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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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    Ich sage die Wahrheit. Sie lügen.
    Ich bin stark. Sie sind schwach.
    Ich bin gut.
    Sie sind schlecht.
     
    Der Job taugte nichts, aber Doyle wurde dafür bezahlt.
    Warum jemand fünfmal pro Woche fünfzehn Piepen die Stunde für drei Stunden pro Tag abdrückte, um die leere Hülse eines Monsterhauses von einem reichen Idioten überwachen zu lassen, würde er niemals kapieren.
    Das Nachschauen dauerte fünfzehn Minuten. Wenn er langsam ging. Die übrige Zeit hockte Doyle herum, aß seine Brotzeit, hörte Cheap Trick auf seinem Walkman.
    Dachte daran, dass er ein richtiger Cop sein könnte, wenn sein Knie nicht alles vermasselt hätte.
    Wenn die Firma sagte, geh hin, ging er.
    Als die letzte Rate des Invalidenzuschusses durch war, hatte er sich auf Teilzeitarbeit eingelassen, ohne Beihilfe. Musste sogar für das Waschen seiner eigenen Uniform bezahlen.
    Einmal hörte er zwei andere Typen hinter seinem Rücken reden.
    Der Krüppel hat Glück, dass er überhaupt was kriegt.
    Als ob das alles seine Schuld wäre. Er hatte 0,5 Promille Alkohol im Blut gehabt, was nicht einmal annähernd illegal war. Der Baum war wie aus dem Nichts aufgetaucht.
    Bei dem Wort Krüppel wurde Doyle heiß im Gesicht und um die Brust, aber er hielt wie immer den Mund. Eines Tages…
    Er parkte den Taurus auf einem Stück Erde unmittelbar vor dem Maschendraht, stopfte sein Hemd fester in die Hose.
    Sieben Uhr morgens, ruhig, bis auf das Krächzen der dämlichen Krähen.
    Eine Wohngegend für reiche Idioten, aber hier war der Himmel genauso beschissen milchig grau wie in Burbank, wo Doyles Apartment war.
    Nichts regte sich an der Borodi Lane. Wie üblich. Wen Doyle hin und wieder sah, waren nur Hausmädchen und Gärtner. Die reichen Idioten bezahlten dafür, hier zu wohnen, aber sie wohnten nie hier - eine Monstervilla nach der anderen, abgeschirmt von hohen Bäumen und hohen Toren. Einen Gehsteig gab es auch nicht. Was sollte das alles?
    Hin und wieder kam eine verkniffen dreinblickende, elend aussehende Blondine im Trainingsanzug vorbei. Sie kam vom Rodeo Drive und joggte mitten auf der Straße. Nie vor zehn allerdings - die Sorte von Tussis schlief lange und frühstückte im Bett; danach standen Massagen auf dem Plan, was auch immer. Eine wie die fläzte sich in Satinlaken und ließ sich von Hausmädchen und Butlern bedienen, bevor sie die Kraft aufbrachte, ihren dürren Hintern und die langen Beine in Bewegung zu setzen.
    Trabte mitten auf der Straße entlang, bis irgendwann mal ein Rolls-Royce angerast kam, und dann kawumm. Das wäre doch mal was!
    Doyle holte seinen mit Tarnfarben gemusterten Brotzeitbehälter aus dem Kofferraum, ging auf die zweistöckige Sperrholzhülse zu. Der zweite Stock bestand nur aus diesem idiotischen Schlossdingens - irgendeinem Turm. Das unfertige Skelett eines Hauses, das so groß gewesen wäre wie ein… wie ein… Disneyschloss.
    Fantasieland. Doyle hatte alles abgeschritten und war auf gut achtzehnhundert Quadratmeter gekommen, mindestens. Ein zwei Morgen großes Grundstück, vielleicht sogar zweieinhalb.
    Eingerüstet, die tragenden Teile hochgezogen und mit Sperrholz verschalt, dann hatte aus irgendeinem Grund, den er nie erfahren hatte, alles aufgehört. Das Disneyschloss war nicht mehr als ein verzogener grauer Haufen mit rotbraunen Rostschlieren von den Nägeln.
    Durch die verrottenden Dachsparren war der schmutzige graue Himmel zu sehen. An heißen Tagen drückte sich Doyle in eine Ecke, um Schatten zu haben.
    Draußen, hinter der planierten braunen Erde, stand ein altes Baustellenklo, das samt Chemikalien einfach vergessen worden war. Die Tür schloss nicht mehr gut, und manchmal fand Doyle Kojotenkacke drin, manchmal auch Mäusedreck.
    Wenn ihm danach zumute war, pisste er einfach auf den Boden.
    Da hatte jemand so viel Geld hingelegt, um Fantasieland zu bauen, und hörte dann einfach auf. Das muss man sich mal vorstellen.
    Er hatte heute eine gute Brotzeit dabei, ein Roastbeefsandwich von Arby’s, bloß schade, dass er die Soße dazu nirgendwo wärmen konnte. Doyle öffnete den Behälter und schnupperte. Nicht schlecht. Er ging zu dem Maschendrahttor … aber was zum - Das blöde Ding war so weit aufgezogen, wie es die Kette zuließ, also etwa einen halben bis einen Dreiviertelmeter. Bis auf einen fetten Idioten konnte sich da jeder mühelos durchzwängen.
    Die Kette war schon immer zu lang gewesen, um das Tor richtig zuzuhalten, so dass das Schloss nutzlos war, aber Doyle achtete darauf, dass
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