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PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

Titel: PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1.
    Kaowen
     
    Magie ...
    »Seht her und glaubt! Begreift die Wunder. Akzeptiert das Unverständliche. Erfahrt, dass Dinge existieren, für die es keine Erklärung gibt.«
    Wusch!
    Licht blendete die Kinder, und als sie die Augen wieder öffneten, meinten sie, den Schatten eines Para-Grafen durch eine Türritze entweichen zu sehen. Den Schatten jener mystischen Gestalt, an deren Existenz die Erwachsenen sie glauben machen wollten ...
    Kaowen versuchte seine Erinnerungen beiseitezudrängen – doch das ließ sich nicht so einfach bewerkstelligen.
    Da war dieser Magicus Ornath-vom-Sand gewesen, der ihn mit seinen Worten und Taten verzaubert hatte. Diese anachronistische Erscheinung, die damals allen Anordnungen und den Lehren der reinen Vernunft zuwiderhandelte; die durch die xylthischen Städte und Bauten zog, um die Kinder mit ihrer Magie zu verzaubern. Als »der alte Lichtfuchs« war er auch gehandelt worden; als Xylthe, der das Unmögliche hatte möglich werden lassen, mit einem Wink seiner Hände oder einem Blinzeln.
    Kaowen erinnerte sich an das flaue Gefühl im Magen, als aus dem Nichts Flammen entstanden und Figuren durch den Raum tanzten, die man angreifen konnte, die sich warm und lebendig anfühlten – und dann von einem Moment zum nächsten verschwanden. Alle Kinder der Knebelschule hatten große Augen gemacht, hatten Ornath-vom-Sand so sehr bewundert wie gefürchtet, weil er sie in eine Welt des Unverständlichen geführt hatte.
    Diese Zeiten waren lange, lange vorbei. Der alte Magicus war eines Tages nicht mehr aufgetaucht, die Erwachsenen hatten ihn mit keiner Silbe mehr erwähnt.
    Später, als Kaowen die Karriereleiter hochkletterte, hatte er seine Beziehungen genutzt und nachgeforscht, was mit dem Alten geschehen war. Die Antworten waren erwartungsgemäß ausgefallen: Ornath-vom-Sand war als Antipropagandist verurteilt und in eine Besserungsanstalt gesteckt worden, um dort, seines Freiraums und seines Publikums beraubt, dahinzudämmern. Um irgendwann einmal friedlich einzuschlafen. Oder um wegen seines seltsamen Verhaltens hingerichtet zu werden; darüber verrieten die verfügbaren Daten nichts.
    Damals war Kaowens Glaube an die Existenz von magischen Kräften endgültig gestorben. In der Realität war kein Platz für ein Wusch! und seltsame Lichteffekte. Keine seiner Fähigkeiten hatte den Alten retten können. Logik und Vernunft hatten gesiegt und den Glauben an das Übernatürliche vertrieben. Es gab bloß die Realität – und die sah höchst trübe aus.
     
    *
     
    Kaowen atmete flach durch die Nase. Beherrscht, aber doch so, dass die Besatzungsmitglieder der RADONJU wussten, dass sie ihm derzeit unter keinen Umständen zu nahe kommen sollten.
    Es gab Feinde, die ihm eine Niederlage beigebracht hatten. Eine von viel zu vielen während der letzten Tage. Die Weltengeißel hatte sich aufgrund des Widerstands der Rebellen nicht ernähren können, und QIN SHI würde darunter leiden.
    Kaowen hasste Niederlagen. Er hasste, bewiesen zu bekommen, dass auch er fehlbar war. Er war der Protektor der QIN-SHI-Garde, Anführer einer kampferfahrenen und elitären Militäreinheit. Ihm passierten keine Fehler, sie waren nicht Teil seines Weltbilds. Und nun geschah etwas, dem er liebend gern ausgewichen wäre.
    QIN SHI lud ihn zum Rapport. Kaowen würde sich verantworten müssen und womöglich sein Leben verlieren.
    Nicht zum ersten Mal, übrigens.
     
    *
     
    Die Umgebung wechselte abrupt. Die plötzlich entstandene Transitblase erlosch; umgeben vom letzten Hauch violetten Schimmers, war Kaowen auf einem Transitparkett materialisiert – unzweifelhaft im Inneren der Weltengeißel.
    Die Plattform, unter deren transparenter Oberfläche das violette Wogen allmählich abebbte, befand sich in einem weitgehend abgedunkelten Saal unbekannter Größe. Erleuchtet war lediglich ein Bereich von etwa 20 Metern, das Dahinter entzog sich Kaowens Blicken.
    Es war leicht zu erkennen, was er zu tun hatte. Eine schlanke hellgraue Zylindersäule, die weit in die Höhe ragte, zog die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich. Alles andere war bloß Beiwerk, technisches Gut, das Teil des Transitparketts war.
    Zögernd tat der Protektor erste Schritte auf die Säule zu. Licht umschmeichelte sie, seltsame Schatten zeigten sich auf ihrer Oberfläche. Sie tanzten auf und ab, in einem Spiel, das aufregend und erschreckend zugleich wirkte.
    Wollte QIN SHI in dieser Säule sein Gesicht zeigen? Stand Kaowen eine weitere direkte Begegnung mit
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