Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Titel: Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin
Autoren: Anne Scheller
Vom Netzwerk:
Halloween mit Bart
    »Iiih!« Marie wich erschrocken ein paar Schritte zurück und schlug die Hände vors Gesicht. Vorsichtig linste sie zwischen ihren Fingern hindurch. Kein Zweifel. Das, was sie da sah, war keine Halluzination, kein Trugbild, sondern Wirklichkeit.
    »Oh, Papa!«, stöhnte sie. »Das sieht ekelhaft aus!«
    Elias, Maries Papa, trat breit grinsend aus dem Badezimmer. Er trug nur eine Hose. Marie hasste es, wenn sie Elias’ haarige Brust über dem rundlichen Bauch sehen konnte. Doch das war nicht das Schlimmste. Elias hatte sich rasiert, aber nicht wie sonst eine glatte, blauschwarze Stoppelschicht stehen lassen, sondern einen ganzen Streifen langer Barthaare. Dieser streckte sich wie eine Brücke von einer Kinnseite über die Oberlippe und wieder hinunter auf die andere Kinnseite.
    »Papa!«, wiederholte Marie. Sie sah ihn nicht direkt an, sondern starrte auf seinen dunklen Haarschopf. »Du siehst aus wie ein total uncooler Möchtegern-Rapper.«
    Elias musste lachen. »Ja? Sehr gut.«
    »Nein, furchtbar. Mach das weg! Was sollen die Kinder denken?«
    »Das ist es ja!« Elias grinste. »Ich will Kinder erschrecken.«

    Marie begriff. Heute war Halloween. Sie und Papa hatten am Nachmittag Schokolade gekauft und einen ausgehöhlten Kürbis vor die Tür gestellt. Nun warteten sie auf Hexen, Skelette und Geister, die nach Süßigkeiten verlangten. Wenn ihr Papa so die Tür aufmachte, war Maries Ruf für immer ruiniert. Also verlegte sie sich aufs Betteln.
    »Bitte, Papi. Du hast doch mich erschreckt. Und wie! Reicht das nicht?«
    Elias schüttelte den Kopf und ging, stolz den ekligen Schnurrbart vor sich herschiebend, die Treppe hinunter.
    »Du bist total peinlich!«, brüllte Marie und rannte in ihr Zimmer.
    »Aufräumen!«, hörte sie Elias noch rufen. Das sagte er immer, wenn Marie nach oben ging. Sie achtete nicht darauf. Zwischen einmal getragenen Pullis, angefangenen Büchern und Puppen mit gefärbten Haaren bahnte sie sich einen Weg zum Bett. Decke und Kissen waren zerwühlt, und der Schlafanzug lag auf dem Schreibtisch. Vielleicht sollte sie wirklich mal wieder Ordnung machen, überlegte Marie. Aber solange Elias täglich damit nervte, tat sie es sicher nicht.
    Zehn Minuten später klingelte es zum ersten Mal an der Haustür. Marie hob den Kopf aus den Kissen und lauschte.
    »Es ist Zeit, Marie«, rief ihr Papa leise durch den Flur. »Komm runter! Hast du dein Kostüm an?«
    Marie rührte sich nicht. Bestimmt hatte Papa schon seinen schwarzen Umhang übergeworfen und die spitzen Vampirzähne in den Mund gesteckt. Marie wurde rot, wenn sie an den hässlichen Schnurrbart dachte, der darüber prangte. Neugierig war sie aber doch. Sie schlich zur Zimmertür und öffnete einen Spaltbreit. Unten entriegelte ihr Vater gerade die Haustür.
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Yes?«, fragte Elias.
    »Äh   …«, hörte Marie eine Kinderstimme. »Süßes   …« Andere stimmten mit ein: »Süßes oder Saures?«
    Marie schüttelte den Kopf. Anfänger! Wenn man freundlich fragte, anstatt lautstark nach Naschzeug zu verlangen, bekam man nie genug.
    »Saurrres?«, dröhnte Papa mit einem falschen amerikanischen Akzent. Es klang, als würde er Kaugummi kauen. »Saures? Was soll das denn sein? Was wollt ihr Knöpfe mir Saures geben?«
    Nach einer kurzen Pause antwortete eine Stimme, die Marie als die ihres Mitschülers Leo erkannte: »Den Tod.«
    »Der Toud kommt douch sowiesou!«, kaute Elias breit, dann knallte die Haustür.
    Marie rannte zum Fenster und sah zwei Hexen und einen Sensenmann in der Dunkelheit verschwinden. Kein Zweifel, das waren Lena, Lara und Leo, die Drillinge aus der alten Villa. Sie steckten die Köpfe zusammen und schüttelten ihre leeren Tüten. Zweifellos schimpften sie gerade herzhaft über den geizigen Elias mit dem Ekelbart   – und seine blöde Tochter.

Aller guten Dinge   …
    Marie marschierte aus ihrem Zimmer. Sie sah ihren Vater im Flur stehen und wusste, dass sie bei den reichen Drillingen für immer unten durch war. Denn Elias hatte die drei nicht nur mit seinem Spruch über den »Toud« geschockt, sondern auch mit seiner Verkleidung: Fußballhose und nackter Bauch.
    Grinsend stopfte er sich einen Schokoriegel unter seinen Schnurrbart.
    »Die Süßigkeiten sind für die Kinder, Papa!«
    Elias zuckte mit den Schultern. »Schmecken aber gut.«
    »Du bist total gemein! Bei den Drillingen kann ich mich nie wieder sehen lassen!«
    »Du findest sie doch auch doof.«
    »Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher