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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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einem grausigen Tod, aber es blieb eine stimulierende Laufbahn mit all dem Ducken und Katzbuckeln und Wasserspeier-Polieren und ähnlichen Anforderungen. Sie hatte Dinge gesehen, von denen die meisten anderen nur träumen konnten. Sie konnte einfach nicht zurück in die Höhlen.
    Eine neue Stelle zu finden war nicht schwer. Sie hatte Erfahrung, ein Nurgax, das an sie gebunden war, einen gewaltigen Überschuss an Zauberbüchern und Ausrüstung, die jeder Gelehrte des Arkanen herzlich gern in die Finger bekommen hätte.
    »Nessy, warum verwandeln wir uns nicht?«, fragte Echo.
    Der Kobold zuckte die Achseln.
    »Soll das heißen, du hast keinen Schimmer?« Sir Thedeus flog besorgte Kreise. »Warst du nicht der Lehrling dieses unheiligen Bastards?«
    »Assistentin«, korrigierte sie. »Ich habe assistiert. Er hat mich keine Magie gelehrt.«
    »Aber du hast in seinen Büchern gelesen«, wandte Echo ein. »Und ich habe dich auch Magie wirken sehen.«
    »Das waren nur Kleinigkeiten.«
    Das Glas zitterte so stark, dass das Regal schepperte. Die Augen pochten rhythmisch gegen das Glas.
    »Was will er?«, grunzte Sir Thedeus.
    »Ist das nicht Margles Bruder?«, fragte Echo.
    »Aye, oder das, was von ihm übrig ist.«
    »Er war ein Zauberer, oder?«
    »Kein besonders guter, nach dem zu urteilen, was Margle mit ihm gemacht hat.«
    »Trotzdem muss er etwas wissen.«
    Das Glas hüpfte zwei Mal.
    »Schnell, Nessy. Hol das Glas!«
    Nessy zögerte. Margle hatte ihr verboten, das Glas jemals anzurühren.
    Echos Stimme wurde sanft. »Wir würden es ja selbst tun, aber wir brauchen deine Hilfe. Bitte.«
    Nessy warf einen Blick auf das Nurgax. Sanft legte sie eine kleine Hand an seine riesigen Lippen und öffnete sie. Die Bestie fügte sich gehorsam. Sie sah tief in den schwarzen Abgrund des Schlundes hinein.
    »Meister, bist du da drin?«
    Keine Antwort. Noch nicht zufrieden, führte Nessy einen letzten Test durch. »Margle?«
    Instinktiv zuckte sie zusammen. Margle hätte ihr nie erlaubt, seinen Namen zu benutzen, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Also war sie sich ziemlich sicher, dass er tot war. Zumindest zurzeit.
    Das Nurgax leckte sie mit seiner nassen Zunge und lachte. Sein Lachen ähnelte sehr dem eines Kobolds, halb Bellen, halb Kichern. Lag das vielleicht an dem Band zwischen ihnen, fragte sie sich, oder war es nur Zufall?
    Sie schob ihre Ängste beiseite, und indem sie das bereitwillig helfende Nurgax als Leiter benutzte, holte sie das Einmachglas von seinem hohen Regal. Es brodelte wild und rüttelte an ihren Armen. Sie stieg über den Schwanz des Nurgax hinab, stellte das Glas auf den Boden und drehte den Deckel auf. Die gelbe Flüssigkeit beruhigte sich. Die Augen, Zähne und Zunge stiegen, indem sie sich zu einem vage erkennbaren Gesicht anordneten, an die Oberfläche.
    »Danke. Ach, was habe ich die frische Luft vermisst.« Die Augen wippten und die Zähne trieben zu einem Lächeln auseinander. »Yazpib der Prächtige, bester Zauberer in tausend Königreichen, zu euren Diensten.«
    Sir Thedeus scherte sich weniger um einleitende Höflichkeiten. »Warum haben wir uns nicht zurückverwandelt?«
    »Das funktioniert nur bei unerfahrenen Zauberern. Anfänger bilden ihre Zaubermatrizen um sich selbst herum und knüpfen sie an ihr eigenes Leben, weil das eine relativ einfache Technik ist. Margle aber war in den magischen Künsten ein alter Hase. Er hatte gelernt, selbsterhaltende arkane Netze zu schaffen, sodass seine Zauber unabhängig von seinem eigenen Wohlergehen existieren können.« Yazpib spürte, dass ihm sein Publikum entglitt. »Also hebt es seine Flüche nicht notwendigerweise auf, wenn man ihn umbringt.«
    Echo seufzte. »Wir stecken fest, wie wir sind.«
    »Das hängt größtenteils davon ab, wie gut Margle seine Zauberkonstruktionen gefertigt hat. Im Allgemeinen beginnt die Magie ohne die regelmäßige Willensstärkung zu brechen. Das ist sozusagen der Kleber, der die Lecks abdichtet. Wie lange das dauern mag, variiert mit der metaphysischen Stabilität dieser Zauber und dem entsprechenden thaumaturgischen Druck.«
    Obwohl Nessy in Margles Bücher gesehen hatte, hatte sie sich nicht bis in die höhere magische Theorie vorgewagt. Aber sie verstand schon, worum es ging. Margle war ein großer Zauberer, und auch wenn sich seine Zauber höchstwahrscheinlich irgendwann auflösen würden, konnte es eine sehr lange Wartezeit werden.
    Yazpib fuhr fort: »Jedenfalls kann man jedem Zauber etwas entgegensetzen. Ich war
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