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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Menschen in dem kleinen vorderen Deckabschnitt wogen hin und her, ducken sich, weichen nach links und rechts aus.
    Sie haben Angst vor ihm. Angst vor ihm.
    Zu seinen Füßen hält die schwarze Frau ein Handy in den blutigen Händen. Ihr Atem geht rasselnd, als sie mit dem Daumen die Nummerntasten drückt. Nein, das lässt du schön bleiben! Fred steigt auf das Handgelenk der Frau. Dann beugt er sich tief hinunter, um ihr in die Augen zu sehen.
    »Sie hätten mich aufhalten sollen«, stößt er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das war Ihr Job .« Buckys Mündung bohrt sich in ihre Schläfe.

    »Nicht!«, bettelt sie. » Bitte nicht! «
    Jemand schreit: » Mom! «
    Ein schlanker schwarzer Junge, vielleicht siebzehn oder achtzehn, kommt mit einem Stück Rohr über der Schulter auf ihn zu. Er hält es wie einen Schläger.
    Fred drückt den Abzug, und im gleichen Moment geht ein Ruck durch das Schiff - WAMM!
    Der Schuss geht daneben . Das Metallrohr fällt zu Boden und kullert übers Deck. Der Junge rennt auf die Frau zu, wirft sich auf sie. Um sie zu schützen?
    Die Passagiere verkriechen sich unter den Bänken, und ihre Schreie sind wie lodernde Flammen, die ihn umzingeln.
    Zum Lärm der Maschinen gesellt sich nun das metallische Rasseln der Gangway, die herangefahren wird. Bucky hält die Menge weiter in Schach, während Fred einen Blick über die Reling wirft.
    Er schätzt die Entfernung ab.
    Der Unterbau der Gangway ist etwas mehr als einen Meter unterhalb des Decks, und von dort ist es ein ziemlich weiter Satz bis auf den Kai.
    Fred steckt Bucky ein und legt beide Hände auf die Reling. Er hechtet drüber und landet flach auf den Sohlen seiner Nikes. Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne, hüllt ihn ein und macht ihn unsichtbar.
    Beeil dich, Seemann. Los.
    Und er tut es - wagt den Sprung auf den Kai und rennt los in Richtung Farmer’s Market, wo er in der Menschenmenge auf dem Parkplatz untertaucht.
    Dann schlendert er langsam, geradezu gemütlich weiter, den halben Block bis zum Embarcadero.
    Er summt vor sich hin, als er die Stufen zur BART-Station hinuntertrabt, und er summt immer noch, als er in den Zug steigt, der ihn nach Hause bringt.
    Du hast es geschafft, Seemann.

Erster Teil
    Kennen Sie diesen Mann?

3
    Ich hatte keinen Dienst an diesem Samstagmorgen Anfang November, und ich war nur deshalb zum Tatort eines Mordes gerufen worden, weil man meine Visitenkarte in der Tasche des Opfers gefunden hatte.
    Da stand ich nun im abgedunkelten Wohnzimmer eines Zweifamilienhauses und blickte auf einen erbärmlichen kleinen Mistkerl mit Bierbauch namens Jose Alonzo hinunter. Mit nacktem Oberkörper hockte er zusammengesunken auf einer durchgesessenen Couch von unbestimmter Farbe, die Hände in Handschellen hinter dem Rücken. Er ließ den Kopf hängen, und Tränen rannen ihm übers Kinn.
    Ich hatte kein Mitleid mit ihm.
    »Ist er schon über seine Rechte belehrt worden?«, fragte ich Inspector Warren Jacobi, meinen früheren Partner, der mir jetzt unterstellt war. Jacobi war vor Kurzem einundfünfzig geworden und hatte in seinen fünfundzwanzig Dienstjahren mehr Mordopfer gesehen, als zehn Cops in ihrem ganzen Leben zu Gesicht bekommen dürften.
    »Ja, das hab ich übernommen, Lieutenant. Bevor er gestanden hat.« Jacobis Fäuste zuckten an seiner Seite. Ein Ausdruck des Abscheus glitt über sein zerklüftetes Gesicht.
    »Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«, fragte ich Alonzo.
    Er nickte und begann wieder zu schluchzen. »Ich hätt’s nicht tun sollen, aber sie hat mich so rasend gemacht!«
    Ein kleines Mädchen mit einer schmutzigen weißen Schleife im Haar und einer Windel, die ihr bis zu den speckigen Knien herabhing, klammerte sich an das Bein ihres Vaters. Sie heulte, dass es mir fast das Herz zerriss.
    »Was hat Rosa denn getan, dass sie Sie so rasend gemacht hat?«, fragte ich Alonzo. »Das würde mich wirklich interessieren.«

    Rosa Alonzo lag am Boden, das hübsche Gesicht zur Wand mit der abblätternden karamellbraunen Farbe gedreht, eine klaffende Wunde im Schädel von dem Bügeleisen, mit dem ihr Mann sie zuerst niedergeschlagen und anschließend getötet hatte.
    Das Bügelbrett war über ihr zusammengebrochen wie ein totes Pferd, und in der Luft hing ein Geruch nach verbrannter Sprühstärke.
    Als ich Rosa das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie mir erzählt, sie könne ihren Mann nicht verlassen, weil er gedroht habe, er würde sie aufspüren und umbringen.
    Ich wünschte mir so sehr, sie
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