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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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Sorgen machen.« Mit diesen Worten lenkte er den Wagen nach rechts, wo sich plötzlich eine Lücke in ihrem Heckenweg aufgetan hatte. Emily hielt sich instinktiv am Türgriff fest, den Mund vor Überraschung aufgerissen. Da war kein Weg mehr! Sie holperten nun direkt über eine bucklige Weide, bergab und dicht an einer Steinmauer entlang, die sich neben ihr nach unten schlängelte. Es rumpelte fürchterlich, und Emilys Herz machte jeden Satz mit. Sie konnte kaum erkennen, was vor ihnen lag, so sehr wurde sie in ihrem Sitz durchgerüttelt.
    »Das soll der Weg in das Dorf sein?«, fragte sie, und ihre Stimme schien hoch und runter zu hopsen wie die Federung des Wagens. So fiel wenigstens nicht auf, wie ängstlich sie jetzt klang.
    »Ich habe dir gesagt, du würdest es allein nicht finden«, antwortete er.
    »Es gibt keine Straße?«
    »Von dieser Seite, nein. Es ist ziemlich abgelegen.« Er warf ihr einen Blick zu. Vermutlich spiegelte sich Emilys Furcht in ihren Augen wider, denn plötzlich nahm seine Stimme einen beruhigenden Tonfall an. »Keine Sorge«, sagte er, »es ist nicht mehr weit.«
    Emily drehte ihr Gesicht zum Fenster. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Nein, falsch: Was hatte sich ihre Mutter dabei gedacht, sie in ein fremdes Land zu schicken, in ein Dorf, das nirgendwo verzeichnet und offenbar nicht einmal über eine Straße zu erreichen war? Sie spürte, wie Tränen der Wut in ihr aufstiegen und ihr die Kehle zuschnürten. Sie schloss die Augen. Mit der Hand, die sich nicht am Türgriff festkrallte, drückte sie energisch gegen ihre Schläfen.
    Verdammt Emily, wies sie sich im Stillen zurecht. Du ziehst das jetzt durch.
    Sie öffnete die Augen erst wieder, als der Wagen abrupt zum Stehen kam. Sie hatten den Hügel hinter sich gelassen, und die Ausläufer der Weide breiteten vor ihnen einen sanft gewellten Grasteppich aus. Emily blinzelte. Etwa zehn Meter vor ihnen begann wie aus dem Nichts eine Straße. Mit Kopfstein gepflastert. Sie schlug einen weiten Bogen nach vorn und dann nach rechts, und dort, vor der Kurve, erkannte Emily ein erstes Haus. Es war klein und geduckt, weiß getüncht und aus seinem Kamin stiegen paffende Rauchwölkchen auf.
    Matt räusperte sich. »Da ist es«, sagte er, »es sind nur ein paar Häuser.« Er ließ den Motor laufen, schnallte sich ab, stieg aus und ging zum Kofferraum. Sie hörte, wie er ihren Trolly auf die Wiese hievte, während sie aus dem Wagen kletterte. »Danke fürs Mitnehmen«, murmelte sie, warf sich ihren Rucksack über die Schulter und nahm Matt den Koffer aus der Hand. Er nickte kurz, den Blick auf die Häuser gerichtet. »Ich musste sowieso in die Gegend.« Dann stieg er ein und brauste auf das Dorf zu, ohne sie noch einmal anzusehen.
    Emily blickte dem Wagen nach und stellte verblüfft fest, dass es endlich aufgehört hatte zu regnen. Ihr erster Blick auf Hollyhill war geprägt vom Licht der orangefarbenen Abendsonne und dem eigenartigen Gefühl, beobachtet zu werden.

3
    D as Dorf war winzig. Nachdem Emily das erste Haus von Hollyhill erreicht hatte, gab die gewundene Straße den Blick auf den Rest des Ortes frei – und das war wahrlich nicht viel. Ein paar Häuser schmiegten sich rechts und links an die Straße, die nicht einmal mit einem Gehsteig aufwartete. Auf der rechten Seite begleitete ein Rinnsal den Verlauf des Wegs, schmale Stege führten darüber hinweg zu den jeweiligen Eingangstüren der kleinen Cottages. Emily zählte insgesamt fünf, und jedes hatte eine andere Farbe. Etwa auf Höhe des letzten Hauses dieser Reihe wölbte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine alte Steinbrücke über einen Bach, dahinter ragte der Turm einer Kirche empor. Das kleine Häuschen davor musste das Pfarrhaus sein. Ganz am Ende der Dorfstraße schien ein letztes Cottage in eine reetgedeckte Scheune überzugehen, und vor der parkte Matts dunkler Geländewagen.
    Emily kniff die Augen zusammen.
    Ich musste sowieso in die Gegend? Was stimmte denn nicht mit diesem Typen?
    Sie holte tief Luft und steuerte das erste Häuschen an, über dessen Eingangstür ein mit Blumen verziertes Blechschild baumelte. Die rosa Farbe wirkte reichlich mitgenommen und war an den meisten Stellen schon abgeblättert, dennoch konnte Emily die Wörter »Crooked Chimney B&B« entziffern. Sie blickte an dem weiß getünchten Steincottage hinauf und tatsächlich: Der Schornstein bog sich wie ein gekrümmter Zeigefinger, so als wollte er sie hereinlocken.
    Unwillkürlich blieb
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