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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hätte das Kind geschnappt und sich davongemacht.
    Inspector Richard Conklin, Jacobis Partner, das neueste und jüngste Mitglied meines Teams, ging in die Küche. Ich sah, wie Rich für einen alten orange gestreiften Kater, der auf dem roten Resopaltisch hockte, Katzenfutter in eine Schüssel schüttete. Interessant.
    »Er wird vielleicht sehr lange allein hier sein«, warf mir Conklin über die Schulter zu.
    »Rufen Sie das Tierheim an.«
    »Die haben angeblich keine Zeit, Lieutenant.« Conklin drehte den Hahn auf und füllte eine Schüssel mit Wasser.
    Alonzo meldete sich zu Wort: »Wissen Sie, was sie gesagt hat, Officer? Sie hat gesagt: ›Besorg dir’nen Job.‹ Da bin ich einfach ausgerastet , verstehen Sie?«
    Ich starrte ihn an, bis er sich von mir abwandte und seiner toten Frau zurief: »Das hab ich nicht gewollt, Rosa. Bitte. Gib mir noch eine Chance! «
    Jacobi packte den Mann am Arm, zog ihn hoch und sagte: »Na klar, sie verzeiht dir, Mann. Komm, wir fahren ein Stück.«
    Die Kleine fing gerade wieder an zu heulen, als Patty Whelk von der Fürsorge durch die offene Wohnungstür hereinkam.
    »Hey, Lindsay«, begrüßte sie mich und umkurvte das Opfer. »Wer ist denn die kleine Prinzessin?«

    »Anita Alonzo«, antwortete ich traurig. »Anita, darf ich vorstellen: das System.«
    Patty und ich wechselten hilflose Blicke, während sie das Mädchen nahm und auf ihrer Hüfte absetzte. Dann ging Patty ins Schlafzimmer, um nach einer sauberen Windel zu suchen. Während Conklin in der Wohnung blieb, um auf die Rechtsmedizin zu warten, folgte ich Jacobi und Alonzo hinaus auf die Straße.
    »Bis dann«, sagte ich zu Jacobi und stieg in meinen drei Jahre alten Explorer, der neben einer Batterie von Müllsäcken am Straßenrand parkte. Ich hatte gerade den Schlüssel umgedreht, als das Handy an meinem Gürtel klingelte. Es ist Samstag. Lasst mich gefälligst in Frieden.
    Beim zweiten Läuten nahm ich den Anruf an.
    Es war mein Boss, Anthony Tracchio. Ich registrierte eine ungewohnte Anspannung in seiner Stimme. Er musste fast schreien, um das Sirenengeheul im Hintergrund zu übertönen.
    »Boxer«, sagte er, »es hat eine Schießerei auf einer der Fähren gegeben. Die Del Norte . Drei Tote und ein paar Verletzte. Ich brauche Sie hier. Pronto. «

4
    Ich hatte ein verdammt ungutes Gefühl, als ich mir vorzustellen versuchte, was in aller Welt den Chief an einem Samstag aus seinem gemütlichen Heim in Oakland hervorgezerrt haben könnte. Das ungute Gefühl verstärkte sich schlagartig, als ich ein halbes Dutzend schwarz-weiße Einsatzwagen am Eingang zum Pier parken sah. Zwei weitere Streifenwagen standen auf dem Gehsteig zu beiden Seiten des Fährgebäudes.
    Ein Streifenpolizist rief mir zu: »Hier entlang, Lieu!«, und wies mir den Weg über die südliche Zufahrt zu den Kais.
    Ich fuhr vorbei an Streifenwagen, Ambulanzen und Löschfahrzeugen, parkte vor dem Terminal und stieg aus. Es war dunstig und um die sechzehn Grad kühl. Eine steife Brise von schätzungsweise zwanzig Knoten sorgte für heftigen Wellengang draußen in der Bucht und schaukelte die Del Norte an ihrer Anlegestelle tüchtig durch.
    Der Polizeieinsatz sorgte für einige Aufregung, und rund tausend Menschen wuselten zwischen dem Fährgebäude und dem Farmer’s Market umher, schossen Fotos und fragten die Cops, was passiert sei. Es war, als witterten sie das Pulver und das Blut in der Luft.
    Ich schlüpfte unter dem Absperrband hindurch, mit dem der Kai gesichert war, nickte den Polizisten zu, die ich kannte, und blickte auf, als ich Tracchio meinen Namen rufen hörte.
    Der Chief stand an der Bugpforte der Del Norte . Er trug einen Lederblazer und eine bequeme Freizeithose und hatte die spärlichen Haare wie üblich mit Gel quer über seine Glatze gekämmt. Er winkte mich an Bord. Danke für die Einladung.
    Ich ging auf ihn zu, doch ich hatte kaum fünf Schritte über die Gangway getan, da musste ich zwei Sanitätern Platz machen, die mir mit einer rumpelnden Rolltrage entgegenkamen.

    Mein Blick fiel auf das Opfer, eine kräftige afroamerikanische Frau, deren Gesicht fast ganz von einer Sauerstoffmaske verdeckt war. An ihrem Arm war ein Infusionsschlauch befestigt, und das Tuch, das ihren Rumpf fest umhüllte, war blutgetränkt.
    Ich fühlte einen Stich in der Brust. Mein Herz wusste sofort Bescheid - eine volle Sekunde, bevor mein Verstand es registrierte.
    Das Opfer war Claire Washburn!
    Meine beste Freundin war auf der Fähre angeschossen
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