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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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Vorwort
    Wie Kastanien, die vom Himmel fallen
    Es ist die Jahreszeit, in der im Pfälzer Wald Gefahr von oben droht. Im Oktober 2009 prasseln die Esskastanien auf uns herab, sie pflastern die Waldwege und wandern von dort – die größten voran – in die pfälzische Käschdesupp, in Braten mit Rotkraut. Die Köstlichkeit gibt der Region ihre besondere kulinarische Note. Im Pfälzer Herbstwald zeigt sich die Allmende von ihrer großzügigen und unkomplizierten Seite.
    Wir sind auf dem Weg in einen Kurzurlaub. Sobald die Pfalz in Sichtweite ist, soll das Handy verstummen. Das ist ein sehr fester Vorsatz. Doch schon schrillt es. Eine Pressereferentin fragt: »Kennst du jemanden, der mir etwas über die frisch gebackene Wirtschaftsnobelpreisträgerin sagen kann? Ein Sender fragt an …«
    »Ich?«, frage ich überrascht ins Telefon. Woher kommt der Gedanke, ich sei für dieses Anliegen eine geeignete Adresse? Bevor ich abwehre – die Pfalz rückt näher –, schiebe ich hinterher:
    »Wie heißt sie denn?« »Elinor Ostrom«, höre ich die Antwort, und ich bin ebenso verblüfft wie begeistert. Manche Nachrichten fallen vom Himmel wie Kastanien von den Bäumen. »Ja«, wendet sich das Telefonat, »zumindest kann ich dir sagen, dass das eine grandiose Nachricht ist und dass nun eine Nobelpreisträgerin zu den Autorinnen des Sammelbandes gehört, den wir jüngst über Gemeingüter veröffentlicht haben.« Die Rede ist von Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter (oekom, 2009).
    Auch sehr feste Vorsätze schmelzen. Statt in die Pfalz zu fahren, bestellen wir uns im Darmstädter Guantaname ra einen Teller Pinchos (argentinische Fleischspieße), setzen eine Glückwunschmail ab und entwerfen eine Pressemitteilung. Eine knappe Stunde später gebe ich erste Radiointerviews. Natürlich gibt es auf der gesamten Reise neben dem Pfälzer Saumagen und den Kastanien nur ein Thema: Elinor Ostrom.
    Monate später entsteht die Idee zu diesem kleinen Buch. Es soll die Welt der Gemeingüter und die Ideenwelt von Elinor Ostrom auch außerhalb der Universitätsbibliotheken zugänglich machen. Doch mit Nobelpreisen ist es wie mit guten Vorsätzen zu Neujahr. Es gibt ein Davor und ein Danach. Ostrom kann keinen neuen Text für ein deutsches Publikum herausbringen – ihr Terminkalender ist für zwei Jahre völlig ausgebucht. Aber sie stimmt der Kooperation in der denkbar großzügigsten und unkompliziertesten Weise zu, die man sich vorstellen kann.
    »Eine wunderbare Idee, die beiden Texte in einem Band zusammenzubringen«, kommt prompt die Ermutigung ausBloomington, »klären Sie die Rechtsfragen und legen Sie los. Cheers Lin.«
    Schon während der Entstehung von Wem gehört die Welt? tauschte ich mit »Lin« E-Mails aus, in denen wir wichtige konzeptionelle Fragen zur Übertragung ihres Textes diskutierten. Schließlich wird die führende Gemeingutforscherin der Welt nicht müde darauf hinzuweisen, dass es ein Unterschied ist, ob man von Ressourcen spricht oder von Eigentumsverhältnissen. Oder ob man sich gar auf die komplexen sozialen Systeme bezieht, die Regelwerke, die Normen und Institutionen, die es braucht, um kollektiv genutzte Ressourcen zu verwalten, die Dinge also, die kein Einzelner gemacht hat, die niemandem allein gehören und auf die wir alle in der ein oder anderen Weise angewiesen sind – die Gaben der Natur, wie Wasser, Landschaft und biologische Vielfalt. Die kollektiv geschaffenen kulturellen Ressourcen, die wir gemeinsam nutzen, wie die Sprache, der digitale und genetische Code oder die Wissensbestände, auf denen unsere Forschung basiert.
    Wie also soll man sie nennen, die Common-Pool-Resources im Unterschied zu den Commons ?
    Am Ende entschieden wir uns für Gemeinressourcen (oder Allmendressourcen) einerseits und für Gemeingüter (oder Allmende) andererseits. Commons, Gemeingüter und Allmende werden demnach in diesem Band synonym verwendet.
    Dem Text liegen zwei Schriften Elinor Ostroms zugrunde. The Challenge of Common-Pool-Resources (DieHerausforderung der Gemeinressourcen), veröffentlicht in Environment. Science and Policy for Sustainable Development in der Juli/August-Ausgabe 2008 sowie Rethinking Institutional Analysis (Institutionenanalyse neu denken), ein von Vernon Smith und Gordon Tullock geführtes Interview, welches bereits im November 2003 erschien und in einem Sammelband von Paul Dragos Aligicia und Peter J. Boettke ( Challenging Institutional Analysis and Development )
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