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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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1
    Fred Brinkley, Killer auf Stand-by, fläzt auf der blau gepolsterten Sitzbank auf dem Sonnendeck der Fähre. Die Novembersonne starrt wie ein riesiges weißes Auge vom Himmel herab, während der Katamaran sich durch die San Francisco Bay pflügt, und Fred Brinkley starrt unverwandt zurück.
    Ein Schatten fällt auf ihn, und eine Kinderstimme fragt: »Mister, könnten Sie ein Foto von uns machen?«
    Fred schüttelt den Kopf - nein, nein, nein -, und der Zorn ist wie eine Uhrfeder, die sich in ihm spannt, wie ein Draht, der sich um seinen Kopf zusammenzieht.
    Er will den Jungen zerquetschen wie ein Insekt.
    Fred wendet den Blick ab. In seinem Kopf ertönt das Lied: Ay, ay, ay, ay, Sausalito lindo. Er versucht, die Stimmen zum Schweigen zu bringen, legt die Hand auf Bucky, um sich zu beruhigen, ertastet ihn durch seine blaue Nylon-Windjacke, aber noch immer wummern die Stimmen in seinem Kopf wie ein Presslufthammer.
    Du bist ein Loser. Ein Stück Scheiße.
    Die Möwen schreien, kreischen wie kleine Kinder. Die Sonne brennt durch den dunstigen Himmel hindurch und macht ihn durchsichtig wie Glas. Sie wissen, was er getan hat.
    Passagiere mit Shorts und Schirmmützen drängen sich an der Reling, schießen Fotos von Angel Island, von Alcatraz, von der Golden Gate Bridge.
    Ein Segelboot fliegt vorüber, das Großsegel doppelt gerefft. Gischtspritzer sprenkeln die Reling, und Fred krümmt sich, als die Erinnerung an die böse Sache ihm durch den Kopf schießt. Er sieht den Baum schwingen. Hört das laute Krachen. O Gott! Das Segelboot!
    Irgendjemand muss dafür bezahlen!

    Er fährt zusammen, als die Maschinen der Fähre dröhnend in den Rückwärtsgang schalten und das Deck beim Einfahren ins Hafenbecken erzittert.
    Fred steht auf, bahnt sich seinen Weg durch die Menge, vorbei an acht weißen Tischen, an Reihen verschrammter blauer Stühle, verfolgt von den Blicken der anderen Passagiere.
    Er tritt in den offenen Bereich am Bug, sieht eine Mutter, die ihren Sohn zurechtweist, einen Jungen von neun oder zehn Jahren mit hellbraunem Haar. »Du treibst mich noch in den Wahnsinn !«, ruft die Frau.
    Fred spürt, wie der Draht reißt. Irgendjemand muss bezahlen.
    Seine rechte Hand gleitet in seine Jackentasche - findet Bucky.
    Er legt den Finger an den Abzug.
    Die Fähre stößt gegen den Anleger und kommt mit einem Ruck zum Stillstand. Die Menschen halten sich aneinander fest, lachen. An Bug und Heck werden Leinen ausgeworfen.
    Freds Augen schießen zu der Frau, die immer noch ihren Sohn ausschimpft. Sie ist klein, bekleidet mit einer beigefarbenen Caprihose. Unter der zarten Haut ihrer weißen Bluse zeichnen sich die Umrisse ihrer Brüste ab, die Nippel spitz aufgerichtet.
    »Was ist eigentlich in dich gefahren?«, schreit sie, um das Dröhnen der Maschinen zu übertönen. »Du geht mir tierisch auf die Nerven, Freundchen.«
    Bucky, die Smith & Wesson Model 10, liegt in Freds Hand und pulsiert wie ein lebendiges Wesen.
    Die Stimme dröhnt: Töte sie. Töte sie. Sie ist außer Kontrolle!
    Bucky zielt zwischen die Brüste der Frau.
    WAMM!
    Fred spürt den Rückstoß der Waffe, sieht die Frau mit einem spitzen Schmerzensschrei zurückprallen, sieht den roten Fleck, der sich auf ihrer weißen Bluse ausbreitet.

    Gut!
    Der kleine Junge beobachtet mit großen runden Augen, wie seine Mutter auf dem Deck zusammenbricht. Das Erdbeereis fällt ihm von der Waffel und klatscht auf den Boden, und seine Hose färbt sich vorn dunkel von Urin.
    Der Junge hat auch etwas Böses getan.
    WAMM!

2
    Blut fließt über die Planken, doch in seinem Kopf sieht Fred nur die blendend weißen Segel. Sein Blick schwenkt über das Deck.
    Die Stimme in seinem Kopf brüllt: Lauf. Verschwinde. Du hast das nicht gewollt.
    Aus dem Augenwinkel sieht Fred einen kräftigen Mann auf sich zustürmen, das Gesicht wutentbrannt, ein höllisches Blitzen in den Augen. Fred streckt den Arm aus.
    WAMM!
    Ein zweiter Mann, asiatische Züge, harte schwarze Augen, der Mund ein weißer Strich, will nach Bucky greifen.
    WAMM!
    Eine schwarze Frau steht in der Nähe, eingekeilt in der Menge. Sie dreht sich zu ihm um - runde Wangen, die Augen weit aufgerissen. Starrt ihm ins Gesicht und… liest seine Gedanken.
    »Okay, Junge«, sagt sie und streckt eine zitternde Hand aus, »das reicht jetzt. Gib mir die Kanone.«
    Sie weiß, was er getan hat. Woher weiß sie das?
    WAMM!
    Ein Gefühl der Erleichterung durchströmt Fred, als die Frau, die Gedanken lesen kann, zu Boden geht. Die
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