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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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das Licht verdeckte und in den Augen brannte.
    Ich zog Grandma zur Hintertür und stieß sie auf den Hof hinaus.
    »Bist du noch heil?« rief ich.
    »Er wollte mich umbringen«, sagte sie. »Er wollte dich auch umbringen.«
    »Ja.«
    »Schrecklich, was aus manchen Leuten wird. Sie verlieren jeglichen Respekt vor dem Leben.«
    »Ja.«
    Grandma sah zum Haus zurück. »Gut, daß nicht alle so sind wie Kenny. Gut, daß es noch ein paar anständige Menschen gibt.«
    »Menschen wie wir«, sagte ich.
    »Stimmt, aber ich dachte eher an Dirty Harry.«
    »Du hast den beiden ganz schön den Marsch geblasen.«
    »Davon träume ich schon seit Jahren. So hat auch dieses unerfreuliche Erlebnis seine guten Seiten.«
    »Kannst du nach vorn zum Haupteingang gehen und Morelli suchen?«
    Grandma schlurfte auf die Einfahrt zu. »Wenn er da ist, finde ich ihn.«
    Kenny war genau gegenüber von uns gewesen, als wir die Flucht ergriffen. Entweder war er die Treppe hinaufgelaufen, oder er war immer noch im Keller und versuchte sich zur Hintertür durchzuschlagen. Die zweite Möglichkeit hielt ich für wahrscheinlicher. Im Erdgeschoß waren zu viele Leute.
    Ich stand keine zehn Meter von der Tür entfernt und wußte nicht, was ich tun sollte, falls Kenny tatsächlich herauskam. Ich hatte weder ein Schießeisen noch Tränengas. Ich hatte nicht einmal eine Taschenlampe. Sicherlich wäre es das Klügste, mich zu verdrücken und Kenny zu vergessen. Für die paar Kröten lohnte es sich nicht, Kopf und Kragen zu riskieren.
    Aber ich konnte mir nichts vormachen. Es ging längst nicht mehr um Geld. Es ging nur noch um Grandma.
    Wieder kam es zu einer kleineren Explosion, und hinter den Küchenfenstern loderten Flammen auf. Auf der Straße schrien Leute, von fern waren Sirenen zu hören. Eine Rauchwolke quoll aus der Kellertür, eine Rauchwolke in Menschengestalt. Ein Höllenwesen, vom Feuerschein umzuckt. Kenny.
    Er bückte sich, hustete und holte ein paarmal tief Luft. Seine Hände hingen leer herunter. Anscheinend hatte er keine Waffe gefunden. Glück für mich. Kenny blickte sich verstohlen um und kam direkt auf mich zu. Mir wäre das Herz fast stehenge' blieben, aber dann merkte ich, daß er mich gar nicht gesehen hatte. Ich stand im Schatten des Hauses, mitten auf seinem Fluchtweg. Er wollte sich um die Garage herumschleichen und in den kleinen Gassen des Viertels verschwinden.
    Vor dem Brüllen des Feuers waren seine Schritte nicht zu hören. Er war keine zwei Meter mehr von mir entfernt, als er mich entdeckte. Unsere Blicke trafen sich, und er blieb wie angewurzelt stehen. Statt davonzulaufen, stürzte er sich mit einem Fluch auf mich, und wir gingen zu Boden. Ich verpaßte ihm einen saftigen Stoß mit dem Knie und rammte ihm den Daumen ins Auge.
    Kenny riß sich heulend los und kam auf alle viere hoch. Ich packte seinen Fuß und ging wieder zu Boden. Dann wälzten wir uns tretend, boxend und fluchend noch ein bißchen auf der Erde herum.
    Er war größer und stärker als ich. Ob er auch irrer als ich war, darüber könnte man streiten.
    Ich hatte die Wut auf meiner Seite. Kenny war verzweifelt, aber ich war außer mir vor Wut.
    Ich wollte ihn nicht nur aufhalten… ich wollte ihn verletzen. Wer gibt so etwas schon gern zu? Ich nicht. Ich hatte mich bis dahin noch nie als gemeine, rachsüchtige Person gesehen. So kann man sich irren.
    Ich machte eine Faust und verpaßte ihm einen derart saftigen Rückhandschlag, daß mir die Schockwellen den Arm hinaufliefen. Es knackte, Kenny ächzte und schlug mit ausgebreiteten Armen um sich.
    Ich krallte mich in sein Hemd und rief um Hilfe.
    Als er mir die Hände um den Hals legte, traf mich sein Atem heiß im Gesicht. Heiser knurrte er: »Stirb.«
    Gut, aber wenn ich starb, würde ich ihn mitnehmen. Ich hatte sein Hemd in einem Todesgriff. Er konnte mir nicht entkommen, es sei denn, er hätte sich das Hemd vom Leib gerissen. Sollte er mich ruhig würgen, bis ich das Bewußtsein verlor, deshalb würde ich ihn noch lange nicht loslassen.
    Ich konzentrierte mich so stark auf Kennys Hemd, daß ich nicht gleich begriff, daß wir Zuwachs bekommen hatten.
    »Herrgott«, brüllte Morelli mir ins Ohr. »Nun laß doch endlich los!«
    »Dann entkommt er!«
    »Er kann nicht entkommen«, schrie Morelli. »Ich habe ihn.«
    Hinter Morelli kamen Ranger und Roche mit zwei uniformierten Streifenbeamten um das Haus.
    »Schafft sie mir vom Hals«, kreischte Kenny. »Hilfe! Diese Plum-Weiber sind die reinsten
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