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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
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1. Kapitel
    DIE VERGANGENHEIT – 5000 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
    Der größte der Monde von Phaegon III verglühte unter der gnadenlosen Kanonade der vierundsechzig speziell ausgerüsteten Kreuzer. Diese Schiffe waren kaum mehr als gewaltige Waffen, eingepackt in dicke Stahlplatten und mit gerade genug Schaltkreisen und Elektronik, um sie von einem Ort zum nächsten zu bringen. Ihre silberglänzenden Umrisse bewegten sich in präziser Formation durch die Schwärze des Alls, während sie einen beständigen Strom gleißender Vernichtung spien. Dass der Anblick imposant war, überraschte Saes nicht – dass er etwas Ästhetisches, Schönes an sich hatte allerdings schon. Wie, fragte er sich, konnte so unvorstellbare Verwüstung nur in so bezaubernden, warmen Farben erstrahlen?
    Schillernde Plasmablitze zuckten vom Bug eines jeden Kreuzers auf den dichtbewaldeten Mond hinab, wo sie ein engmaschiges Netz aus Vernichtung und Qual woben. Das tiefe Grün leuchtete auf, verwandelte sich in loderndes Rot und verkümmerte dann zu einem verkohlten Schwarz. Eine dunkle Wolke aus Qualm und Staub breitete sich einem Leichentuch gleich in der Atmosphäre aus, und sie wurde rasch größer, als die Schiffe ihren Beschuss fortsetzten und die Oberfläche des Trabanten systematisch verdampften.
    Das grelle Lodern füllte die Sichtfenster der Herold , und im Vergleich dazu verblasste der Schein der Sonne, die wie ein orangefarbener Lampion im Zentrum des Systems hing. Abgesehen vom gelegentlichen Piepsen eines Droiden und ein paar geflüsterten Worten ging die Brückenbesatzung ihrer Arbeit schweigend nach, und die Augen der Männer und Frauen wanderten zwischen ihren Instrumenten und den Sichtfenstern hin und her. Aus den Lautsprechern ertönten die Funksprüche der anderen Kreuzer – Meldungen, die vom planmäßigen Verlauf der Operation kündeten und sich zu einem optimistischen Summen vermengten. Die ruhige Atmosphäre auf der Brücke bildete einen krassen Gegensatz zum Chaos und der Vernichtung auf dem Mond. Saes’ scharfer Geruchssinn nahm den Schweiß der größtenteils menschlichen Crew wahr, gewürzt mit Adrenalin und Anspannung.
    Während er dem Tode des Mondes beiwohnte, musste er unwillkürlich an die Daelfrüchte denken, die er als Kind so oft gegessen hatte. Zahlreiche Nachmittage hatte er damit zugebracht, unter der Sonne seiner Heimatwelt die raue, harte Schale aufzubrechen, um an das süße, weißliche Fruchtfleisch zu gelangen. Das Prinzip, dem diese Operation folgte, war im Grunde dasselbe, nur dass er heute einen ganzen Mond schälte. Und das süße Fruchtfleisch, das unter der baumbedeckten Oberfläche lag, war ein Erz namens Lignan, das sie abbauten, damit es den Sith beim Kampf um Kirrek einen entscheidenden Vorteil verschafft. Auch Saes’ Stellung in der Hierarchie des Ordens würde diese Operation stärken. Der Einzige, der seinem Aufstieg dann noch im Weg stünde, wäre Shar Dakhon. Natürlich würde Saes ihn nicht sofort herausfordern – er war noch nicht lange genug ein Sith –, aber sobald sich eine günstige Gelegenheit bot, würde er bereit sein.
    Im ungezügelten Ehrgeiz liegt die Wurzel des Bösen, hatte Relin ihn einst gewarnt.
    Saes lächelte. Was für ein Narr sein ehemaliger Meister doch gewesen war. Naga Sadow belohnte Ehrgeiz.
    »Status?«, fragte er 8K6. Der Wissenschaftsdroide wandte sich von seinem Instrumentenpult ab und blickte Saes aus gelben Augen an. Die Plasmastrahlen, die jenseits der Sichtfenster loderten, spiegelten sich auf seiner silberglänzenden Hülle.
    »Siebenunddreißig Prozent der Mondkruste sind vernichtet.«
    Da der Droide kabellos mit seiner Konsole verbunden war, musste er sich nicht erst wieder dem Bildschirm zuwenden, um den Fortschritt der Operation zu erfassen, und so fuhr er mit monotoner Stimme fort: »Achtunddreißig Prozent. Neununddreißig Prozent.«
    Der Sith nickte und drehte sich wieder den Sichtfenstern zu, woraufhin der Droide verstummte.
    Trotz der großen Entfernung zwischen der Herold und dem grünen Mond trug die Macht das Grauen und den Schmerz der Lebewesen, die im Plasmaregen vergingen, in Saes’ Bewusstsein. Die Wälder wurden zwar lediglich von niederen Primaten bewohnt, aber ihre Gefühle waren deshalb nicht weniger intensiv. Er konnte sich die kleinen Kreaturen bildlich vorstellen, wie sie sich panisch kreischend von einem Ast zum nächsten hangelten, während die Wand aus Feuer und Rauch immer näher kam – und sie letztendlich
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