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Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Titel: Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson
Autoren: Hakan Nesser
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dass Ewa auch Eriks mögliche Rolle in diesem Mordfall beleuchtet hat. Sie behauptete, sie hätte bei mehreren Gelegenheiten immer wieder versucht, ihm eine Antwort zu entlocken – letztlich vergebens, aber in einem Punkt war sie sich im Laufe der Jahre immer sicherer geworden: Erik wusste, wer der Mörder war.
    Ich fragte geradeheraus, was genau dies nun heißen sollte, aber das war eine Frage, die Ewa selbst nie hatte klären können. Behauptete sie zumindest. Die einfachste Variante war natürlich, dass Erik selbst die Tat begangen hatte, aber ebenso gut hätte er ja auch auf andere Weise Kenntnis von den Geschehnissen erhalten können. Er hätte Zeuge der Tat sein können, oder aber der Mörder hätte es ihm erzählen können. Edmund oder
Henry. Nach mehreren Tassen Tee und weiteren Spekulationen fragte ich meine Schwester, was sie denn glaube, und in dem Moment, in dem ich das Wort »glaube« aussprach, war mir klar, dass sie mich genau dort hatte haben wollen. Sie wollte, dass ich das Wort »glaube« statt »wisse« benutzte. In den vergangenen Stunden hatte ich ein Gefühl der Nähe dort am Küchentisch verspürt, aber plötzlich musste ich feststellen, dass der Abstand – dieser Abstand, der immer zwischen uns bestanden hatte – wieder da war.
    Sie beantwortete meine Frage nicht, lächelte nur ein halbherziges Lächeln, während sie den Kopf schüttelte, und kurz darauf verabschiedete ich mich von ihr. Ich hatte ein Zimmer im Hotel Lorenzberg genommen. Ewa rief ein Taxi, und ich wünschte, wir hätten Tränen in den Augen gehabt, als wir uns voneinander verabschiedeten. Aber die hatten wir nicht, keine von uns.
    Es war das letzte Mal, dass wir uns sahen, aus verschiedenen Gründen war es mir nicht einmal möglich, einige Jahre später an ihrer Beerdigung teilzunehmen.

    Lieber Herr Nesser, urteilen Sie selbst, was diese Informationen wert sind. Ich kann weder den Wert noch den Wahrheitsgehalt dessen beurteilen, was ich an diesem Abend gehört habe, aber jetzt, wo Sie planen, die Wahrheit an den Tag zu bringen, da möchte ich nur, dass auch alle Steine wirklich umgedreht werden.
    Zusammenfassend waren es drei Dinge, die meine Schwester mit einiger Beharrlichkeit behauptete: 1. dass sie selbst unschuldig ist an dem Mord. 2. dass Erik wusste, wer der Mörder war. 3. dass Henry behauptete, dass beide Jungen unschuldig waren.
    Mir kommt es so vor, als widersprächen sich diese drei Aussagen irgendwie, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Erik Wassmans Grippe an diesem Abend echt oder nur gespielt war. Ich habe in der guten Stunde, die er uns Gesellschaft leistete und Frikadellen mit Zwiebeln und Preiselbeeren in sich hineinschaufelte, jedenfalls keine offensichtlichen Krankheitszeichen an ihm feststellen können. Ich habe versucht, mir ins Gedächtnis zu rufen, was
wir zum Dessert hatten, aber daran kann ich mich einfach nicht mehr erinnern. Vielleicht begnügten wir uns ja auch nur mit Tee, ja, wir tranken dazu auch ein paar Gläschen Likör.
    Hiermit verbleibe ich hochachtungsvoll, und bitte verzeihen Sie mir meine sprachlichen Ungenauigkeiten, ich weiß, dass Sie viele Jahre lang Schwedischlehrer waren!

    Anja Kaludis

Die Wahrheit in diesem Fall?

    von Håkan Nesser

    I m folgenden Kapitel werde ich meine Pflicht tun. Das heißt, ich werde erklären, was tatsächlich in dem Buch geschah, dem ich den Titel gab: Kim Novak badete nie im See von Genezareth – und in der Realität, soweit ich es verstanden habe. Es sind jetzt über zehn Jahre vergangen, seit das Buch erschienen ist – sechsundvierzig, seit der Mord tatsächlich stattgefunden hat –, und schließlich habe ich es versprochen.
    Es war folgendermaßen: Während meiner Recherchen unterhielt ich mich mit unzähligen Personen, die auf irgendeine Art und Weise etwas über die Geschehnisse bei Genezareth im Sommer des Jahres 1962 wussten – doch meine Hauptquelle, das war die Person, die im Buch das Wort führt und der ich den Namen Erik Wassman gab. In den
Jahren 1993 – 95 trafen wir uns ungefähr zehn Mal, und wir führten lange Gespräche über das, was in dem besagten Sommer passiert war; anfangs sträubte er sich ein wenig, aber mit der Zeit zeigte er eine immer größere Bereitschaft, sich zu erinnern und zu erzählen – als hätte er das Bedürfnis dazu, bräuchte aber eine Art Katalysator, damit er loslegen konnte.
    Als ich die erste Rohfassung meines Manuskripts fertig gestellt hatte, ließ ich es ihn
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