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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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Haus und probierte die Durchgangstür zu den Balsamierungsräumen. Sie war abgeschlossen, genau wie Spiro gesagt hatte.
    Ich schlüpfte schnell ins Büro und rief zu Hause an.
    »Ist Grandma Mazur da?« fragte ich.
    »O nein!« sagte meine Mutter. »Du hast deine Großmutter verloren. Wo bist du?«
    »Im Institut Stiva. Grandma muß hier irgendwo sein. Aber es ist furchtbar voll, und ich kann sie nicht finden.«
    »Bei uns ist sie jedenfalls nicht.«
    »Wenn sie noch auftaucht, soll sie sich bei Stiva melden.«
    Als nächstes rief ich Ranger an, erklärte ihm mein Problem und bereitete ihn schon einmal darauf vor, daß ich eventuell seine Hilfe brauchen würde.
    Dann nahm ich mir noch einmal Spiro zur Brust. Ich drohte ihm mit dem Einsatz meines Elektroschockers, wenn er mir nicht sofort die Balsamierungsräume aufschloß. Er überlegte nicht lange, drehte sich um und marschierte mir voraus an den Aufbahrungssälen vorbei. Er stieß die Tür auf, daß es krachte, und schnauzte, ich solle mich gefälligst beeilen.
    Als ob ich Lust gehabt hätte, mich länger als unbedingt nötig mit Fred Dagusto zu beschäftigen.
    »Hier ist sie auch nicht«, sagte ich zu Spiro, der am Türpfosten lehnte und in die Diele hinauslugte, um ja keinen Trauergast entwischen zu lassen, der mit einer geklauten Rolle Klopapier in der ausgebeulten Manteltasche das Weite suchen wollte.
    »Wer hätte das gedacht?« sagte er. »Was für eine Überraschung.«
    »Jetzt muß ich nur noch im Keller nachsehen.«
    »Sie ist nicht im Keller. Der Keller ist abgeschlossen. Genau wie der Balsamierungsraum es bis vor einer Minute auch noch war.«
    »Ich will aber nachsehen!«
    »Sie ist bestimmt mit einer anderen alten Schreckschraube mitgegangen«, sagte Spiro. »Und jetzt sitzt sie irgendwo in einem Cafe und treibt eine arme Kellnerin in den Wahnsinn.«
    »Lassen Sie mich in den Keller, und ich werde Sie nie mehr belästigen. Ehrenwort.«
    »Ein verlockender Gedanke.«
    Ein alter Mann schlug Spiro klatschend auf die Schulter. »Wie geht es Con? Ist er aus dem Krankenhaus wieder raus?«
    »Ja.« Spiro machte sich los. »Er ist entlassen worden. Nächste Woche fängt er wieder an zu arbeiten. Am Montag.«
    »Sie sind bestimmt froh, daß er zurückkommt.«
    »Ja, ich könnte einen Freudentanz aufführen.«
    Spiro bahnte sich einen Weg durch die Trauergrüppchen in der Eingangshalle. Ich folgte ihm und wartete ungeduldig, während er umständlich mit den Kellerschlüsseln herumfummelte. Mir schlug das Herz bis zum Hals, so sehr graute mir davor, was ich am Fuß der Treppe finden würde.
    Ich konnte nur hoffen, daß Spiro recht hatte. Vielleicht saß Grandma ja tatsächlich mit einer alten Freundin in einem Cafe. Aber ich glaubte es nicht wirklich.
    Wenn sie mit Gewalt aus dem Haus gebracht worden wäre, hätten Morelli oder Roche etwas unternommen. Es sei denn, sie wäre zur Hintertür hinausgeschafft worden. Der Hintereingang lag für die beiden Männer im toten Winkel. Immerhin hatten sie zum Ausgleich dafür Abhörgeräte eingebaut. Und wenn die Wanzen funktionierten, wußten Morelli und Roche, daß ich nach meiner Großmutter suchte, und hatten längst alles Nötige veranlaßt. Was auch immer das sein mochte.
    Ich knipste das Licht an und rief die Treppe hinunter: »Grandma?«
    Im Keller brüllte der Heizkessel, und aus dem hinteren Raum drang leises Stimmengemurmel. Unter mir fiel ein kleiner Lichtkegel hell auf den Kellerboden. Angestrengt blinzelnd versuchte ich, über den Lichtkreis hinaus irgend etwas zu erkennen, und achtete auf das leiseste Geräusch.
    Es war so still, daß es mir vor Angst fast den Magen umdrehte. Dort unten war jemand. Das spürte ich genauso deutlich wie Spiros Atem in meinem Nacken.
    Ehrlich gesagt, war ich nicht gerade die mutigste Frau der Welt. Ich hatte Angst vor Spinnen und Außerirdischen, und manchmal mußte ich sogar abends unter meinem Bett nachschauen, ob nicht ein klauenbewehrtes, sabberndes Monster auf mich wartete. Wenn ich eines entdeckt hätte, wäre ich schreiend aus der Wohnung gerannt und nie wieder zurückgekommen.
    »Die Zeit läuft«, sagte Spiro. »Gehen Sie jetzt runter oder nicht?«
    Ich nahm meinen .38er aus der Tasche und ging mit gezückter Knarre die Treppe hinunter. Stephanie Plum, die feige Kopfgeldjägerin, die immer nur eine Stufe auf einmal nahm, die praktisch blind war, weil ihr vor Angst schwummerig wurde.
    Auf der letzten Stufe blieb ich stehen und tastete mit der linken Hand nach dem
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