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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele
Autoren: R Vincent
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1. KAPITEL
    Alles fing mit einem betrunkenen Footballspieler und einem geschrotteten Auto an. Das dachte ich zumindest. Doch wie gewöhnlich war es in Wahrheit ein bisschen komplizierter …
    „Und, wie fühlt sich deine neu gewonnene Freiheit an?“ Nash lehnte sich an die Beifahrertür meines Autos und lächelte dieses Lächeln, dem ich noch nie widerstehen konnte. Das Lächeln, das seine kleinen Grübchen zum Vorschein und seine Augen zum Strahlen brachte, sodass ich trotz der kühlen Dezemberluft wie Schokolade in der Sonne dahinschmolz.
    Ich sog die kalte Luft tief in die Lungen. „Als hätte ich seit einem Monat die Sonne nicht gesehen.“ Widerstrebend verriegelte ich die Fahrertür. Das Auto war mein größter Besitz, und ich parkte es nicht gerne so ungeschützt direkt an der Straße. Besonders viel wert war es nicht, und Eindruck ließ sich mit der über zehn Jahre alten Rostlaube auch nicht gerade schinden. Aber immerhin gehörte das Auto mir und war abbezahlt, und im Gegensatz zu meinen finanziell besser gestellten Klassenkameraden konnte ich mir nicht einfach ein neues kaufen, wenn es von irgendeinem Idioten, der sein Auto nicht unter Kontrolle hatte, angefahren wurde.
    Aber die Auffahrt vor Scott Carters Haus war schon zugeparkt gewesen, als wir dort angekommen waren, und außer meinem stand noch ein Haufen anderer, deutlich teurerer Autos davor rum. Auch wenn die bestimmt vollkaskoversichert waren …
    Zum Glück fand die Party in einer gehobeneren Gegend statt, einem Vorort von Dallas, in dem man dem Gärtner fürs Rasenmähen wahrscheinlich mehr zahlte, als mein Vater in einem halben Jahr verdiente.
    „Entspann dich, Kaylee.“ Nash zog mich an sich. „Du machst ein Gesicht, als würden wir auf eine Beerdigung gehen und nicht unsere Freunde treffen.“
    „Es sind deine Freunde, nicht meine“, erwiderte ich. Auf dem Weg von meinem Auto zu Doug Fullers Haus am Ende der Sackgasse, aus dem man schon von Weitem laute Musik dröhnen hörte, waren wir bereits an drei Cabrios vorbeigekommen.
    „Warte, bis du sie kennengelernt hast, dann wirst du sie auch mögen.“
    Ich verdrehte die Augen. „Ja, genau, diese superreichen und beliebten Typen, mit denen jeder befreundet sein möchte, warten nur darauf, dass ich ihnen meine Aufmerksamkeit schenke.“
    Nash zuckte die Schultern. „Sie wissen alles, was man über dich wissen muss: Du bist klug, hübsch und unsterblich in mich verliebt“, witzelte er und drückte mich an sich.
    „Wer hat denn dieses fiese Gerücht in die Welt gesetzt?“, fragte ich lachend. Zugegeben, ich konnte von Nash nicht genug kriegen – er gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Aber das hatte ich ihm bisher noch nie gesagt, weil ich auf keinen Fall mit Worten wie Liebe oder für immer um mich schmeißen wollte, bevor ich mir wirklich sicher war. Und bevor ich wusste, dass er genauso dachte. Für Banshees wie uns konnte ein gemeinsames Leben – für immer – verdammt lang werden, und Nash hatte in seinen bisherigen Beziehungen wenig Durchhaltevermögen bewiesen. Ich war nicht besonders scharf darauf, mir an einem wie ihm die Finger zu verbrennen.
    Nash musterte mich, und im fahlen Licht der Straßenlaternen erkannte ich, wie sich in seinen braunen Augen grüne und braune Wirbel drehten. Echt schade, dass Menschen so etwas nie erleben durften – Gefühle einfach an den Augen ablesen zu können.
    Diese spezielle Banshees-Fähigkeit gehörte zu den Dingen, die mir an meiner erst kürzlich offenbarten Herkunft am besten gefielen.
    „Ich will damit ja nur sagen, dass es schön wäre, wenn ich mit meiner Freundin und meinen Freunden zusammen abhängen könnte.“
    Wieder verdrehte ich die Augen. „Schon gut. Dann tu ich eben so, als würde ich mich amüsieren.“ Wenigstens war Emma auch da und konnte mir Gesellschaft leisten – sie hatte sich einen von Nashs Teamkollegen geangelt, während ich mit Hausarrest zu Hause saß. Und in Wahrheit waren Nashs Freunde eigentlich ganz in Ordnung. Was man von deren Freundinnen nicht gerade behaupten konnte.
    Apropos blutrünstige Hyänen …
    In der Auffahrt stieg meine Cousine Sophie gerade aus Scott Carters glänzend blauem Cabrio und riss, als sie uns sah, ihre großen grünen Augen auf. „Nash!“, rief sie strahlend und ignorierte mich dabei bewusst, obwohl sie dreizehn Jahre lang mit mir zusammengewohnt hatte, bevor Dad letzten September aus Irland zurück nach Dallas gezogen war.
    Vielleicht ignorierte sie mich auch
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