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Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott

Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott

Titel: Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
Autoren: Michelle Stern
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»Hier ist hier. Jetzt ist jetzt. Bündele deine Kraft.
    Ein Jenseits gibt es nicht.«
    Elfter Satz der Sozialen Weisung
     
     
    1.
    Am Abgrund
    Eric Manoli
     
    Unter ihm war nichts. Gähnende Leere, in schwarze Schatten gebettet. Kein Aufglitzern eines Staubkorns verriet, wie tief der Antigravschacht zu seinen Stiefeln in die lehmige Erde Topsids reichte.
    Eric Manoli zwang sich, die Augen geöffnet zu halten und hinunter in den endlos wirkenden Abgrund zu sehen. Das Bild erschien ihm wie ein Ausdruck seiner Gefühle. Auch seine Seele hatte sich in einen Schacht verwandelt, bodenlos, aber nicht leer. Schwarze Furcht breitete sich darin aus und ließ seine Gedanken rasen.
    Eben noch habe ich den Beelkar bezwungen, habe ich das Rätsel gelöst, wie ich den Thron der Weisen erreiche und zehntausend Meter in die Höhe gelange. Ich bin am Gipfel angekommen, aber meine Hoffnung auf Flucht ist es nicht. Sie ist die Flanke des Berges hinabgestürzt. Vorbei am Labyrinth der Wissenssuchenden, um am Grund im Nebel zu zerschellen.
    Vorsichtig bewegte Manoli die Hände hinter dem Rücken. Handschellen pressten die Arme aneinander und machten seine Fingerspitzen taub. Sie sollten ihn davon abhalten, sich auf seinen Begleiter zu stürzen: Megh-Takarr, den Despoten der Topsider.
    Manoli schluckte. Als ob ich diese riesenhafte Echse wirklich angreifen würde. Er wusste aus schmerzlicher Erfahrung, dass die Topsider den Menschen körperlich überlegen waren. Megh-Takarr konnte ihn mit einem Arm oder seinem breiten Stützschwanz wegfegen, wenn er es wollte. Ganz davon abgesehen fühlte sich Manoli viel zu niedergeschlagen, um ernsthaft auf die Idee zu kommen, den Despoten anzugreifen. Seitdem Oric-Altan ihn, Khatleen-Tarr und den Weisen Trker-Hon auf der Spitze des Berges Beelkar gefangen genommen hatte, bestand er aus Angst.
    Angst um Trker-Hon und Khatleen-Tarr, die man von ihm getrennt hatte.
    Angst vor Megh-Takarr, dessen Willkür er hilflos ausgeliefert war.
    Angst um sein Leben.
    Neben ihm züngelte der Despot. Sicher nahm er mit der Zungenspitze den Geruch von Schweiß auf, der Manoli umgab. Die letzten Ereignisse hatten ihm alles abverlangt. Topsid besaß eine höhere Schwerkraft als die Erde, und der Arzt und ehemalige Astronaut war körperlich, geistig und seelisch durch die Hölle gegangen.
    Zuerst der Aufstieg an der steilen Felswand des Beelkar, der selbst mithilfe der kontrahierenden Seilsysteme das anstrengendste Erlebnis in Manolis bisherigem Leben gewesen war, dann das unerwartete Zusammentreffen mit Trker-Hon. Es hatte Manoli elektrisiert. Der Weise war mit Crest da Zoltral und Tatjana Michalowna auf die Suche nach der Welt des Ewigen Lebens gegangen. Manolis Kameraden Perry und Reg waren mit einigen weiteren Gefährten gefolgt und nicht zurückgekehrt.
    Die Sorge um die Freunde hatte Eric Manoli dazu getrieben, wiederum ihnen zu folgen, auf sich allein gestellt. Seiner Verzweiflungstat war der Erfolg verwehrt geblieben: Der Transmitter hatte ihn nach Topsid gebracht. Doch der Weise Trker-Hon lebte. Also mochten auch Perry und Reg und die anderen noch am Leben sein!
    Bevor Manoli Trker-Hon hatte ausfragen können, hatte man ihn gefangen genommen.
    Manoli war am Ende. Er hatte geglaubt, auf dem Gipfel Scharfauge zu treffen, den mysteriösen Anführer der topsidischen Oppositionellen, und mit dessen Hilfe diese Welt der Echsen zu verlassen. Stattdessen befand er sich nun wieder in Kerh-Onf, der Hauptstadt des Planeten, aus der er vor wenigen Tagen erst geflohen war.
    Eine Kreisbewegung , dachte er mit engem Hals. Ich bin wieder am Ausgangspunkt meiner Flucht angelangt. Dieses Mal kann ich mich nicht im Purpurnen Gelege bei Khatleen-Tarr verstecken.
    Er sah die ehemalige Soldatin vor sich, die desertiert war und sich im Purpurnen Gelege als Prostituierte vor dem Militär verborgen hatte. Lag sie in diesem Moment tot in der Kanalisation unter der Stadt? Er hob die Schultern an, als könnte er sich auf diese Weise vor dem inneren Bild schützen. Im Gegensatz zu ihm war dem Despoten eine einfache Soldatin nicht wichtig. Topsider gab es viele auf Topsid. Soldaten auch. Arkoniden dagegen besaßen für den Despoten einen gewissen Wert. Wäre es anders, würde Manoli nicht mehr leben.
    Manoli starrte das aufrecht gehende Echsenwesen in Uniform neben sich an. Es stand ganz starr, hatte von schneller Bewegung in den Modus der Regungslosigkeit umgeschaltet. Der Blick vermittelte das Gefühl, einen Irren vor sich zu haben, doch
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