Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
ist er abgehauen.«
    »Das ist die lächerlichste Ausrede, die ich je gehört habe.«
    »Es ist die Wahrheit!«
    Grandma steckte den Kopf zur Tür heraus. »Was treibt ihr denn hier draußen?«
    »Er glaubt mir nicht, daß Kenny uns mit dem Chevy gerammt hat. Er denkt, ich habe die Geschichte erfunden.«
    Grandma nahm ihre Einkaufstasche vom Dielentisch. Sie kramte den .45er heraus und zielte auf Morelli.
    »O Gott!« Morelli duckte sich zur Seite und nahm Grandma die Waffe ab. »Woher haben Sie die Kanone?«
    »Geliehen«, antwortete Grandma. »Ich habe damit auf Ihren Taugenichts von einem Vetter geschossen, aber er ist mir entkommen.«
    Morelli konzentrierte sich einen Augenblick auf seine Schuhe, bevor er die nächste Frage stellte. »Die Waffe ist sicher nicht registriert, oder?«
    »Wieso?« fragte Grandma. »Wo soll sie denn registriert sein?«
    »Hier«, sagte Morelli zu mir. »Laß die Knarre verschwinden. Ich will sie nie mehr sehen.«
    Ich drückte Grandma die Waffe in die Hand, schob sie ins Haus und zog die Tür zu. »Ich kümmere mich darum«, sagte ich. »Ich sorge dafür, daß der Besitzer sie zurückbekommt.«
    »Dann ist diese abstruse Story also tatsächlich wahr?«
    »Wo warst du, als es passiert ist? Warum hast du nichts davon mitbekommen?«
    »Ich habe Roche abgelöst. Ich habe das Bestattungsinstitut beobachtet und nicht mein Auto.« Er warf einen Blick auf den Buick. »Hat er was abbekommen?«
    »Nur hinten einen Kratzer an der Stoßstange.«
    »Hast du schon mal daran gedacht, den Wagen der Army als Geheimwaffe anzubieten?«
    Es wurde mal wieder Zeit, Morelli daran zu erinnern, wie nützlich ich ihm war. »Hast du Spiros Waffen überprüft?«
    »Absolut sauber. Alles registriert und angemeldet.«
    Mit anderen Worten: ein Schuß in den Ofen.
    »Stephanie«, rief meine Mutter. »Bist du ohne Jacke draußen? Du holst dir den Tod.«
    »Apropos Tod«, sagte Morelli. »Wir haben eine Leiche gefunden, die zu deinem Fuß paßt. Sie ist heute morgen an einem Brückenpfeiler hängengeblieben.«
    »Sandeman?«
    »Ja.«
    »Meinst du, Kenny hat eine selbstzerstörerische Ader und legt es darauf an, sich festnehmen zu lassen?«
    »Ich glaube nicht, daß es so kompliziert ist. Kenny ist unruhig geworden. Am Anfang stand ein genialer Plan, an einen Haufen Geld zu kommen. Dann ist irgend etwas schiefgelaufen, und das Unternehmen ging den Bach runter. Kenny wußte nicht mehr weiter. Jetzt sucht er einen Sündenbock. Moogey, Spiro oder dich.«
    »Er ist am Ende, nicht wahr?«
    »Völlig.«
    »Meinst du, Spiro ist genauso verrückt wie Kenny?«
    »Spiro ist nicht verrückt. Spiro ist eine Null.«
    Da hatte er recht. Spiro war ein unbedeutender Wicht. Ich warf einen Blick auf Morellis Wagen. »Soll ich dich irgendwo hinfahren?«
    »Nicht nötig.«
    *
    Um sieben Uhr war rund um das Institut Stiva kein Parkplatz mehr zu bekommen. Ich hielt kurz in der Lieferanteneinfahrt und ließ Grandma schon einmal vorgehen.
    Als sie in ihrem weiten blauen Mantel und mit den aprikotfarbenen Haaren die Treppe hinaufging, glich sie einem kleinen bunten Vogel. Sie hatte ihr schwarzes Täschchen unter den Arm geklemmt, und die bandagierte Hand, die sie wie eine weiße Fahne von sich streckte, kennzeichnete sie schon von weitem als Opfer des Krieges gegen Kenny Mancuso.
    Ich mußte zweimal um den Block fahren, bis ich eine Parklücke fand. Dann lief ich schnell zurück, schlüpfte durch den Nebeneingang ins Institut und wappnete mich innerlich gegen die Treibhausschwüle und das Gemurmel der Trauergäste. Wenn ich diese Geschichte hinter mir hatte, würde ich nie mehr ein Beerdigungsinstitut betreten. Da konnte sterben, wer wollte.
    Ohne mich. Auch wenn es meine Mutter oder Großmutter traf. Sie würden ohne mich auskommen müssen.
    Ich gesellte mich unauffällig zu Roche, der wie immer neben dem Teetischchen stand. »Wie ich sehe, wird Ihr Bruder morgen beerdigt.«
    »Stimmt. Mann, was werde ich diesen Laden vermissen, die billigen Sägemehlplätzchen und den dünnen Tee. Ich bin ja ein solcher Teeliebhaber.« Er blickte sich um. »Ach, ich weiß gar nicht, warum ich mich beklage. Ich hatte schon üblere Aufträge. Letztes Jahr mußte ich mich mal als Pennerin verkleiden und bin prompt überfallen worden. Ich habe mir zwei Rippen dabei gebrochen.«
    »Haben Sie meine Großmutter gesehen?«
    »Ja, als sie hereinkam, aber inzwischen habe ich sie aus den Augen verloren. Ich schätze, sie wollte den Typen sehen, dem sie sein… Ding
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher