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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen
Autoren: Tracy Chevalier
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der Reverend Conybeare über ihn referierte, in London ein. Auf dieser Tagung hat sich Reverend Buckland übrigens sehr schmeichelhaft über Sie und Ihr Suchgeschick geäußert, Miss Anning.»
    «Wirklich?»
    «Ja, wirklich. Nun, und als dann der Plesiosaurier endlich eintraf, haben die Männer ihn nicht die Treppe hochbekommen, weil er zu breit war.»
    «Ja, ich weiß, der Rahmen war fast zwei Meter breit, schließlich habe ich ihn selbst gebaut. Wir mussten ihn seitlich kippen, um ihn durch die Tür dort zu kriegen.»
    «In London haben sie fast einen ganzen Tag lang versucht, ihn irgendwie in die Tagungsräume zu bekommen, doch schließlich mussten sie aufgeben und ihn in der Eingangshalle lassen, wo er bereits von vielen Mitgliedern der Gesellschaft besichtigt wurde.»
    Ich sah dem Franzosen zu, der zwischen dem Ichie und dem Plesi durchkroch, um zur Vorderflosse des Plesis zu gelangen. «Hat er ihn gesehen?», fragte ich mit einer Kopfbewegung in seine Richtung.
    «Nicht in London, aber als wir von Oxford nach Birmingham fuhren, haben wir unterwegs auf dem Anwesen Stowe House Halt gemacht, wo der Herzog von Buckingham ihn untergebracht hat.» Obwohl Mr Lyell so ein höflicher Gentleman war, zog er eine kleine Grimasse. «Es ist ein wunderbares Fossil, aber in der überquellenden Sammlung des Herzogs mit ihren vielen glitzernden Objekten geht er ein wenig unter.»
    Ich hörte auf zu schaben, und meine Hand lag still auf dem Kiefer des Ichies. Auch diese arme Kreatur würde also im Haus eines reichen Mannes landen, um zwischen all seinem Silber und Gold übersehen zu werden. Ich hätte schon wieder heulen können. «Dann wird er …» – ich nickte wieder zu Monsieur Prévost hin –, «… wird er Monsieur Cuvier erzählen, dass der Plesiosaurier keine Fälschung ist? Dass er wirklich einen kleinen Kopf und einen langen Hals hat und ich nicht einfach zwei Tiere zusammengelegt habe?»
    Monsieur Prévost schaute vom Plesi zu mir hoch, und sein wacher Blick legte nahe, dass er vielleicht mehr Englisch verstand, als er sprach.
    Mr Lyell lächelte mich an. «Dazu besteht kein Anlass, Miss Anning. Baron Cuvier ist bereits völlig von diesem Fund überzeugt, unabhängig davon, ob Monsieur Prévost ihn gesehen hat. Er hat eine ausführliche Korrespondenz über den Plesiosaurier geführt, und zwar gleich mit mehreren Ihrer Bewunderer: Reverend Buckland, Conybeare, Mr Johnson, Mr Cumberland …»
    «Bewunderer würde ich sie nicht gerade nennen», murmelte ich. «Sie mögen mich nur, wenn sie etwas brauchen.»
    «Diese Männer haben großen Respekt vor Ihnen, Miss Anning», widersprach mir Charles Lyell.
    «Na schön.» Ich wollte nicht mit ihm darüber streiten, was diese Männer von mir hielten. Es gab genug Arbeit für mich, und ich begann wieder zu schaben.
    Constant Prévost erhob sich, klopfte sich den Staub von den Knien und sprach mit Mr Lyell. «Monsieur Prévost wüsste gern, ob Sie bereits einen Käufer für diesen Plesiosaurier haben», übersetzte er. «Wenn nicht, würde er ihn gern für das Museum in Paris erwerben.»
    Ich ließ meine Klinge fallen und setzte mich auf meine Fersen. «Für Cuvier? Monsieur Cuvier will einen von meinen Plesis?» Ich schaute so verblüfft, dass beide Männer zu lachen begannen.
    Mam hatte mich in Windeseile wieder von der Wolke geholt, auf der ich schwebte. «Was zahlen die Franzosen denn für die Kuris?», fragte sie, sobald die Herren sich verabschiedet hatten, um im Three Cups zu essen. Sie hatte ihren Tisch draußen auf dem Platz kurz verlassen. «Sitzt ihnen das Geld ein wenig lockerer, oder sind sie noch knickeriger als die Engländer?»
    «Ich weiß nicht, Mam, über Geld haben wir nicht geredet», log ich. Ich wollte eine günstigere Gelegenheit abwarten, um ihr zu gestehen, dass ich so von dem Franzosen angetan war, dass ich ihm den Plesiosaurier für nur zehn Pfund überlassen hatte. «Mir ist egal, wie viel er zahlt», fügte ich hinzu. «Hauptsache, ich weiß, dass Monsieur Cuvier meine Arbeit so sehr schätzt, dass er mehr davon sehen will. Das ist für mich Bezahlung genug.»
    Mam lehnte in der Tür und sah mich hinterlistig an. «Du bezeichnest den Plesi also als deinen Fund?»
    Ich runzelte die Stirn, erwiderte aber nichts.
    «Die Days haben ihn doch entdeckt, oder?», fuhr sie unbarmherzig wie immer fort. «Sie haben ihn gefunden und ausgegraben, und du hast ihn ihnen abgekauft, so wie Mr Buckland oder Lord Henley oder Colonel Birch dir deine Funde abgekauft
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