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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen
Autoren: Tracy Chevalier
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und als ihre eigenen bezeichnet haben. Du bist genau so eine Sammlerin geworden wie sie. Oder, besser, eine Händlerin, denn schließlich verkaufst du sie.»
    «Das ist nicht fair, Mam. Ich habe mein ganzes Leben lang Fossilien gesucht. Und die meisten Sachen finde ich auch selbst. Ist es meine Schuld, dass die Days etwas gefunden haben und nichts damit anfangen konnten? Hätten sie das Fossil selbständig ausgegraben, gereinigt und verkauft, wäre es ihres gewesen. Aber sie wollten es nicht, deshalb sind sie zu mir gekommen. Ich habe die Sache in die Hand genommen und sie für ihre Arbeit bezahlt, dafür liegt der Plesi jetzt bei mir. Ich habe die Verantwortung übernommen, also gehört er auch mir.»
    Mam fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. «Du hast dich immer beschwert, dass du keine Anerkennung von den Männern bekommst, weil sie die Kuris als ihre eigenen Funde bezeichnen, sobald sie sie gekauft haben. Heißt das, du sagst dem Franzosen, er soll den Namen der Days zusammen mit deinem auf das Schild drucken, wenn sie das Ding in Paris ausstellen?»
    «Nein, natürlich nicht. Außerdem werde ich sowieso nicht auf dem Schild genannt, das hat noch nie einer gemacht.» Ich sagte das, weil ich Mam vom Thema ablenken wollte, denn eigentlich hatte sie Recht.
    «Vielleicht ist der Unterschied zwischen Finder und Sammler gar nicht so groß, wie du all die Jahre immer behauptet hast.»
    «Mam! Warum machst du so ein Theater, wo ich gerade so gute Neuigkeiten bekommen haben? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?»
    Mam seufzte und rückte ihre Haube zurecht, um zurück zum Verkaufstisch zu gehen. «Eine Mutter will nur eins – dass ihre Kinder es gut haben und zufrieden sind. All die Jahre habe ich beobachtet, wie du dir ständig Sorgen machst, ob deine Arbeit auch richtig anerkannt wird. Dabei solltest du dir besser Gedanken machen, ob sie richtig bezahlt wird. Das ist es, was wirklich zählt! Kuris sind ein Geschäft!»
    Obwohl ich wusste, dass sie es gut meinte, taten mir ihre Worte weh. Ja, natürlich musste ich Geld mit meiner Arbeit verdienen. Aber mittlerweile bedeuteten Fossilien mir mehr als nur Geld – sie waren mein Lebensinhalt geworden. Ich war ein Teil dieser Welt aus Stein. Manchmal stellte ich mir sogar meinen Körper nach dem Tod vor, wie er in Tausenden von Jahren selbst zu Stein wurde.
    Doch Mam hatte schon Recht: Mir ging es jetzt nicht mehr nur ums Suchen und Finden, ich kaufte und verkaufte auch, und manchmal war nicht ganz klar, auf welcher Seite ich gerade stand. Vielleicht war das der wahre Preis meines Ruhmes.
    Wie gerne wäre ich in diesem Moment die Silver Street hoch zum Morley Cottage gegangen. Ich hätte mich an den Esszimmertisch der Philpots gesetzt, auf dem Miss Elizabeths Fischfossilien ausgebreitet lagen, und mit ihr geredet. Nach nichts sehnte ich mich so sehr. Bessy würde eine Tasse Tee vor mich hinknallen und wegpoltern, und Miss Elizabeth und ich würden zusehen, wie sich das Licht über dem Golden Cap veränderte. Ich schaute das Aquarellbild an, dass Miss Elizabeth von dem Anblick gemalt hatte. Sie hatte es mir lange vor unserem Streit geschenkt: Im Vordergrund standen Bäume und Häuser, und im Hintergrund erstreckten sich die Hügel die Küste entlang. Alles lag in einem weichen Licht. Obwohl auf dem Bild keine Menschen zu sehen waren, hatte ich immer das Gefühl, dass ich irgendwo sein musste, wo man mich nicht sehen konnte, und am Strand nach Kuris suchte.
    Die nächsten beiden Tage war ich mit Mr Lyell und Monsieur Prévost beschäftigt. Ich führte sie an den Strand, zeigte ihnen meine Fundstellen und brachte ihnen bei, wie man Kuris sucht. Sie fanden zwar ein paar Kleinigkeiten, aber den richtigen Blick hatte keiner von beiden. Selbst an diesen Tagen verließ mein Glück mich nicht, denn ich fand vor ihren Augen einen weiteren Ichthyosaurier. Wir standen gerade auf einer Felskante ganz in der Nähe der Stelle, wo ich den anderen Ichie gefunden hatte, als mir fast direkt unter dem Fuß des Franzosen ein langer Kiefer und Zähne auffielen. Mit meinem Hammer klopfte ich Steinsplitter weg, um das Auge, die Wirbel und die Rippen freizulegen. Bis auf den zertrümmerten Schwanz, der aussah, als sei ein Wagenrad über ihn gefahren, war es ein schönes Exemplar. Ich gebe zu, dass es mir richtig Spaß machte, vor den Augen der beiden Herren meinen Hammer zu schwingen und die Kreatur zum Vorschein zu bringen. «Miss Anning, Sie sind wirklich eine Zauberin!», rief Mr
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