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0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wohlbeleibte Ehefrau, fuhrwerkte gerade mit Wassereimer, Schrubber und Lappen zwischen Tischen und Stühlen herum, stellte ihre Tätigkeit aber wieder ein, als sie Gryf und Teri erscheinen sah. Der Druide, dem niemand seine achttausend Lebensjahre ansah, schwang sich auf einen Barhocker und orderte für Teri und sich Kaffee.
    »Keinen Tee, Gryf?« staunte Martha Culbreath.
    »Ist es denn schon fünfe nachmittags?« tat Gryf erschrocken. »So lange können wir doch gar nicht geschlafen haben…«
    »Ach, ihr jungen Leute… nichts als Unsinn im Kopf. Also Kaffee?«
    Gryf nickte. »Ist Jim schon wach?«
    »Natürlich, aber er arbeitet, wie jeder anständige Mensch.« Gryf grinste dazu; immerhin hatte ihn noch niemals jemand arbeiten gesehen. Er hatte immer das, was er gerade brauchte; woher er das Geld dafür bekam, wußte niemand außer ein paar Eingeweihte wirklich so genau.
    »All right, ich werde ihn finden«, sagte Gryf, rutschte vom Hocker und marschierte an Frau Wirtin vorbei zu den rückwärtig gelegenen Räumlichkeiten. Das war normal; hier im Dorf kannte jeder jeden, und auch wenn Gryf längere Zeit nicht hiergewesen war, gehörte er trotzdem zu der großen, weiträumigen »Familie« der Dorfgemeinschaft, die hier noch funktionierte.
    Teri blieb vorn im Pub zurück und wartete auf den Kaffee.
    Gryf fand Jim Culbreath, den Wirt, im Kräutergarten hinter dem Häuschen. Auf dem Kontinent hätte der Wirt um diese Vormittagszeit noch geruht, hier aber kamen ihm die britischen Ladenschlußgesetze zugute; Punkt 23 Uhr ist- Sperrstunde. So war Culbreath immerhin schon halbwegs wach genug, um Nutzkräuter von Unkraut zu unterscheiden.
    »Ich hab’ da mal ’ne Frage«, begann Gryf und drehte den halbvollen Unkrauteimer einfach um, um sich darauf zu setzen.
    Culbreath sah auf. »Bist du eigentlich verrückt geworden, he? Kommst einfach her, ohne zu grüßen, schmeißt mir den Eimer um und…«
    »Ach, was«, winkte Gryf ab. »Das heilt alles wieder aus, Mister Landlord. Was ist eigentlich mit diesem verflixten Vampir, vor dem ganz England und Wales zittern? Ich möcht’s mal hören, wenn der Redner nüchtern ist, also hier und jetzt.«
    »Was heißt hier nüchtern?« fuhr Jim auf. »Ich bin immer nüchtern.«
    »Klar«, sagte Gryf. »Ich weiß, ich war ja in den letzten Tagen dabei. Also, was ist jetzt mit diesem Tier? Weiß überhaupt einer, wo ungefähr er sich verkrochen hat? Wir haben in den letzten Nächten nämlich nichts von ihm gespürt, absolut nichts.«
    »Hm«, machte Jim Culbreath und kratzte sich hörbar am Hinterkopf. »Bist du wirklich nur deshalb gekommen und schmeißt meinen Unkrauteimer um, um mich diesen Unsinn zu fragen?«
    »Unsinn?« echote Gryf. »Es ist also nur Unsinn?«
    »Hm«, machte Jim. »Mann, Gryf, woher soll ich das wissen? Hundert Leute reden hundert verschiedene Dinge, und…«
    »Hundert Leute gibt’s im Dorf gar nicht. Also los, ist das nur dummes Gerede, mit dem ihr mich aufziehen wolltet, oder ist der Vampir echt?«
    Das erstere war nicht ausgeschlossen. Gryfs Vampirhaß war bekannt, und wenn ein Wort das andere gibt, ist schnell die wildeste Geschichte erzählt. Aber Gryf wollte es jetzt genau wissen.
    Seine Para-Kräfte einzusetzen und in den Gedanken der Menschen nach der Wahrheit zu forschen, widerstrebte ihm. Das tat er nur in Augenblicken höchster Gefahr oder wenn er hundertprozentig wußte, daß der »Belauschte« davon wußte und damit einverstanden war.
    »Seit kurzem ist das Haus am Hügel wohl wieder bewohnt«, sagte Jim verdrossen. »Aber keiner weiß was darüber. Man sieht nur abends Licht brennen. Aber hier im Dorf gewesen ist derjenige noch nicht, hat nie eingekauft, hat sich nie vorgestellt. Deshalb hat einer von uns neulich scherzhaft bemerkt, es könnte ein Vampir sein, der nur nachts umgeht.«
    »Und seit der Kerl da wohnt, träume ich schlecht«, rief Martha von der Gartentür aus. »Gryf, laß Jim in Ruhe. Seit vier Wochen versuche ich ihm beizubringen, daß er endlich das Unkraut jäten soll, heute hat er sich endlich dazu aufgerafft, und jetzt hältst du ihn von der Arbeit ab.«
    »Es war also nur Geschwätz, ja?« hakte Gryf unbeirrt nach.
    »Es könnte ja ein Vampir sein«, grinste Jim. »Sag mal, Gryf, kannst du mich nicht noch ’ne Weile ausfragen?« fügte er verschwörerisch flüsternd hinzu. »Dann wird es vielleicht zu spät zum Jäten, weil ich noch in die Stadt hinüber muß und…«
    »Keine Chance«, sagte der Druide mitleidlos. »Du
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