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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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Zimmer zurück.
    Sie hatte noch nie so viele Rüschen auf einmal gesehen. Ehrlich, dieser Raum sah aus, als sei er für einen Katalog von Cath Kidston dekoriert worden. Den Mittelpunkt bildete ein riesiges Himmelbett, das mit zahllosen Kissen bedeckt war, es gab zwei schwere Ohrensessel mit Blumenmuster, einen antiken Schrank und Spitzengardinen vor den beiden Fenstern. Der Teppich war dunkelrot und so dick, dass er jeden Schritt verschluckte. Eine schmale Tür führte in ein geräumiges Bad mit einer Wanne, die auf vier Füßen stand und an der altmodische Porzellan-Armaturen blitzten.
    Emily nahm sich vor, gleich morgen früh nach dem Preis für das Zimmer zu fragen. Nach ihrem Budget sah das jedenfalls nicht aus.
    Sie schälte sich aus den Gurten ihres Rucksacks, stellte ihn auf dem Boden ab und fischte ihr Handy aus der Seitentasche. Dann schlüpfte sie aus Regenjacke und ihren durchweichten Chucks und ließ sich rücklings in die weichen Kissen ihres Betts sinken.
    Lieber Himmel, sie war erschöpft.
    Seit der Begegnung mit Matt hatte ihr Herz nicht aufgehört, einen Tick schneller zu schlagen, und in ihrem Kopf ratterte es wie in einem Uhrwerk. Rose kannte ihre Mutter. Sie war im Dorf ihrer Mutter. Sie war …
    Für einen kurzen Moment schloss Emily die Augen.
    Sie schreckte hoch, als ihr ein grässlicher Geruch in die Nase stieg. Ihre Lider flatterten, und durch sie hindurch erkannte sie Matt. Er hielt ihren Kopf in seinem Schoß.
    »Matt«, wisperte sie.
    Sein Anblick erschreckte sie. Sein Gesicht wirkte fahl, beinahe so wie der Himmel über ihm, und an seinem Haaransatz klebte Blut. Das Schlimmste aber waren seine Augen: Sie waren schwarz schattiert und ohne jeden Glanz, und sie blickten so besorgt auf sie nieder, dass sich Emilys Herz schmerzhaft zusammenzog.
    »Wie geht es dir?«, flüsterte er. »Kannst du dich bewegen?« Angst schwang in seiner Stimme mit, und Emily streckte spontan eine Hand nach ihm aus, wie um ihn zu trösten. Zu ihrem großen Erstaunen ergriff er sie und legte sie an seine Wange. Dann neigte er den Kopf, um sich in die Bewegung einzuschmiegen. Emilys Augen weiteten sich. Matt schloss für einen Moment die Lider. Dann löste er ihre Hand von seiner Wange und drückte wie selbstverständlich einen Kuss in deren Innenseite. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und berührte mit den Lippen ihre Stirn. »Ich bin sofort wieder da«, flüsterte er.
    Emily nickte, in ihrem Inneren aber tobte es. Was hatte er gesagt? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, als er seine Jacke auszog und sanft unter ihren Kopf schob. Dann sprang er auf und rannte davon.
    Mit einem Ruck richtete Emily sich auf. Ihr Herz raste und sie keuchte wie nach einem 1000-Meter-Lauf. Ein paar Sekunden war sie verwirrt, aber dann erkannte sie das Rüschenzimmer, das inzwischen schon fast im Dunkeln lag. Sie musste eingeschlafen sein.
    Umständlich manövrierte sie sich aus dem Kissenberg und setzte sich auf. Sie hielt immer noch ihr Handy in der Hand. Fee! Sie hatte Fee anrufen wollen! Hektisch drückte Emily die Kurzwahltaste mit der Nummer ihrer Freundin. Der Traum – o Gott. Sie schloss die Augen. Alles in ihr sträubte sich dagegen, darüber nachzudenken, aber es half nichts: Matt war der Junge, von dem sie schon in der Nacht vor ihrem Abflug geträumt hatte. Daran bestand kein Zweifel mehr. Und nun war er erneut in ihrem Traum gewesen. Das ergab überhaupt keinen Sinn! Wie konnte sie von jemandem träumen, den sie noch gar nicht kannte?
    Emily presste noch immer das Handy an ihr Ohr, doch nun fiel ihr auf, dass sie kein Freizeichen hörte. Sie musterte das Display. Kein Netz. Großartig. Emily biss sich auf die Lippen. Sie hatte es bereits am Londonder Flughafen und noch einmal in Exeter versucht, Fee aber nicht erreicht. Das Bedürfnis, mit ihrer Freundin zu sprechen, wurde immer dringender. Und auch ihrer Großmutter schuldete sie noch den beruhigenden Anruf, dass sie gut angekommen war. Hoffentlich war es noch nicht zu spät, um nach draußen zu gehen und nach einem Telefonnetz zu suchen.
    Mit einem Satz sprang Emily vom Bett, ging zum Fenster, schob den Spitzenvorhang zur Seite und spähte hinaus. Es war dunkel. Vier altmodische Laternen, wie aus einem Schwarz-Weiß-Film, tauchten die Straße in schummriges Licht. Auch die Fenster in dem Haus schräg gegenüber leuchteten. Dieses Cottage war winzig und windschief und verfügte nur über ein Geschoss, die dicken Mauern waren mit
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