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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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ins Hauptgebäude lief. Dabei sah ich mir jeden Jungen, der von der Größe her infrage kam, genau an. Alle blau-, grün-, hellbraun- und grauäugigen schieden aus, also fast alle. Nur einer hatte dunkelbraune Augen, aber der war eindeutig zu kräftig gebaut. Solche Turnerschultern hatte er nicht, mein Golden Retriever. Also schon schöne Schultern, aber nicht so extrem.
    Leider muss man Leuten ganz schön lange und mitten ins Gesicht sehen, wenn man im Vorübergehen ihre Augenfarbe erkennen will. Ich bekam schon die ersten irritierten Blicke. Auweia, dachte ich, Nerd-Annette ist wieder unterwegs. Aber es hilft ja nichts. Ich muss ihn finden, koste es, was es wolle! Außerdem hatte ich mich ja schon bis auf die Knochen blamiert
hier an der Schule, es war also schnurz, ob man mich wieder mal für bekloppt hielt. Ja, da war was dran: »Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert.«
    Mit diesem Sinnspruch im Herzen fand ich dann am Schwarzen Brett den Mut, einen infrage kommenden Zehntklässler anzusprechen. Der stand da und schrieb sich ein paar Klassenarbeitstermine ab. Ich prüfte die Augenfarbe: Check! Die Größe: Check! Und den Körperbau: Check! Also stellte ich mich wie beiläufig neben ihn und sagte: »Wuff.« Er zuckte vor Schreck dermaßen zusammen, dass ihm der Stift aus der Hand fiel. Beim Aufheben sah er mich mit großen Augen an. Diese Augen!, dachte ich atemlos. Die könnten es sein! Voller Aufregung zitierte ich mit noch größerer Inbrunst eine weitere Aussage, die am Samstag zwischen mir und dem Golden Retriever gefallen war: »Harf harf!« Leider hatte das nicht die gewünschte Wirkung. Der Zehntklässler ergriff nämlich die Flucht.
    Und als ich noch total enttäuscht hinter ihm her blickte, stand plötzlich Pia neben mir. Sie hatte das alles mitgekriegt und meinte nur: »Pass ein ganz klein bisschen auf, dass sie dich nicht in die Klapse stecken.«
    In unserem Klassenzimmer herrschte dann das übliche vorunterrichtliche Gesumm und Gebrumm. Um Nina hatte sich eine Traube gebildet, denn Nina erzählte lang und breit von sich und Dominik. Dass sie jetzt zusammen sind. Dass sie sich jeden Tag gesehen haben. Dass Dominik waaahnsinnig in sie verliebt ist … Zu meiner eigenen Überraschung machte mir ihr Gelaber kaum etwas aus. Und selbst, als Nina einen großen Knutschfleck am Hals vorführte, dachte ich nur: uh, wie billig. Ich nahm meine gelassene Reaktion als gutes Zeichen, dass ich wirklich drüber weg war, über Dominik. Sicher war das auch ein Effekt, den meine neue Zielperson bewirkte, der Golden Retriever …

    Während ich also noch über all so was nachdachte, ging ich auf Pia zu, die mal wieder eins ihrer kleinen, freundlichruppigen Wortgefechte mit Malte abhielt: »Na, Malte, ist Karneval auch irgendein Kulturimperialismus, den du ablehnst? Auf der Fete am Samstag hab ich dich jedenfalls nicht gesehen.« Noch bevor Malte antworten konnte, trat ich dazu, er sah mich und starrte mich wieder so komisch an wie eben im Park.
    Â»Hallo ihr zwei!«, sagte ich betont locker und versuchte, das blöde Herzklopfen zu ignorieren, das sofort wieder einsetzte. Malte hatte auf jeden Fall die richtigen Augen, schoss es mir plötzlich durch den Kopf, doch da sah er auch schon nach unten, auf seine Hände, die er nun intensiv knetete. Komischer Kauz. Und die Größe?, fragte ich mich. Schwer zu sagen, er saß auf einem Tisch. Und bevor ich noch länger über Malte nachdenken konnte, sagte er auch schon: »Nee, ich war auf keiner Fete.« Und weg war er.
    Nachdem ich mich in der großen Pause noch ein paar Mal mit »Wuff« und »Wa-huu« gegenüber Jungs mit dunklen Augen und passendem Körperbau blamiert hatte, bekamen wir eine schlimme Nachricht. Also, schlimm für mich, alle anderen waren begeistert: Die letzten drei Stunden fielen aus. Offenbar hatten es auch ein paar Lehrer an Karneval übertrieben und waren nicht zum Dienst erschienen. Die faulen Säcke! Ich war schwer angepisst, denn so musste ich meine Golden-Retriever-Suche vorzeitig zwangsbeenden. Entsprechend muffig radelte ich also nach Hause. Als ich den Park schon hinter mir gelassen hatte, gab es in einer Einbahnstraße erst mal einen fetten Rückstau, denn die Müllabfuhr tat ihren Dienst. Wie seltsam, am Mittwoch statt wie sonst am Freitag. Aber klar, der ganze Karnevalsmüll
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