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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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Bitte!«
    Das war keine gute Idee. Nessy konnte es auf keinen Fall mit Margles Zauberei aufnehmen. Sie würde höchstwahrscheinlich beim Experimentieren mit Magie sterben, ebenso wie die meisten Zauberlehrlinge. Oder Margles Rivalen würden ins Schloss platzen und sie töten. Doch sie hatte sich schon vor langer Zeit - als sie ihre berufliche Laufbahn gestartet hatte - mit einem unerfreulichen Tod abgefunden. Und Margle war meistens fort gewesen, also war es nicht viel anders als bisher. Es konnte sogar sein, dass er zurückkam. Bis sie vom Gegenteil überzeugt war, war es ihre Aufgabe, sich um sein Schloss und seine Sammlungen zu kümmern. »Na schön.«
    »Du wirst es nicht bereuen! Ich gehe es den anderen sagen.«
    Nessy bereute selten etwas. Solange die Dinge auf einem interessanten Kurs blieben, war es ihr egal, wohin sie das Morgen führen mochte. Sie konnte in jedem Fall noch jederzeit ihre Meinung ändern, wenn die anderen Zauberer schließlich zum Plündern kamen.
    Das Nurgax leckte sich die Lippen und rülpste. Nessy roch immer noch den Zauberer in seinem Atem.

ZWEI
     
    Schnell sprach sich die Nachricht von Margles Tod im Schloss herum. An einem Ort, wo jeder Wandteppich sprach, wo in jedem Blumentopf ein Zeuge wohnte, wo Spinnen, Ratten und Schlangen, die aus den Schatten spähten, dafür bekannt waren, dass sie tratschten, und wo die Wände Gerüchte bluteten, gab es keine Geheimnisse. Um genau zu sein, war es nur eine einzige Wand, aber das war ja mehr als genug, denn Nessy musste ihr hinterherputzen.
    Ist er wirklich tot?, fragten die funkelnden roten Buchstaben.
    Nessy wrang einen Lappen aus, den sie zusammen mit einem Eimer frischem Wasser der Einfachheit halber dabeihatte. »Ja, Walter.« Sie wischte die grauen Ziegel ab.
    Warum bin ich immer noch eine Wand? Das Fragezeichen am Ende der Frage war doppelt so groß wie der Rest der Buchstaben. »Es ist kompliziert.«
    Kompliziert? Er ist doch tot! Ich müsste wieder ein Mensch sein! O verdammt! O nein! Ich werde für immer so bleiben!
    »Beruhige dich, Walter!«
    Aber es war schon zu spät. Wenn eine blutende Wand anfing zu faseln, war das eine furchtbare Sauerei. Buchstaben liefen zu einem fließenden, blutroten Strom, der eine Pfütze auf dem Boden bildete, ineinander. Nessy schnappte sich ein paar Handtücher, die sie gefaltet in greifbarer Nähe lagerte, und legte sie auf den Boden, um die Flut zu stoppen. Sosehr sie es auch verabscheute, ein unordentliches Schloss zu haben - Das Ding Das Verschlingt musste gefüttert werden. Und der Schlüssel zu einem gut geführten Schloss lag im Setzen von Prioritäten. Sie nahm sich vor, mit ihren drei besten Mopps später wiederzukommen.
    Das letzte Mal, als sie dem Ding Das Verschlingt seine monatliche Mahlzeit zu spät gebracht hatte, hatte es eine volle Woche lang gekreischt, und zwar laut genug, dass selbst die tiefsten Tiefen des Schlosses davon erschüttert wurden. Das Biest Das Nervt hatte, weil es sich nicht übertrumpfen lassen wollte, danach noch acht Tage länger geheult. Was wiederum Auswirkungen auf all die verschiedenen Geister gehabt hatte, die in den angrenzenden Zimmern spukten: Sie waren krank geworden und hatten Gallonen von ektoplasmischen Abfallprodukten erbrochen. Nessy hatte Stunden damit verbracht, den Schleim wegzuwischen, und fand trotzdem immer noch ab und zu Reste davon in manchen Ritzen. Danach hatte sie nie wieder vergessen, Das Ding Das Verschlingt zu füttern.
    Sie machte sich auf den Weg in die Gewölbe, wo Margle scheinbar endlose Vorräte an Fleisch gestapelt hatte. Nicht alle Tiere im Schloss fraßen Fleisch. Die Einhörner zum Beispiel lebten von reinstem Morgentau und den leichtesten Pusteblumen, und die Seelenwürmer ernährten sich von Erinnerungen an Essen und gediehen mit Nessys Rückbesinnungen an Kanincheneintopf und Pfirsichpastete. Aber die meisten anderen magischen Kreaturen in Margles Menagerie hatten weit unappetitlichere Gelüste.
    Das treue Nurgax folgte ihr lautlos.
    Im Porträt-Saal wurde sie mit noch mehr Fragen zu Margles Tod überfallen. Der Zauberer hatte es amüsant gefunden, seine Feinde von königlichem Blut in Gefängnisse aus Tusche und Farbe zu verbannen.
    »Er kann nicht wirklich tot sein«, sagte Lady Elaine, während sie sich aus ihrer bodenlosen Teekanne Tee nachschenkte. Sie hatte Margles Zuneigung verschmäht, und er hatte sie in das reizende Gemälde einer Teegesellschaft eingeschlossen. Natürlich waren die anderen gemalten Gäste der
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