Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
weder auf den Leichenwagen noch auf Louie Moon, beziehungsweise auf den Mann, den sie für Louie Moon halten. Hinter den getönten Scheiben würde für die Bullen auch ein Schimpanse mit Mütze wie Louie Moon aussehen. Dabei ist uns der gute alte Louie tatsächlich eine große Hilfe gewesen. Man braucht ihm bloß einen Schlauch in die Hand zu drücken, und schon ist er stundenlang beschäftigt. Er hat keinen Schimmer, wer in der Zwischenzeit mit seinem Leichenwagen durch die Gegend kurvt.«
    Nicht schlecht. Sie verkleideten Kenny als Louie Moon, schmuggelten die Waffen und Munition im Leichenwagen aufs Gelände und brachten sie durch den Hintereingang, den Morelli und Roche nicht sehen konnten, in den Keller, der zu meinem Pech vermutlich noch nicht einmal abgehört wurde. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, daß Roche im Keller Wanzen installiert haben sollte.
    »Was war jetzt eigentlich mit dem alten Muttchen?« fragte Spiro Kenny.
    »Sie wollte sich gerade einen Teebeutel aus der Küche holen, als sie mich draußen im Garten gesehen hat.«
    Spiro machte ein grimmiges Gesicht. »Hat sie es jemandem erzählt?«
    »Nein. Sie kam aus dem Haus und hat mich geschimpft, weil ich sie in die Hand gestochen habe. Sie meinte, ich müßte dem Alter mehr Respekt zollen.«
    Soweit ich sehen konnte, war Grandma nicht im Keller. Das bedeutete hoffentlich, daß Kenny sie in die Garage gesperrt hatte. Wenn sie in der Garage war, lebte sie vielleicht noch und war womöglich unverletzt. Falls sie aber doch irgendwo im Keller war, in einer Ecke, die ich nicht einsehen konnte, war sie für meinen Geschmack viel zu ruhig.
    Da ich mich bei diesem unschönen Gedanken nicht allzu lange aufhalten wollte, kämpfte ich meine Panik nieder. Ich mußte einen kühlen Kopf bewahren. Doch leider war es um meine Kaltblütigkeit nicht sehr gut bestellt. Vielleicht würde ich mir mit List und Tücke weiterhelfen können. Doch auch darum stand es nicht unbedingt zum Besten. Das einzige Gefühl, das ich momentan außer Angst noch aufbringen konnte, war Wut. Ich kochte geradezu vor Wut. Ich mußte an Grandma denken, an die Frauen, die Mancuso mißhandelt hatte, und an die Polizisten, die mit der gestohlenen Munition getötet worden waren! Ich steigerte mich immer weiter in meine Wut hinein, bis ich mich stark und gefährlich fühlte.
    »Und was nun?« fragte ich Kenny. »Wie soll es weitergehen?«
    »Jetzt legen wir dich erst mal auf Eis. Bis das Haus leer ist. Mal sehen, in was für einer Stimmung ich dann bin. Wir haben die Qual der Wahl. Schließlich sind wir in einem Bestattungsinstitut. Wir könnten dich zum Beispiel an einem Tisch festschnallen und bei lebendigem Leib balsamieren. Das wäre geil.« Er drückte mir die Messerspitze in den Nacken. »Marsch.«
    »Wohin?«
    Er deutete mit dem Kopf die Richtung an. »In die Ecke da hinten.«
    »Zu den Särgen?«
    Er grinste und stieß mich weiter. »Die Särge kommen später dran.«
    Plötzlich sah ich, daß hinter den Särgen zwei Kühlfächer mit schweren Eisentüren in die Wand eingelassen waren.
    »Schön dunkel da drin«, sagte Kenny. »Ideal zum Nachdenken.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, und mein Magen krampfte sich zusammen. »Grandma Mazur…?«
    »Verwandelt sich gerade in einen Eiszapfen.«
    »NEIN! Lassen Sie sie raus. Machen Sie das Kühlfach auf. Ich tue alles, was Sie wollen.«
    »Du machst sowieso, was ich will«, sagte Kenny. »Wenn du erst mal eine Stunde in der Kühlung warst, wirst du kaum noch zappeln können.«
    Mir liefen Tränen über das Gesicht. »Sie ist alt. Sie ist keine Gefahr für Sie. Lassen Sie sie gehen.«
    »Keine Gefahr? Soll das ein Witz sein? Die Alte ist gemeingefährlich. Was meinst du, was das für ein Akt war, sie in die Schublade zu kriegen.«
    »Inzwischen ist sie bestimmt tot«, sagte Spiro.
    Kenny sah ihn an. »Meinst du?«
    »Wie lange ist sie denn schon drin?«
    Kenny sah auf die Uhr. »Zehn Minuten vielleicht.«
    Spiro steckte die Hände in die Hosentaschen. »Hast du die Temperatur runtergedreht?«
    »Nein«, antwortete Kenny. »Ich habe sie bloß reingeschoben.«
    »Wenn die Fächer leer sind, werden sie nicht gekühlt«, sagte Spiro. »Das spart Strom. Wahrscheinlich ist es da drin nicht viel kälter als hier draußen.«
    »Okay, aber dafür ist sie bestimmt inzwischen vor Angst gestorben. Was meinst du?« fragte Kenny mich. »Meinst du, sie ist tot?«
    Beinahe hätte ich laut losgeheult.
    »Dem Schätzchen hat es die Sprache
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher