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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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entgegen. »Ich bin Matt«, stellte er sich vor. »Und wenn du nicht im Dunkeln im Moor herumirren willst, solltest du in diesem Fall eine Ausnahme machen.«
    Emily war einen Schritt zurückgewichen und starrte Matt an. Er war gut einen Kopf größer als sie, schmal, aber doch irgendwie muskulös, und schon während ihr dieser unpassende Gedanke durch den Kopf schoss, wurde sie rot und griff schnell nach seiner ausgestreckten Hand. Sie fühlte sich warm und fest an. Das war doch sicher ein gutes Zeichen, oder? Die Hand eines Meuchelmörders jedenfalls stellte sie sich kalt und klamm vor. Und wie sie es auch drehte – die Alternative, fast fünfundvierzig Minuten zurückzulaufen in einen Ort, in dem dann doch kein Bus nach Hollyhill fuhr, war nicht gerade verlockend.
    »Emily«, informierte sie ihn und ließ seine Hand wieder los. Seine Finger streiften ihr Armkettchen, und als er seinen Blick darauf richtete, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Hatte sie sich das eben nur eingebildet? Ein Blinzeln später war der Ausdruck verschwunden.
    »Alles klar«, murmelte er. »Ich kümmere mich um deinen Koffer.«
    Den längsten Teil der Fahrt sagte Matt kein einziges Wort. Emily saß auf dem Beifahrersitz und versuchte, notdürftig mit einem Taschentuch die schlimmsten Pfützen auf ihrer Regenjacke zu trocknen und anschließend ihren Pony, der sich wie ein dunkler Fransenteppich an ihrer Stirn festgesaugt hatte. Sie nahm ihre Kapuze ab und öffnete den Reißverschluss, rutschte unsicher auf ihrem Sitz herum und überprüfte die Uhrzeit auf ihrem Handy, alle paar Sekunden lang. Dabei machte sie nicht einmal diese ganze Anhalter-Situation so nervös – aus irgendeinem Grund fühlte sie sich in diesem fremden Auto sogar sicher. Es war eher das Gefühl, dass etwas mit Matts Reaktion auf sie nicht stimmte. Als sie das Wort Hollyhill erwähnte, hatte er sich mehr als eigenartig verhalten. Und bildete sie es sich nur ein, oder war er wirklich zusammengezuckt, als er ihr Armband gesehen hatte?
    In Gedanken schüttelte sie den Kopf. Okay, Emily, Schluss damit. Dieser Typ kannte sie gar nicht, konnte sie gar nicht kennen, und wie auch immer er auf was auch immer reagierte – es hatte ganz sicher nichts mit ihr zu tun.
    Sie riskierte einen Seitenblick. Matt hatte seine Augen auf die Straße gerichtet. Gerade Nase, volle Lippen, markante Wangenknochen, dachte sie. Die paar Sekunden, in denen er ihr Rollmonster im Kofferraum verstaut hatte, hatten auch seine fransigen Haare feucht werden lassen, sodass sie nun noch wirrer von seinem Kopf abstanden. Das perfekt unperfekte Styling. Dazu trug er ein schwarzes, langärmeliges T-Shirt, dunkelblaue Jeans und – soweit Emily das von ihrem Platz aus erkennen konnte – irgendetwas in Richtung Bikerboots.
    Er sah haargenau so aus, wie sie ihn aus ihrem Traum in Erinnerung hatte.
    Schnell schüttelte sie den Gedanken wieder ab. Fee würde begeistert sein, dachte sie stattdessen. Diese Mischung aus verwegen und geheimnisvoll, irgendwie schüchtern und trotzdem selbstsicher war genau ihr Typ. Allerdings hatte Fee ziemlich viele »Typen«, ganz im Gegensatz zu Emily.
    Sie waren schon einige Meilen gefahren, als Matt den Wagen nach rechts auf einen Schotterweg lenkte. War die Straße, auf der sie gekommen waren, schon so schmal gewesen, dass nicht zwei Autos nebeneinander passten, wurde es nun richtig eng: Zu beiden Seiten ragten hohe Hecken auf, mit violetten, gelben und weißen Blüten gesprenkelt. Die Bäume dahinter bildeten hoch über dem Weg ein dichtes Blätterdach. Sie fuhren nach wie vor bergauf.
    Emily öffnete das Fenster einen Spalt und atmete ein. Der Duft saftiger Wiesen und Blumen und Regen entspannte sie augenblicklich. Sie räusperte sich. »Danke, dass du mich mitnimmst. Ich hoffe, du musst wegen mir keinen allzu großen Umweg fahren.« O Gott, wie steif sie klang. Hallo? Kann ich sprechen?
    Matt warf ihr einen belustigten Blick zu.
    »Was, gar keine Angst mehr?«, fragte er.
    Es klang ironisch, und Emily zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Was sollte das nun wieder? Wollte er sie einschüchtern? War das eine unterschwellige Drohung? Oder machte er sich lustig über sie? Weil ihr nichts anderes übrig blieb, hoffte Emily auf Letzteres und beschloss, die Frage leicht zu nehmen.
    »Womöglich bist du nur halb so Furcht einflößend wie du denkst«, konterte sie deshalb.
    Matt lachte leise. »Das hoffe ich doch«, antwortete er. »Sonst müsstest du dir jetzt wirklich
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