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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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benutzen konnte. Also alles perfekt für einen gelungenen Straßenkarneval. Doch während die anderen schunkelten, sangen, Bonbons und Blumensträußchen fingen, kriegte ich davon nicht viel mit. Ich suchte nur nach goldbraunem Plüsch. Die Hasen, Kängurus, Löwen, Bären und Affen kann man gar nicht zählen, die ich in der Hoffnung verfolgt hatte, sie seien mein Golden Retriever. Einmal war sogar ein Kamel dabei. Und ein Erdmännchen. Aber nie er. Nie mein dunkeläugiger, einfühlsamer Tanzhund.
    Am Abend war ich zum Glück so kaputt, dass ich bald einschlief, ohne mich noch allzu lange über meine eigene Blödheit ärgern zu können. Aber am nächsten Morgen war ich schon um Viertel vor sechs wach und quälte mich stundenlang mit Selbstvorwürfen. Warum hatte ich den Golden Retriever nicht nach seinem Namen gefragt? Warum nicht nach seiner Handynummer? Warum? Warum? Warum?

    Der Rosenmontag verlief dann ähnlich wie der Karnevalssonntag, nur dass Pia und ich diesmal mit meinem Vater und einer Gruppe seiner Freunde unterwegs waren. Am Karnevalsdienstag hatte Pia dann genug und war durch nichts zu bewegen, noch mal zu den kleineren Umzügen in den Stadtvierteln zu gehen. Auch meine Mutter und mein Vater wollten nicht. Allein durfte ich nicht. Also verbrachte ich den Tag stinksauer und mit wachsender Verzweiflung zu Hause. Ich versuchte, auf den Livewebseiten der Verkehrsüberwachung im Internet jemandem im Golden-Retriever-Kostüm zu erspähen. Das war aber ein komplett hoffnungsloses Unterfangen, die Bilder waren viel zu unscharf. Ich musste also meine Hoffnung begraben, den Golden Retriever im Straßenkarneval wiederzufinden. Arrrrggghhhh!!!
    In meiner Verzweiflung, die am Dienstagabend einen bösen Höhepunkt erreicht hatte, spielte ich noch mal Poesie-Roulette mit dem Poesiealbum meiner Mutter. Hier das glorreiche Ergebnis:
    Lerne Ordnung, liebe sie.
Sie erspart dir Zeit und Müh.
    Noch Fragen?? Ich hätte dem verdammten Buch um ein Haar Gewalt angetan.

30. Kapitel
    A m Aschermittwoch ist alles vorbei«, heißt es ja in einem alten Karnevalslied. Aber auf mich traf das nicht zu. Kein bisschen. Denn am Aschermittwoch ging mein Golden-Retriever-Wahn erst richtig los! Denn sollte der Hundekostümträger von unserer Schule sein, bestand ab sofort die Möglichkeit, dass ich ihm dort begegnete. Dass er mich erkannte und ansprach und/oder umgekehrt. Wieder mal war ich also verdammt nervös, als ich mich morgens für die Schule fertig machte. Oder o. k., ich gebe es zu … zurechtmachte. Ich hatte ja dank Karneval jetzt etwas Routine im Schminken, denn außer am Abend der Fete hatte ich mich immer selbst für mein Kostüm geschminkt, und so schaffte ich das diesmal sogar trotz des mittelschweren Tatters, den ich in den Händen hatte. Meine Mutter ahnte garantiert, dass irgendwas los war, aber sie verfolgte offenbar weiterhin die neue Linie »Keine Fragen stellen«. Danke, Mama!
    Gut zehn Minuten früher als normalerweise radelte ich schon durch den Park. Da sah ich Malte, der wie so oft mit Into, dem Mops-Terrier seiner Nachbarn, Gassi ging. Nichts gegen Malte, absolut nicht, aber ich war wegen meiner Golden-Retriever-Hoffnung so nervös, dass ich nicht wusste, ob ich jetzt so ganz locker ein Schwätzchen halten wollte. Ich wäre am liebsten freundlich winkend an ihm vorbeigefahren,
aber er stand mitten auf dem Weg und hatte neben dem Hund auch noch eine riesige Sporttasche dabei. Also bremste ich und hielt an.
    Â»Hallo, Malte.« Kurze Pause. Malte wirkte etwas - verlangsamt. Und sogar Into, der Hund, war ganz ruhig und sah mich nur an.
    Â»Hallo, Annette.« Malte starrte mich an. Ich erschrak ein bisschen. Hatte er Fieber? Seine Augen glänzten so seltsam.
    Â»Alles o. k.?«, fragte ich. Wieder eine kurze Pause.
    Â»Ich hoffe es. Ich hoffe es sehr«, sagte Malte mit großem Ernst.
    Hä? Was war los mit dem? Irgendwie wurde mir das alles zu viel. Ich stieg wieder auf mein Rad und sagte so locker wie möglich: »Tja, äh … Bis später dann!«, und radelte davon. Dabei klopfte mir das Herz bis zum Hals. Mann, dachte ich, ich muss ja ein komplettes Nervenbündel sein, wenn mich eine Begegnung mit Malte so aus der Fassung bringt!
    Bis zur Schule hatte ich das Herzklopfen wieder im Griff. Nur die Knie waren noch etwas weich, als ich vom wie immer prallvollen Fahrradschuppen über den Hof
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