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0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Das Wasser ruhte fast. Nur langsam strömte es in die Höhle ein. Hier und da stiegen Luftblasen auf, erzeugten Ringe, die sich über die Oberfläche ausbreiteten. In weitem Bogen schwang sich der schmale Fluß ruhig in die rötlichen Felsen. Rechts und links am Ufer wuchsen verschiedentlich bizarre Pflanzen oder ragte der blanke Stein empor. Die Uferböschungen waren relativ steil, das Wasser kristallklar und warm, denn die Sonne hatte Zeit, es zu erwärmen.
    Shady versuchte zu erkennen, was sich im Innern der Tropfsteinhöhle befand. Sie glaubte, einen blauen Schimmer gesehen zu haben, als sie sich der Höhle näherte. Aber jetzt war dieser blaue Schimmer verschwunden. Es roch feucht und kühl; die herabhängenden Stalaktiten sahen aus wie Eiszapfen. Die Stalagmiten waren größtenteils vom Wasser überspült. Erst vor wenigen Sommern hatte sich der Fluß ein neues Bett gesucht und strömte jetzt in die Höhle. Wo er wieder ins Freie trat, wußte kaum jemand. Auch Shady nicht.
    »Vielleicht habe ich mich getäuscht, und ein paar Wassertropfen oder gar ein Regenbogen haben blau gefunkelt«, murmelte sie leise vor sich hin. Sie überlegte, ob sie in die Tropfsteinhöhle Vordringen sollte. Vorsichtig stieg sie in das Wasser, ging bis zu den Knien hinein. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Nein, es hatte wohl wenig Sinn.
    Es war kühl in der Höhle, fast zu kühl, und sie trug nur ein wenig Schmuck und einen schmalen roten Stoffstreifen, der von einer Goldkette gehalten gerade das Nötigste bedeckte. Das Stirnband, das ihre schwarze Haarflut zu bändigen versuchte, zählte nicht. Aber es war nicht nur die Kühle, die sie zurückschrecken ließ; sie mußte durch das Flußbett waten, und sie wollte sich nicht an den unter der Oberfläche aufragenden Stalagmiten verletzen.
    Sie lächelte entsagend. Da drinnen war für eine Abenteurerin wie sie wohl nichts zu holen. Es war kaum anzunehmen, daß jemand ausgerechnet hier einen Schatz versteckt hatte, der aus der Ferne von den Uferfelsen aus betrachtet blau leuchtete. Sie zuckte mit den schmalen Schultern und wollte sich umwenden, als sie den spitzen Schrei hörte.
    Fledermäuse!
    Zwei Stück waren es, die in rasendem Flug, ihre Orientierungsschreie ausstoßend, über Shady hinwegjagten, in die Dunkelheit der Höhle hinein. Unwillkürlich duckte das Mädchen sich, stolperte und stürzte der Länge nach ins Wasser.
    Fauchend raste ein Schatten über sie hinweg, ein mächtiger, schwerer Körper, der unmittelbar hinter ihr ins Wasser klatschte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war die Hölle los. Das große Biest drehte sich, schwappte Shady eine Wasserfontäne entgegen und sprang schon wieder.
    Das Mädchen reagierte reflexhaft. Der Rundschild glitt förmlich am Lederriemen von der Schulter über ihren Arm, wurde der Bestie entgegengestoßen. Die Wucht des Aufpralls trieb das sich gerade wieder aufrichtende Mädchen zurück, ließ es abermals straucheln. Shady riß das Schwert aus der Rückenscheide und ließ es noch aus der Bewegung zum tödlichen Schlag herabsausen.
    Die Bestie mußte die Gefahr irgendwie begreifen, warf sich zur Seite, und das Schwert glitt an der glatten Haut seitwärts ab, anstatt den Raubtierschädel zu spalten. Shady schrie auf, wehrte einen Prankenhieb mit dem Schild ab und schlug wieder zu. Diesmal drang die Schwertspitze in die glatte, harte Haut der Katzenechse ein. Das Biest brüllte auf. Es warf sich abermals gegen Shady. Das Mädchen stieß den Schild hoch, und die Raubtierzähne gruben sich hinein, rissen daran. Shady glaubte, ihr würde der Arm ausgerissen. Sie löste sich von den Lederschlaufen und packte das Schwert jetzt beidhändig. Zu spät merkte das Raubtier, daß es nicht das Opfer gepackt hatte, sondern nur den Schutz, ließ den zerfetzten Schild fallen und griff Shady erneut an. Das Mädchen stieß das Schwert mit beiden Händen vorwärts in den Rachen der Echse. Zähne schrammten über Stahl, Shady ließ die Waffe los und sprang seitwärts aus dem Wasser, in dem das Raubtier jetzt tobte. Die Pranken zerrten am Schwertgriff, versuchten die Waffe wieder freizubekommen, aber sie saß zu fest. Ein Schwall stinkenden, fast schwarzen Blutes drang aus der Kehle. Das Ungeheuer brach im Wasser zusammen, das sich rasch verfärbte, zuckte, peitschte wild mit dem Schweif und kam nur langsam zur Ruhe.
    Shady schüttelte sich.
    Erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, wie nahe sie am Tod vorbeigegangen war. Wenn sie sich nicht vor den Fledermäusen geduckt
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