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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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langsamen, fließenden Bewegung aus meinem Blickfeld verschwand, bis ich mich schließlich ganz davon abwandte.

Kapitel Siebzehn
    A us Erfahrung wusste ich, dass es in der Stadt neun akzeptable Festsäle gab.
Truth Squad
fand ich beim fünften Anlauf.
    Ich entdeckte den zerschrammten weißen Minibus, als ich auf den Parkplatz des
Hanover Inn
einbog. Er stand neben einem Wagen des Partyservices am Liefereingang. Als ich ausstieg, hörte ich sofort Musik, das gedämpfte Wummern des Basses. Durch die hohen Fenster des Gebäudes sah ich tanzende Menschen. In der Mitte die Braut, eine Wolke aus weißem Tüll; sie führte eine ausgelassene Polonaise an, die in einem großen, schiefen Kreis durch den Saal schunkelte.
    In der Lobby begegneten mir ein paar Brautjungfern in hellblauen Horrorkleidern mit großen Schleifen auf dem Rücken sowie ein Mensch, der eine Eisskulptur (gigantische Hochzeitsglöckchen) auf einer Sackkarre daherrollte. Auf dem Schild am Haupteingang stand EHELEUTE MEADOWS UND DOYLE.   Ich schlüpfte durch einen Nebeneingang und drückte mich unauffällig an der Rückseite des Saals entlang.
    Die Band stand in ihren
G-Flats
-Outfits auf der Bühne. Dexter sang einen Motown-Oldie aus ihrem Standardrepertoire. Ted stand hinter ihm und bearbeitetemit einem schmerzlich-gereizten Gesichtsausdruck seine Gitarre. Als täte ihm allein seine Anwesenheit schon weh.
    Der Song ging mit lautem Trommelwirbel zu Ende. John Miller stand in Erwartung großen Jubels auf. Applaus ertönte spärlich. Resigniert setzte er sich wieder hin.
    »Hallo, ihr da unten«, tönte Dexter mit seiner Showmoderatorenstimme ins Mikrofon. »Noch mal herzlichen Glückwunsch für Janine und Robert, die Doyles. Und jetzt alle!«
    Im Gegensatz zu vorher ertönte nun lauter Jubel. Die Braut strahlte und warf Kusshände durch die Gegend.
    »Das nächste Lied spielen wir auf besonderen Wunsch der Braut, die es ihrem Herzensbräutigam widmet.« Dexter warf Lucas beim Weitersprechen einen fragenden Blick zu. Der nickte. »Wenn ihr mögt, könnt ihr gern alle mitsingen.«
    Die Band intonierte die einleitenden Akkorde eines Liedes, das ich im ersten Moment kaum wiedererkannte. Dabei handelte es sich um den Titelsong eines Films, der gerade ein Riesenerfolg gewesen war. Eine megaschmalzige Ballade; selbst Dexter, der »Bestellungen« dieser Art in der Regel mit Humor nahm   – jedenfalls mit mehr Humor als der Rest der Band   –, wand sich etwas, weil er so was säuseln musste wie:
Ich werde dich lieben, bis der Mond verschwindet und mein Herz sich als Stein wiederfindet.
Während der zweiten Strophe fing Ted tatsächlich an zu würgen und hörte nur wieder auf, weil er sich auf das Gitarrensolo konzentrieren musste. Braut und Bräutigam schienen jedoch von alledem nichts zu bemerken, sondern blickten einander beim Tanzen tiefin die Augen. Sie hielten ihre Körper so eng aneinander gepresst, dass sie sich kaum bewegen konnten.
    Das Lied war vorbei. Die Leute klatschten. Die Braut flennte. Der Bräutigam tupfte ihr mit einem Tüchlein die Tränen vom Gesicht. Die Leute waren sehr gerührt.
Truth Squad
verließen die Bühne, nicht ganz so gerührt, sondern ziemlich genervt. Ted und Lucas stritten sich schon wieder, Dexter und John Miller latschten stumm hinter ihnen her. Musik vom Band drang aus den Lautsprechern. Die vier verschwanden durch einen Seiteneingang. Ein paar Kellner schoben die Hochzeitstorte (vierstöckig, mit Rosen bedeckt) auf die Tanzfläche.
    Als sich die Tür hinter den Jungs schloss, wollte ich ihnen folgen, doch auf einmal hielt mich etwas davon ab. Ich trat einen Schritt zurück, lehnte mich schwerfäl lig an die Wand und schloss die Augen. Mann! Es war wirklich eine Sache gewesen herzukommen, noch völlig euphorisch wegen unserer rundum gelungenen Softdrink-Attacke auf Don. Ich war mir vorgekommen wie ein Surfer auf der ultimativen Welle. Aber es war was völlig Anderes, das Ganze jetzt auch durchzuziehen. Der totale Irrsinn! Als würde ich statt der richtigen Spur die Gegenfahrbahn benutzen oder meinen Tank komplett leer fahren, bevor ich Benzin nachfüllte. So was sah mir überhaupt nicht ähnlich und widersprach allem, woran ich, zumindest bis zu diesem Moment, geglaubt hatte.
    Aber was war bis zu diesem Moment schon gewesen? Eine endlose Reihe von Affären. Der Ruf, ein kaltes, verbittertes Biest zu sein. Und ein Schutzpanzer, den ich so fest um mich rumgebaut hatte, dass niemand hindurchdrang, selbst wenn er noch so gute
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