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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Kontaktversuche
Eine Anthologie bulgarischer phantastischer Erzählungen
     
    Herausgegeben von Erik Simon
Verlag Das Neue Berlin

    1. Auflage dieser Ausgabe
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin • 1984 (1978) Lizenz-Nr.: 409-160/153/84 • LSV 7244

    Umschlagentwurf: Schulz/Labowski Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: Grafischer Großbetrieb
    Völkerfreundschaft Dresden 622 639 800630

    Haben Sie schon einmal auf einer langen,
regennassen Bergstraße einen Mann mit einem Rucksack in Ihrem
Wagen mitgenommen und, während Sie mit ihm sprachen, nicht auf die
Fahrbahn geachtet, so daß Sie in einer Kurve hinausgetragen
wurden, aber nicht in das Tal stürzten, sondern mit Ihrem Auto und
diesem Mann über den Abgrund flogen und wieder auf der Chaussee
landeten?
Oder sind Sie in einem Skaphander in die glutflüssige Lava eines
Vulkans hinabgestiegen? Wenn Sie das noch nicht erlebt haben und wissen
wollen, wie es ist, sollten Sie dieses Buch lesen.
Sie würden auch einen Planeten kennenlernen, dessen
Oberfläche ein riesiges, rätselhaftes Meer bedeckt. Sie
würden auf einem kleinen, wilden Gestirn landen, um einen anderen
Raumfahrer abzuholen, dieser aber ist verschwunden. Sie selbst
hören unbekannte Stimmen, haben seltsame Gesichte.
    Und wenn Ihnen das alles nicht genügen sollte, erfahren Sie auch noch die Wahrheit über den ersten Menschen.

Dimiter Peew
Das Haar aus Mohammeds Bart
    Niemand kann den Uhrzeiger zurückdrehen und in
einer Zeit leben, die vor seiner Geburt lag. Die Vergangenheit ist
für uns unwiederbringlich dahin.
    Und doch war ich zu Gast in einer vergessenen
Epoche, ich habe unsere Erde erlebt, wie sie vor Hunderttausenden von
Jahren war – ich selbst und doch nicht ich. Mit meinen eigenen
Augen habe ich alles gesehen, und doch waren es die Augen eines
anderen, mir unbekannten Menschen, von dem ich nichts weiß.
Eines Menschen? War es überhaupt ein Mensch wie wir? Aber ich will
nicht vorgreifen, sondern die Ereignisse der Reihe nach erzählen,
so, wie sie sich begeben haben.
    Eines Nachmittags rief mich mein ehemaliger
Mitschüler Straschimir Losew an. Wir waren einst auf dem Gymnasium
enge Freunde gewesen, doch später hatte uns das Leben getrennt.
Jeder war seinen eigenen Weg gegangen, und unsere Verbindung hatte sich
gelockert. Manchmal begegneten wir uns zufällig auf der
Straße; dann sprachen wir über unsere Schülerstreiche,
und am Ende beschlossen wir jedesmal, uns »dieser Tage«
unbedingt einmal zu treffen. Als er mir nun telefonisch sein Kommen
ankündigte, glaubte ich zuerst, daß er diese ständige
Absicht endlich verwirklichen wollte. Doch der Anlaß seines
Besuches war ein ganz anderer.
    Nachdem er sich in einem Sessel niedergelassen
hatte und wir die üblichen freundschaftlichen Plänkeleien
ausgetauscht hatten, nahm Losew ein kleines Glasröhrchen aus der
Tasche und stellte es vor mich auf den Schreibtisch.
    »Ich würde gern deine Meinung
hören«, sagte er. »Sieh dir dieses Ding genau an und
sage mir, woraus es besteht und wozu es dienen mag.«
    Ich betrachtete meinen Freund erstaunt. Er deutete mit den Augen auf das Röhrchen und sagte weiter nichts.
Der fragliche Gegenstand war ein glatter, durchsichtiger kleiner
Zylinder. Er enthielt einen weißlichen dünnen Stab, der fast
so lang war wie das Röhrchen selbst. Auch der. Behälter
erschien mir für seine Größe außerordentlich
dünnwandig. Ich drehte ihn in den Fingern hin und her und fragte:
»Woher hast du das denn?«
»Langsam, nicht so eilig! Du hast es ja noch gar nicht richtig
betrachtet!« Losew sprang auf, nahm das Röhrchen, zog es
geschickt in der Mitte auseinander, nahm den Stab heraus und reichte
ihn mir. »Sieh dir das an, das ist das wichtigste.«
Um den dünnen Stab lag in dichten Windungen ein milchweißer
Faden. Ich suchte das Ende und wickelte ihn ab. Bald bildete sich auf
dem Tisch ein glänzendes Knäuel. Der Faden war elastisch, wie
sehr dünner Stahldraht, und ziemlich schwer. Seine Länge
betrug zwanzig bis dreißig Meter.
Losew knipste sein Feuerzeug an. Er hielt das Ende des Fadens etwa eine Minute lang in die Flamme und reichte es mir dann.
Ich faßte vorsichtig nach der erwärmten Stelle. Der Faden war kalt wie zuvor, er war nicht einmal schwarz geworden.
»Hast du eine Schere?« fragte Losew unvermittelt.
»Ich glaube, ja«, erwiderte ich verdutzt und nahm aus der
Schublade eine große Büroschere. »Wozu?«
»Schneid doch mal ein Stück von dem Zeug ab.« Losew sah mich
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