bei Stress in Liebesdingen hören will …

32. Kapitel
    A uf der Rückfahrt radelte ich wieder am Flussufer entlang und dachte weiter nach. Ob so strukturiert wie meine Mutter, weiß ich nicht. Jedenfalls versuchte ich, die Situation mit Malte mal ganz unsentimental und vernünftig zu analysieren. Das ging erstaunlich gut. Echt, so was sollte man öfter machen! Und das kam dabei heraus: Malte war offenbar an mir interessiert. Hinweise dafür gab es einige. Zum Beispiel war Malte in letzter Zeit oft morgens im Park mit einem Hund, der nicht mal sein eigener war, immer genau dann, wenn ich vorbeiradelte. Zufall? Ich versuchte mich zu erinnern, seit wann ich Malte öfters morgens im Park gesehen hatte. Eine ganze Weile schon, lange vor dem Valentinstag. Dann war Malte sofort bereit, mich nachts um halb eins suchen zu gehen, als Pia bei ihm anrief und sich Sorgen um mich machte. Dann hatte er immer so traurig geguckt, als ich ihm im Park vom Golden Retriever vorgeschwärmt hatte. Und dann hatte er sich in genau das Kostüm meines Lieblingshundes geworfen für die Karnevalsfete. Um mir zu gefallen? Gewirkt hatte es jedenfalls, aber wie! Doch ohne Kostüm hatte ich ihn weder erkannt noch hatte ich Interesse gezeigt, und das hatte ihn sehr mitgenommen.
    Ich musste anhalten und vom Rad steigen. Mir war plötzlich ganz flau, als mir klar wurde, wie Malte sich fühlen musste.
Eine Welle von Mitgefühl stieg in mir hoch und sofort hatte ich den Impuls, zu ihm zu fahren und ihn zu trösten. Denn schließlich weiß niemand so gut wie ich, wie schlimm unglückliche Liebe sich anfühlt. Ich hatte ein Bein schon in der Luft, um wieder aufs Rad zu steigen, da hielt ich inne. Halt, dachte ich mir. Erst mal Bein wieder runternehmen und dann analysieren und strukturiert nachdenken … War ich wirklich an Malte interessiert, auch ohne Hundekostüm? Oder hatte ich - o Graus! - wie Dominik mir gegenüber nur Mitleid mit ihm? Ich legte das Fahrrad ganz zur Seite, setzte mich ans Ufer und begann, flache Steine übers Wasser zu schnippen. Eine riesige Frage stand im Raum. Und in diesem Fall war der Raum der ganze Weltraum, denn ich war ja draußen. Die Frage lautete: Was will ich von Malte?
    Ich hatte mich auf ein langes und möglicherweise ergebnisloses Nachgrübeln eingestellt. Doch die Antwort kam so schnell und war so einfach, dass ich vor Schreck auf den glitschigen Steinen des Flussufers ausrutschte und ins Wasser fiel. Na ja, fast, aber ein Bein war vollkommen nass, das andere bis zum Knie, dazu hatte ich mir wieder blaue Flecken an beiden
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