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Magiermacht (Mithgar 05)

Magiermacht (Mithgar 05)

Titel: Magiermacht (Mithgar 05)
Autoren: Dennis L. Mc Kiernan
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1. Kapitel
     
    Tipperton schrak in der eisigen Dunkelheit hoch. Was war das? Er blieb regungslos liegen und lauschte, versuchte durch das Murmeln des Baches, der unter dem Eis dahinströmte, ein Geräusch auszumachen. Ich dachte, ich hätte etwas gehört …
    Tsching.
    Da! Da ist es wieder!
    Tsching Tschang … Tschang!
    Metall auf Metall, aber weit entfernt. Was zum …?
    Tipperton schwang seine Füße über die Bettkante und stolperte in dem eisigen Dämmerlicht über den kalten Holzboden. »Autsch!« Er stieß sich das Schienbein an einer Bank, die mitten im Weg stand.
    Erneut klirrte Metall auf Metall, lauter diesmal, als würde sich die Quelle des Geräusches nähern.
    Tipperton tastete auf dem Tisch nach der Laterne und fegte dabei Töpfe und Pfannen zu Boden, während das metallische Klirren immer lauter wurde. Jetzt konnte er dazwischen sogar gutturale Schreie und laute Schritte ausmachen.
    Schließlich fand er zwischen den Töpfen die Laterne. Während er vergeblich versuchte, einen Feuerspan zu entzünden, ertönte ein schriller Schrei, und etwas Schweres stürzte mit einem Knall draußen vor der Tür zu Boden.
    Tipperton riss den Feuerspan erneut an, und diesmal fing der Docht der Laterne Feuer. Er schob den Glaszylinder zurück und gelbliches Licht erfüllte die Mühlkammer. Es fiel über die massiven Dachbalken, beleuchtete die Zahnräder mit den hölzernen Zähnen, welche die gewaltigen Mühlsteine antrieben. Jetzt jedoch stand das Mahlwerk still, denn das Wehr war geschlossen, und weder durch die Mühlrinne noch über das Mühlrad floss Wasser.
    Das Klirren und Scheppern wurde lauter. Tipperton trat zur Tür, schob den Querbalken zurück und riss das Portal weit auf. Im selben Moment prallte etwas oder jemand gegen die Mauer der Mühle. Das ganze Gebäude erzitterte unter der Wucht des Schlages, und durch die Lücken zwischen den Zedernholzbalken rieselte Getreidemehl herunter.
    Nur mit seinem Nachthemd bekleidet und mit der Laterne in der erhobenen Hand trat Tipperton auf die Veranda heraus. »Heda, was soll dieser Lärm?« In der Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels der Laterne sah er, wie sich schwarze Schatten bewegten.
    »Verschwinde, du Narr!«, schrie jemand. Im selben Augenblick löste sich einer der Schatten aus dem Tumult und stürmte auf Tipperton zu.
    Der Bokker sprang hastig zurück, schlug die Tür zu und warf den Querbalken in die Halterung, als die Person, die sich auf ihn gestürzt hatte, auch schon gegen das Holz prallte.
    Auf der Veranda ertönte der Klang schwerer Schritte. Im nächsten Moment zerbarst ein Fenster, und die Glassplitter flogen nach innen. Tipperton rannte durch den Raum und riss seinen Bogen von seinem Platz über dem Kaminsims. Mitten in dem Kampfgetöse spannte der Bokker hastig den Bogen. Dann schnappte er sich den Köcher mit den Pfeilen, ließ die Laterne stehen und kletterte schnell die Leiter zur Galerie empor. Er rannte zu einer Schiebetür in der Wand und riss sie auf. Im kalten Licht der funkelnden Sterne am Winterhimmel und dem frostigen Strahlen des Viertelmondes, der hoch am südöstlichen Himmel stand, kletterte er auf die schneebedeckte Rinne der hölzernen Schleuse, deren Rand von einer dünnen Eisschicht überzogen war.
    In dem Moment hörte er einen Schrei, einen schweren Sturz und … in der schlagartig eingekehrten Stille nahm Tipperton nur seinen eigenen hämmernden Herzschlag, sein angestrengtes Atmen und das leise Murmeln des Wassers unter dem Eis wahr.
    Tipperton ließ den Pfeil auf der gespannten Sehne liegen, duckte sich und kroch weiter, bis er die Vorderseite der Mühle überblicken konnte. Dunkle Gestalten lagen im Schnee. Sie rührten sich nicht. Zwei oder drei lagen zusammengesunken auf der Veranda. Vorsichtig kroch Tipperton zu einer Stelle über einem Strebepfeiler der Mühlrinne und lauschte in die Nacht. Der Bokker zitterte in der eisigen Kälte, denn er stand mit nackten Füßen im Schnee auf der Eisschicht und trug nach wie vor nur sein dünnes Nachthemd. Er wartete eine Weile, aber nichts passierte. Alles blieb ruhig. Schließlich kletterte er die Leiter hinunter, hielt den Bogen vorsichtshalber schussbereit gespannt und ignorierte seine Füße, die allmählich vor Kälte gefühllos wurden, während er durch den Schnee auf eine der reglosen Gestalten am Boden stapfte.
    Es war ein Rukh. Ein toter Rukh. Er war von einer Klinge förmlich zerstückelt worden. Die glasigen, reptilienartigen Augen starrten blicklos in den
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