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066 - Das Tor zur Hölle

066 - Das Tor zur Hölle

Titel: 066 - Das Tor zur Hölle
Autoren: Larry Brent
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    Es war der letzte Bus, der um 23 Uhr an der Green Station hielt. Ellen Mummert griff nach ihrer Handtasche
und stieg aus.
    »Good night!« sagte die Dreiunddreißigjährige zu dem Busfahrer, der hinterm Steuer saß und gähnte.
    »Night«, reagierte der Mann kurz. Er war froh, daß dies die letzte Fahrt war und er den Bus in die
Zentralgarage bringen konnte.
    Die junge Engländerin verließ die Station, der Bus hinter ihr fuhr an, und die roten Rücklichter verschwanden
in der Nacht. Ellen Mummert ärgerte sich
im stillen, daß sie den vorhergehenden Bus verpaßt hatte. Aber sie und Nancy hatten sich zuviel zu erzählen gehabt.
Solange hatten sie sich nicht mehr
gesehen.
    Die College-Kameradin war vor zehn Jahren nach Kanada ausgewandert.
    Mit einer Touristen-Gruppe unternahm sie eine Reise quer durch Europa.
    Für einen Tag war ein Aufenthalt in London, ihrer früheren Heimat,
vorgesehen. Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, einen Einkaufsbummel durch die Metropole zu machen.
    »Portobello
Road, Carnaby Street, Kings Road«.
    Namen, die Fremden vertraut waren und die ihren Reiz auch auf Einheimische
nicht verloren hatten.
    In einer kleinen, schicken Boutique in der Kings Road
hatten sie sich getroffen. Nancy und Ellen. Nancy als Besucherin, Ellen als
Inhaberin des kleinen Ladengeschäftes.
    Sie hatten sich sofort wiedererkannt und waren übereingekommen,
den Abend gemeinsam zu verbringen. Bis in die letzte Minute waren sie zusammen
gewesen. Kurz vor Mitternacht startete dann die Chartermaschine nach Stockholm,
mit der Nancy Hiller flog.
    Die Schritte der einsamen, nächtlichen Spaziergängerin
hallten durch die Allee.
    Die Sevenoaks Road war einige Meilen lang, und bis Ellen
Mummert nach Pratts Bottom kam, wo sie zu Hause war, mußte sie eine Stunde
Fußweg rechnen.
    Als Kind war sie oft diesen Weg gegangen. Aber sie war
kein Kind mehr, und im reiferen Alter machte man sich mehr Gedanken und Sorgen.
Die Befürchtung, daß etwas passieren könnte, war nicht so von der Hand zu
weisen.
    Gerade in den letzten Wochen beschäftigte die Menschen in
London und Umgebung nur ein Thema: der Phantom-Würger!
    Insgesamt waren bis jetzt acht Frauen dem Unhold zum
Opfer gefallen.
    Er beging seine Taten ausschließlich in den dunklen
Country-Alleen, in Parks und auf Waldwegen. Dort überfiel er einsame Frauen,
tat ihnen Gewalt an und würgte sie dann. Um den Hals der Opfer fand man
regelmäßig einen verknoteten BH.
    Scotland Yards Jagd nach dem Unheimlichen war bisher ergebnislos
verlaufen. Es gab keine präzisen Anhaltspunkte, um den Phantom-Würger zu
überführen.
    Ellen Mummert fühlte ein Frösteln auf ihrem Körper, als
sie daran dachte, daß weit und breit keine menschliche Siedlung war.
    Die Dunkelheit rundum bedrückte sie mit einem Mal.
    Hinter jeder der windschiefen, uralten Eichen, die den
hügeligen Boden beiderseits der Straße flankierten, konnte sich eine einsame
Gestalt verbergen und ihre Schritte beobachten.
    Unruhe und Nervosität stiegen in ihr auf, und Ellen
ertappte sich dabei, daß ihre Blicke öfter zur Seite schweiften und ihr die
Phantasie schattenhafte Bewegungen zwischen den Alleebäumen vorgaukelte.
    Aber alles war nur Einbildung.
    Schließlich war es nicht die Regel, daß sie hier zu
später Stunde allein herumlief. Es war ein Ausnahmefall. Und hätte der
Phantom-Würger sie in den letzten Tagen eingehend beobachtet, dann wüßte er,
daß sie normalerweise mit dem 20.10-Uhr-Bus an der Green Station eintraf und
fünf Minuten später schon in einen Country-Bus umstieg, der das Gebiet hier bediente.
    Die Luft war kühl und feucht.
    Ellen Mummert – etwas beruhigter – schlug den Kragen des
hellen Übergangsmantels hoch. Ein kühler Wind streifte ihr Gesicht und rötete
ihre Wangen.
    Kein Auto kam hinter ihr her, und keines begegnete ihr.
    Aber da, wie aus dem Boden gewachsen, nahm sie eine
Bewegung wahr.
    Ein Mensch!
    Aus den Augenwinkeln heraus stellte sie voller Erstaunen
fest, daß der Mann drüben nur eine blaugemusterte Hose und ein offenstehendes
Sporthemd trug, das einen leichten orange-farbenen Schimmer hatte.
    Bei der herrschenden Temperatur und den Witterungsverhältnissen
verstand sie das ganz und gar nicht.
    Jemand, der längere Zeit unterwegs war, lief nicht so
herum!
    Und das nächste Haus lag gut eine Meile entfernt, als daß
man hätte sagen können, der Mann sei nur mal kurz an die frische Luft gegangen.
    Da stimmte doch etwas nicht!
    Sie schrie auf und erstarrte in der
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