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Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson

Titel: Die Wahrheit über Kim Novak und den Mord an Berra Albertsson
Autoren: Hakan Nesser
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lesen. Ich erinnere mich immer noch an seinen Kommentar, als er es durchgearbeitet hatte, es war im Juni 1996, er rief mich mitten in der Nacht an und platzte sofort heraus: »Wahnsinn! Genau so ist es gewesen. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!«
    Es ist möglich, dass er zu diesem Zeitpunkt etwas betrunken war, aber im Prinzip hat er seinen Standpunkt danach nie mehr geändert. Er hatte nur gegen die eine oder andere Kleinigkeit Einwendungen, aber was die wesentlichen Punkte betraf, so war er der Meinung, dass ich das Geschehen korrekt wiedergegeben hätte.
    Wir hatten vorher eine Vereinbarung getroffen,
wonach die Antwort auf die Frage, wer Bertil Albertsson tatsächlich ermordet hatte, weitgehend im Ungewissen bleiben sollte – er wollte sich selbst und gewisse Personen, die ihm nahe standen, schützen, wie er behauptete. In der Realität gab es diese Unklarheit indes nicht. Der Erik Wassman aus dem Buch war derjenige, der dem unsympathischen Handballspieler in jener Nacht Anfang Juli mit dem Vorschlaghammer auf den Kopf schlug (auch wenn der Berra aus der Realität natürlich nichts mit dieser Sportart zu tun hatte). Bereits bei unserem dritten Gespräch hatte Erik mir das gestanden.
    Er hatte die Tat in einem Zustand von Panik und Entschlossenheit begangen, wie er mir erklärte; die Panik war eskaliert, als er erkannt hatte, dass es ihm tatsächlich gelungen war, Albertsson zu erschlagen, genau in dem Moment, als dieser auf dem kleinen Parkplatz oberhalb von Genezareth aus seinem Auto steigen wollte.
    Er hatte den Vorschlaghammer von sich geworfen und war anschließend zu Tode erschrocken eine gute Stunde im Wald herumgeirrt. Als er zu
seinem und Edmunds Zimmer im oberen Stockwerk des Hauses zurückkam, lag sein Kamerad bereits im Bett und schlief tief und fest, und erst da ging Erik auf, dass er sich ja um die Mordwaffe kümmern musste; also begab er sich noch einmal zurück auf den Parkplatz, wo die Leiche immer noch halb aus dem Auto heraushing, so wie er sie verlassen hatte – doch wie gründlich er auch suchte, er konnte den Vorschlaghammer nicht finden. Es war bereits kurz vor halb vier, als er in sein Bett kroch und es ihm endlich gelang, ein paar Stunden Schlaf zu finden, bevor Lasse Snedtrut am nächsten Morgen schreiend auf dem Vorhof stand.
    Eine letztendliche Antwort auf die Frage, wo die Mordwaffe geblieben war, erhielt Erik Wassman erst, als er viele Jahre später am Sterbebett von Edmund Wester saß. Edmund berichtete Erik, dass er den Vorschlaghammer in dieser Nacht vergraben hatte; er war nicht Zeuge des Mordes gewesen – nur fast –, hatte aber geahnt, dass Erik der Täter gewesen war. Dass sein Freund ein Mörder war, war eine Tatsache, die so unerhört war, dass er sie Erik gegenüber nicht zur Sprache bringen
konnte, eine so schwere und ernsthafte Anklage, dass es ihm nicht gelang, sie auszusprechen. Auch wenn er selbst genau wie Erik der Meinung war, dass Bertil Albertsson der ungekrönte König aller Arschlöcher war. Ein Mord war und blieb ein Mord.
    Nach dem Gespräch auf der Bettkante konnte Erik mit Hilfe von Edmunds Angaben nach Genezareth zurückkehren, die Waffe ausgraben, die dort in ihrem Versteck mehr oder weniger ein Vierteljahrhundert verborgen gelegen hatte, und sie zu einer bedeutend sichereren endgültigen Verwahrung in einem See in der Gegend von Skara verfrachten.
    Ein Detail, das Buch und Wirklichkeit unterscheidet: Erik Wassman hat in diesem Sommer niemals Agatha Christies Buch Alibi gelesen, ein Kriminalroman, in dem der Erzähler identisch mit dem Täter ist. Aber er hatte ihn im Frühling gelesen, und er war es, der vorschlug, ich solle das als diskreten Hinweis in mein Buch einarbeiten. Wie bei fast all seinen Vorschlägen folgte ich auch diesem.

    Ja, auf diese Art und Weise hat es sich also zugetragen. Auf jeden Fall sah es so aus, bis in unsere Tage – 2008 – hinein und bis zu den sonderbaren Informationen, die sozusagen in der elften Stunde eintrudelten, zu denen ich im letzten Abschnitt dieses Büchleins Stellung nehmen werde. Sicherheitshalber möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass ich keine Mühe gescheut habe, meiner heiklen Aufgabe gerecht zu werden – ich habe diese Dokumente ohne Rücksicht auf meine eigenen Interessen oder meine eigenen Ziele in diesem Büchlein aufgenommen, und jetzt liegt es bei jedem Leser selbst, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

Dokument, Edmund Wester betreffend

    Folgendes Dokument ist die Abschrift
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