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Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Titel: Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson
Autoren: Hakan Nesser
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Einleitende Bemerkungen

    von Håkan Nesser

    M ein Buch Kim Novak badete nie im See von Genezareth kam in meiner Heimat Schweden im Frühling 1998 heraus, fünf Jahre später war es auch in Deutschland so weit. Es erhielt von den meisten Rezensenten gute Besprechungen, einige lobten es über den grünen Klee, nannten es einen kommenden Klassiker, andere waren gemäßigter, mussten jedoch ebenfalls anerkennen, dass es sich um einen Pubertätsroman handelte, der darauf hindeutete, dass der Autor eine Hand fürs Erzählen habe.
    Dass es außerdem um einen rätselhaften Mordfall ging, wurde natürlich auch bemerkt, viele waren der Meinung, dass der Mord an sich unnötig gewesen sei (wobei ich der Erste bin, der ihnen da zustimmt, Mord ist in den meisten Fällen unnötig,
gehört aber leider in die sogenannte Wirklichkeit) – Berra Albertssons brutales Dahinscheiden störe in gewisser Weise die Erzählung, wie sie meinten. Andere Kritiker fanden, das Buch habe sozusagen mitten in der Erzählung das Genre gewechselt, als es plötzlich zum »SCHRECKLICHEN« kam.
    Wieder andere, die das Buch in Tageszeitungen und anderswo rezensierten, meinten zu erahnen, dass reale Ereignisse den Hintergrund abgegeben hätten, dass der Mord am unsympathischen Handballstar tatsächlich stattgefunden hätte – wenn auch in einem anderen Milieu und unter anderen Umständen. Schon früh wurde ich genau danach gefragt: inwieweit mein Buch auf einer wahren Geschichte beruhe, und ich verneinte dies immer entschieden.
    Nun sind zehn Jahre vergangen, und es ist an der Zeit, den Schleier zu lüften und zuzugeben, dass letztgenannte Kritiker (so viele waren es nun auch wieder nicht, aber auf jeden Fall mehr als drei) den Nagel mehr oder weniger auf den Kopf getroffen haben. Das Buch ist auf einem authentischen Mordfall aufgebaut, aber aus verschiedenen
Gründen habe ich mich – bis zum heutigen Tag – gezwungen gesehen, diese Tatsache zu leugnen. Aus den gleichen Gründen habe ich mich damals auch beharrlich geweigert, im Buch selbst zu sagen, wer letztendlich der Mörder gewesen sein musste – einfach um die Beteiligten zu schützen. Als ich in diesen frühen Tagen am Manuskript arbeitete, die Fakten zusammentrug und mit den Menschen sprach, die auf unterschiedliche Weise in den Fall verwickelt waren, trafen wir eine Vereinbarung. Das war die Voraussetzung für das Ganze. Zwar war das Verbrechen bereits damals (Mitte der Neunzigerjahre) verjährt, aber für bestimmte moralische und ethische Fragen beziehungsweise Überlegungen gibt es keine Verjährung.
    Früh schon habe ich erklärt, dass ich den Mörder offenlegen würde, sobald zehn Jahre nach der erstmaligen Publikation des Buches vergangen sein sollten. Ich habe nicht genau nachgezählt, aber ich denke, dass ich in dieser Sache über zweitausend Anfragen bekommen habe, brieflich oder per E-Mail. Wann immer ich als Autor in Schweden oder anderswo auftrat, tauchte fast regelmäßig
diese Frage auf, auch wenn ganz andere Bücher im Mittelpunkt standen. Wer war es, wer hat es getan? Wer war derjenige, der Kanonen-Berra mit dem Vorschlaghammer den Schädel eingeschlagen hat? Beharrlich habe ich mich geweigert, darauf zu antworten. Meine Frau hat gedrängelt, meine Kinder haben gequengelt, aber nicht eine Sekunde bin ich schwach geworden.
    Da das Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, gibt es einen realen Mörder. Alle Namen im Buch sind fingiert, ebenso gewisse Orte und gewisse Zeitpunkte. Der Erzähler im Buch, Erik Wassman, heißt in Wirklichkeit ganz anders (er ist immer noch am Leben, ich werde später darauf zurückkommen), Ewa Kaludis hat (hatte) in Wirklichkeit einen anderen Namen, ebenso Edmund Wester, Arsch-Enok, und all die anderen. Der See von Genezareth heißt nicht Möckeln, und ich denke gar nicht daran zu verraten, wo er wirklich liegt, nicht einmal heute.
    Aber ich denke durchaus daran offenzulegen, wie es um die Mordfrage selbst bestellt ist – soweit es sich im Rahmen des Romans bewegt –, das habe
ich den Lesern versprochen, und Versprechen muss man halten. Bislang hatte ich nie erwartet, dass es größere Komplikationen wegen dieser Enthüllung geben könnte, aber in letzter Zeit hat sich die Lage leider komplizierter entwickelt als gedacht. Ich hoffe, dass im Folgenden deutlich werden wird, auf welche Art und Weise.
    Das Einzige, was ich in so einer Situation tun kann, ist natürlich, die Karten auf den Tisch zu legen – alle Fakten und Indizien preiszugeben –, und
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