Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
Thedeus brummelte, und sie verstand, was er meinte. Das Schloss würde nicht auf der Stelle im Chaos versinken. Es gab immer noch die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, dass Margle von den Toten zurückkehrte oder dass andere Zauberer und Magier kamen, um seine Sammlungen zu plündern. Jede dieser Aussichten bedeutete, dass Zeit kein Luxus war, den sie für selbstverständlich halten konnte. Nicht, dass sie das jemals täte. Zeit war ihr wertvollstes Gut, und es sah schon so aus, als hätte der Tag bald nicht mehr genug Stunden, um sich um alles kümmern zu können.
    Es bestand kein Zweifel daran: Sie würde ein paar Dinge wegfallen lassen müssen. Der bloße Gedanke daran ärgerte sie. Jede Minute ihres Zeitplans war festgelegt, ordentlich geregelt und wurde maximal genutzt. Margles Tod, ob dauerhaft oder nicht, erforderte gewisse Korrekturen.
    Ihrem Zuhause würde höchstwahrscheinlich ebenfalls die Zeit ausgehen. Sie dachte zwar nicht gern darüber nach, aber es traf zu. Die Welt innerhalb dieser staubigen Mauern würde bald ausgelöscht werden und dann für immer fort sein. Und sie konnte nichts dagegen tun. Alles Kochen und Putzen, Füttern und Polieren: Nichts davon würde das unvermeidliche Ende des Ganzen aufhalten. Einen Moment lang überlegte sie, warum sie sich überhaupt die Mühe machen sollte.
    Doch es war nur ein kurzer Moment, und er war verstrichen, bevor sie sich näher damit befassen konnte.
    »Vielleicht kann ich noch eine Stunde magische Studien am Tag hineinquetschen«, sagte sie.
    Mithilfe von Crank und den Staubfeen belud Nessy ihren Wagen, der oben an der Treppe wartete. Normalerweise musste sie ihn selbst ziehen, aber das Nurgax war nur zu gern bereit, das Seil ins Maul zu nehmen, und folgte ihr so gehorsam wie immer. Die Ladung erwies sich als leicht für die Kreatur, und so kamen sie rasch voran. Margles Bestiarium war übers ganze Schloss verteilt, arrangiert nach Zaubererlogik. Nessy verstand diese allerdings nicht, abgesehen davon, dass ein paar unbeschreibliche Schrecken nicht besonders gut mit gewissen anderen unbeschreiblichen Schrecken zurechtkamen. Viele waren wirklich undefinierbar. Schattenhafte Kreaturen, die in tiefen, dunklen Löchern lebten.
    Manche machten Geräusche, und diese Geräusche waren, mit seltenen Ausnahmen, genauso unerfreulich, wie man sich das vorstellte. Der Schwarze Plook hatte eine raue, heisere Art zu atmen. Und DAS MONSTER DAS NICHT SEIN SOLLTE gluckste und rülpste Tag und Nacht. Der Grässliche Pfähler lachte wie ein entzückendes Kind. Die Verzehrende Aversion sang mit der süßesten Stimme, die man sich vorstellen konnte, Wiegenlieder, wenn sie nicht gerade Knochen zermalmte und knirschend darauf herumkaute. Aus diesem Grund war Nessy ganz froh, dass Das Ding Das Verschlingt immer ruhig war, solange sie an seine monatliche Fütterung dachte.
    Mithilfe des Nurgax war sie früher als erwartet mit der Fütterung fertig. Weil ihr Zeitverschwendung unangenehm war, versuchte sie, die freien Minuten dafür zu nutzen, Walter die Wand zu putzen. Aber er faselte immer noch, und sie gab sich geschlagen. Ein frühes Abendessen war ein erlaubter Luxus.
     
    Der Demontierte Dan war der ständige Bewohner der Küche. Als Geistesgestörter, Schurke und Mörder war Dan für seine Verbrechen geköpft worden. Der Zauberer hatte den Leichnam ausgegraben und die Knochen vom Fleisch gereinigt. Dann hatte er ihn wieder in eine Art Leben zurückgerufen, das Skelett an die Wand gekettet und den Schädel auf ein Gewürzregal gelegt. Seine einzige Begründung dafür war eine gemurmelte Bemerkung darüber, dass ihm langweilig sei und die Küche eine Verschönerung gebrauchen konnte. Das kam Nessy etwas seltsam vor, denn schließlich war sie die Einzige, die sie nutzte. Sie hatte Margle nie essen sehen, wenngleich er Wein trank. Ganz kurz dachte sie daran, sich eine Flasche zu holen, aber das war verboten. Sie war noch nicht so weit, sich über ihren Meister hinwegzusetzen.
    »Es ist Nessy«, verkündete Dan, als sie eintrat. »Schöne, schöne Nessy.« Sein Schädel war ziemlich wahnsinnig, wie man es wohl erwarten konnte, aber sie hatte den Verdacht, dass er es auch schon gewesen war, während er noch gelebt hatte. Sein restliches Skelett dagegen schien immer ausgesucht höflich. Es winkte.
    »Du bist früh dran.« Er kicherte das unangenehme Lachen eines Geistesgestörten. »Frühe, frühe, schöne, schöne Nessy.«
    Die Fesseln um das Handgelenk von Dans Skelett waren so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher