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0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seiner Hand verdreifachte der Stab seine Länge. Ein helles Leuchten ging von ihm aus, fast so stark wie von einer Fackel. Mit dem leuchtenden Stab watete er in die Höhle hinein. Es gab keine andere Möglichkeit, sie zu betreten, als durch das Wasser.
    Shady legte ihren roten Schurz wieder an und sah nachdenklich auf die stinkenden Reste des Bestienkadavers, auf dem sich riesige Fliegenschwärme tummelten. Sie ärgerte sich, daß sie nicht gestern noch versucht hatte, aus dem Leder der Haut einen Schild zu fertigen. Aber Gryfs Zärtlichkeiten waren angenehmer gewesen… jetzt mochte sie sich nicht mehr an diese Arbeit wagen. Sie empfand Ekel vor der Fäulnis und den Fliegen. Es würde sich anderes Material finden.
    Und ihr Schwert…?
    Sie umfaßte es, schlug leicht mit der Klinge gegen einen Stein. Früher hatte das Schwert einen hellen, nachschwingenden Ton von sich gegeben, förmlich gesungen. Aber jetzt klang es stumpf. Es würde also wirklich nicht mehr lange halten. Beim nächsten Kampf würde es zerspringen.
    Dennoch warf sie es nicht weg. Vielleicht ließ sich daraus von einem geschickten Schmied noch ein Dolch fertigen. Oder zumindest der Stahl mußte neu gehärtet werden. Nun, das sollte nicht ihre Sorge sein. Sorge tragen mußte sie um Tauschwaren, um des Schmiedes Arbeit bezahlen zu können.
    Sie sah Gryf nach. Er war schon relativ tief in der Tropfsteinhöhle verschwunden.
    Er hat sich nicht mehr um mich gekümmert, dachte sie empört. Er ist nur auf sein eigenes Vergnügen erpicht. Was mit mir ist - was bin ich eigentlich für ihn? Ein Spielzeug, das man benutzt und dann wegwirft, wenn man seiner überdrüssig geworden ist?
    Sie dachte wieder an ihren Traum.
    Der Gryf im Traum war fürsorglicher gewesen, liebender. Er hatte zwar auch diese lockere, flapsige Art. Aber er schien reifer zu sein. Er war der Gryf, den sie sich vorstellte.
    War der Traum ein Spiegel ihrer Wünsche gewesen?
    Dann bin ich eine Närrin, entschied sie. Ich weiß doch, daß er niemals mir allein gehören wird. Er hat in jedem Dorf ein paar Mädchen, die er beglückt, und wo keins ist, gewinnt er alsbald eines hinzu. Mag Mitor wissen, warum das so ist, warum wir alle so auf ihn fliegen.
    Soll ich ihm nachgehen?
    Sie zuckte unschlüssig mit den Schultern. Einerseits war sie neugierig, was sich dort drinnen befand. Und wo der Fluß wieder ins Freie trat. Sie kannte diese Gegend nur oberflächlich; sie war ständig auf der Wanderschaft, mal hier und mal dort. Seit einem halben Sommer streifte sie durch dieses Land, und gleich zu Anfang hatte sie Gryf kennengelernt, den Druiden. Aber es wurde langsam Zeit, wieder südlicher zu ziehen, wo die Sonne länger und wärmer schien. Sie haßte den Winter.
    Vielleicht führte der unterirdisch verlaufende Fluß zum südlichen Meer? Vielleicht ließ er sich sogar befahren? Sie konnte es nur herausfinden, wenn sie ebenfalls in die Höhle eindrang.
    Andererseits aber war Gryf vor ihr, und er würde es falsch verstehen. Sie hatte eigentlich vor, einen Schlußstrich unter ihre lockere Beziehung zu ziehen. Es würde ohnehin früher oder später sein müssen. Warum nicht sofort? Immerhin würde Gryf ihr kaum in den Süden folgen, und sie hatte nicht vor, die kalten Monate hier zu verbringen.
    Schulterzuckend wandte sie sich ab.
    Da sah sie das bläuliche Schimmern wieder.
    ***
    Das Dorf auf Mona, der Druideninsel, die von den Engländern Anglesey genannt wurde, war geradezu unverschämt klein. Druiden gab es bis auf Gryf schon seit Jahrhunderten nicht mehr hier, aber auch die Menschen hatten Anglesey nur zögernd besiedelt. Es gab ein paar größere Ortschaften weit verstreut, aber in kleinen Dörfern wie diesem hatte das Ursprüngliche sich noch bewahrt.
    Eine breite Straße, gerade eben noch locker asphaltiert als Zugeständnis an die moderne Zeit, damit die wenigen Fahrzeuge vornehmlich britischer Herkunft nicht allein durch Schlaglochansammlungen zerstört werden konnten. Ein Dorfplatz in der Mitte, ein großer gemauerter Brunnen und ein paar mächtige Eichen, die den Platz überschatteten. Rechts das Haus des Ortsvorstehers, links die Kirche, klein aber fein, und dazwischen der Pub.
    Dort gab’s auch Zimmer zu vermieten, aber nur drei, denn das Mädchen war klein, und den meisten Raum nahm die Schankwirtschaft ein. Dafür gab es hier ein vorzügliches selbstgebrautes Bier, einen vorzüglichen Selbstgebrannten Whisky und vorzügliches und reichhaltiges Essen.
    Martha, des Wirtes geschäftige und
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