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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Miene drückte grimmige Befriedigung aus.
    »Ich hab ihn im Kasten«, sagte Rooney und hielt seine Kamera hoch. »Ich hab diesen Irren auf frischer Tat erwischt.«

7
    Nur wenige Augenblicke, nachdem wir die Zeugen entlassen hatten, kam Charlie Clapper, der Leiter der Spurensicherung, mit seinem Team die Gangway herauf und ging an Bord. Charlie begrüßte den Chief, sagte »Hey, Lindsay«, und begann sich umzusehen.
    Dann kramte er in den Taschen seiner Tweedjacke mit Fisch-grätmuster, zog ein Paar Latexhandschuhe heraus und streifte sie über.
    »Das ist ja eine schöne Bescherung«, meinte er.
    »Wir wollen doch positiv denken«, erwiderte ich, konnte aber die Anspannung in meiner Stimme nicht verbergen.
    »Sie kennen mich ja«, sagte er. »Ich bin ein hoffnungsloser Optimist.«
    Ich blieb bei Tracchio stehen, als das Team ausschwärmte, um Nummerntäfelchen aufzustellen und alles zu fotografieren, die Leichen und das ganze blutbespritzte Deck.
    Sie pulten ein Geschoss aus der Bordwand heraus und stellten einen Gegenstand sicher, der uns vielleicht zu dem Killer führen würde: eine halb leere Packung türkische Zigaretten, die unter einem Tisch im Heck gefunden worden war.
    »Ich muss jetzt mal los, Lieutenant«, sagte Tracchio zu mir und warf einen Blick auf seine Rolex. »Ich habe einen Termin mit dem Bürgermeister.«
    »Ich will diesen Fall übernehmen - persönlich«, sagte ich.
    Er musterte mich streng. Ich hatte einen Alarmknopf bei ihm gedrückt, aber ich konnte einfach nicht anders.
    Tracchio war ein anständiger Kerl, und im Grunde konnte ich ihn ganz gut leiden. Aber der Chief hatte sich auf der Verwaltungsschiene ganz nach oben gearbeitet. Er hatte nie im Leben auch nur einen einzigen Fall bearbeitet, und das beeinflusste seine Sicht der Dinge.

    Er wollte, dass ich meine Arbeit vom Schreibtisch aus erledigte.
    Und ich brachte meine besten Leistungen auf der Straße.
    Das letzte Mal, als ich Tracchio gesagt hatte, dass ich am liebsten ganz praktische Ermittlungsarbeit machen würde, hatte er mir Undankbarkeit vorgeworfen und gesagt, ich müsse noch eine ganze Menge über Personalführung lernen. Ich sollte einfach meinen verdammten Job machen und froh sein, dass sie mich überhaupt zum Lieutenant befördert hatten.
    Jetzt erinnerte er mich in aller Schärfe daran, dass einer meiner Partner auf der Straße getötet worden war, und dass erst vor wenigen Monaten Jacobi und ich in einer menschenleeren Gasse niedergeschossen worden waren. Er hatte recht. Wir wären beide fast gestorben.
    Heute wusste ich, dass er mir meine Bitte nicht abschlagen konnte. Meine beste Freundin hatte eine Kugel in die Brust bekommen, und der Schütze lief noch frei herum.
    »Ich werde mit Jacobi und Conklin arbeiten. Ein Dreier-Team, mit McNeil und Chi als Verstärkung. Den Rest der Truppe werde ich nach Bedarf hinzuziehen.«
    Tracchio nickte widerwillig, aber ich hatte grünes Licht. Ich dankte ihm und rief Jacobi an. Dann wählte ich die Nummer des Krankenhauses und bekam eine freundliche Schwester an den Apparat, die mir sagte, dass Claire noch im OP sei.
    Ich verließ den Tatort mit Jack Rooneys Kamera in der Hand. Im Präsidium wollte ich mir das Video anschauen, wollte die Schießerei mit eigenen Augen sehen.
    Ich ging die Gangway hinunter und brummte halblaut »Mist!«, noch bevor ich den Kai erreichte. Reporter von drei verschiedenen hiesigen Fernsehsendern und von der Chronicle erwarteten mich. Ich kannte sie alle.
    Kameras klickten und zoomten, Mikrofone wurden mir unter die Nase gehalten.
    »War es ein Terroranschlag, Lieutenant?«
    »Wer war der Schütze?«

    »Wie viele Todesopfer hat es gegeben?«
    »Verschont mich bitte, Leute. Das Verbrechen ist doch erst heute Morgen passiert«, sagte ich. Ich wünschte, die Reporter hätten sich Tracchio gegriffen oder irgendeinen der vier Dutzend anderen Cops, die innerhalb der Absperrung herumschwirrten und sich sicher alle über einen Auftritt in den Sechs-Uhr-Nachrichten gefreut hätten.
    »Wir werden die Namen der Opfer bekannt geben, sobald die Angehörigen informiert sind. Und wir werden denjenigen finden, der für diese furchtbare Tat verantwortlich ist«, sagte ich mit Hoffnung und Überzeugung in der Stimme. »Er wird nicht davonkommen.«

8
    Es war zwei Uhr nachmittags, als ich mich Al Sassoon vorstellte, Claires behandelndem Arzt, der mit ihrem Krankenblatt in der Hand an der Zentrale der Intensivstation stand. Sassoon war Mitte vierzig, dunkelhaarig, mit
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