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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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1. Kapitel
    A n einem trüben Februarmorgen lag ich im Bett und wartete darauf, dass mein Wecker klingelte. Bekloppt, ich weiß. Ein normaler Mensch liegt im Bett und schläft, bis der Wecker klingelt. Aber ich werde fast jeden Morgen schon vor dem Weckerklingeln wach und liege dann blöd im Bett rum, zu schlapp zum Aufstehen, aber zu wach zum Weiterschlafen. Und wenn der Wecker dann wirklich klingelt, dann überfällt mich im selben Augenblick eine wahnsinnige Müdigkeit und ich muss unbedingt noch ein bisschen weiterschlummern. Keine effiziente Methode, den Tag zu beginnen, aber so läuft es nun mal.
    Uh! Da ging’s los: Mein Wecker piepte, brutal und durchdringend. Von wegen klingeln! Moderne Wecker klingeln ja nicht, sondern piepen, dass einem vor Schreck das Trommelfell schrumpft. Schnell gab ich dem Wecker eins über den Latz. Aaahh! Ruhe! Wunderbare Ruhe … Und gleich setzte auch die übliche Schläfrigkeit ein. Noch ein bisschen weiterdösen … Nun genoss ich die schöne Eigenschaft meines Weckers: die Snooze-Funktion, also die automatische Weckwiederholung alle fünf Minuten. Ich kuschelte mich noch mal extra tief in die Kissen. Um den vorhin unterbrochenen Traum zu Ende zu träumen. Worum ging’s da noch gerade? Irgendwas mit einem total süßen Hund, einem Golden Retriever …

    Aber wie das so ist mit unterbrochenen Träumen, ich kriegte irgendwie keinen Anschluss mehr. Also beschloss ich, stattdessen meinen Lieblings-schönen-Traum zu träumen: »Ich und Dominik kommen zusammen.«
    Dazu muss man wissen: Dominik ist der wunderbarste Junge an unserer Schule. Weiche, goldblonde Haare, freundlich, sportlich, süß, kommt mit allen klar, Mittelstufensprecher … Und leider absolut nicht meine Liga. Also wenn einer unerreichbar ist für eine wie mich, dann ist das Dominik. Denn ich bin eine zu kurz geratene, pummelige Achtklässlerin, meine Haare sind nicht gold-, sondern haferbreiblond und dazu störrisch, ich bin weder freundlich noch sportlich noch süß, dafür aber dick bebrillt, ich komme nicht mit allen klar und ich bin auch nicht cool, schick oder witzig, dazu eine halbe Streberin mit peinlich guten Noten. Im Hinblick auf Dominik also ein klarer Fall von Game over .
    Wirklich, Dominik und Annette, das passt zusammen wie weißer Tiger und nasse Katze. Wie stolzer Schwan und Donald Duck. Wie prächtiger Adler und pappiges Grillhähnchen. Aber darf ein Mädchen träumen? Es darf! Solange es niemand weiß, und zum Glück weiß ja niemand von meiner geheimen Obsession. Niemand außer meiner besten Freundin Pia. Und selbst die würde umfallen und »Kitschalarm!« brüllen, wenn sie wüsste, was ich mir da im Halbschlaf ausmale …
    Also … Dominik und ich stehen in der Schlange vor dem Kiosk neben unserer Schule. Wenn viel los ist, arbeiten dort zwei Verkäufer, sodass sich zwei Schlangen bilden und wir nebeneinander stehen. Allein das ist schon soo schön! Dominik greift nach einem Schokoriegel. Und wie von einer höheren Macht gelenkt, greife ich nach demselben Riegel. Unsere Hände berühren sich und ich kriege fast einen Blitzschlag davon. Im Ernst, das ging mir durch bis in die Füße und ich
dachte, mir schmelzen die Schuhsohlen! Bis hierher ist mein Lieblings-schöner-Traum sogar wahr. Genauso war es passiert, vor anderthalb Jahren am Kiosk.
    Die Wirklichkeit ging dann leider extrem dämlich weiter: Dominik zog seine Hand zurück und sagte ganz locker und freundlich: »Oh sorry, wolltest du den Schokoriegel?« Dann nahm er sich genauso locker einen anderen, bezahlte und ging. Und ich stand da wie Olga Oberdoof, völlig reglos, als wären meine Schuhsohlen wirklich mit dem Asphalt verschmolzen. Und klar, in so einem Moment kommt natürlich unsere Klassentusse Nina vorbei und meinte in ihrer typisch verzickten Art: »Na Annette, biste angewachsen?« Wenn die gewusst hätte, wie nah sie an der Realität dran war!
    Klarer Fall, dass das Ende dieser Geschichte dringend umgeschrieben werden musste. Und so schuf ich an diesem Morgen folgende Version:
    Auch Dominik trifft es wie der Blitz, als unsere Hände sich berühren. Er wendet sich mir zu, sieht mich an, nimmt meine Hand - neuer Blitz! - und sagt ganz leise: »Annette …« Dann zieht er mich vom Kiosk weg, hin zu der Rosenhecke des kleinen Parks ganz in der Nähe. Dort steht eine Bank,
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