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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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Also wollte sie auch eins.
    Nachdem sie das Ganze, wie üblich, erst einmal vermasselthatte, lag es bei mir, wieder von vorn anzufangen. Ich startete meine Offensive, indem ich dem Verkäufer sehr direkte Fragen stellte, was ihn ziemlich nervös machte. Immer wieder warf er ihr an mir vorbei Blicke zu   – als wäre ich so eine Art dressierter Kampfhund, dem man nur endlich befehlen müsste sich hinzusetzen. Ich kenne das schon. Aber kurz bevor er sich vor lauter Verlegenheit um sich selbst wand, erschien Don Davis persönlich und verfrachtete uns mit großer Geste in sein Büro. Ebenso rasch schaffte er es, sich in meine Mutter zu verlieben, genauer gesagt innerhalb der ersten Viertelstunde. Die beiden saßen sich gegenüber und machten verzückte Glubschaugen, während ich ihn mal eben um dreitausend Dollar runterhandelte, plus kostenloser Hohlraumversiegelung, regelmä ßiger unentgeltlicher Inspektionen und einem C D-Wechsler für die Musikanlage. Mir gelang in dem Moment wahrscheinlich der beste Deal in der Geschichte der Firma Toyota. Das fiel zwar niemandem weiter auf, aber so läuft es ohnehin immer. Von mir wird wie selbstverständlich erwartet, dass ich das Ding schon schaukele, egal was das Ding ist. Ich bin nämlich Managerin, Therapeutin, Allroundhandwerker und   – zumindest derzeit   – Hochzeitsorganisatorin, alles in einer Person. Bin ich nicht ein echter Glückspilz?
    »Also, Remy«, sagte Don, während wir uns hinsetzten; er in den großen drehbaren Lederthron hinter seinem Schreibtisch, ich ihm gegenüber auf einen Stuhl, der mit voller Absicht gerade so unbequem war, dass man beim Autokauf nicht zu lange zögerte. In Dons Autohandlung diente jeder Einrichtungsgegenstand, je des Detail der Kundenmanipulation. Zum Beispiel Memosan die Verkäufer, die rein zufällig dort »herumlagen«, wo man gar nicht anders konnte als sie zu lesen. Darin stand dann zum Beispiel, dass die Verkäufer den Kunden ruhig Deals anbieten sollten, die für die Autohandlung nicht das Pralle wären   – Hauptsache, der Kunde war zufrieden. Die Büros waren so konstruiert, dass man leicht »zufällig mit anhören« konnte, wie ein Verkäufer seinen Vorgesetzten von einem saftigen Preisnachlass für einen Kunden zu überzeugen suchte. Außerdem gab es noch dieses Riesenfenster, durch das ich jetzt auf den Hof sehen konnte, wo die Leute ihre nigelnagelneuen Autos abholten. Alle paar Minuten begleitete ein Verkäufer seinen Kunden in die Mitte des Fensters, überreichte ihm seine funkelnden neuen Autoschlüssel und lächelte ihm wohlwollend nach, während der frisch gebackene Toyotabesitzer glücklich in den Sonnenuntergang davonfuhr wie in einem Werbespot. Was für ein verlogener Schwachsinn!
    Don rutschte ein bisschen auf dem Sessel rum und rückte seinen Schlips zurecht. Er war ein stattlicher Mann mit beachtlichem Bauchumfang und einer beginnenden Halbglatze. Wenn man ihn ansah, kam einem spontan das Wort »teigig« in den Sinn. Der arme Kerl vergötterte meine Mutter.
    »Was kann ich für dich tun?«
    Ich holte meine Liste raus. »Ich habe noch einmal bei dem Smokingtypen angerufen; die möchten, dass du diese Woche zur letzten Anprobe vorbeikommst. Auf der Gästeliste für das Probedinner stehen mittlerweile plus minus fünfundsiebzig Leute. Und der Partyservice braucht bis Montag die Vorauszahlung.«
    »Okay.« Er öffnete eine Schublade, holte die Ledermappeheraus, in der er sein Scheckheft aufbewahrte, und griff nach dem Stift in seiner Jacketttasche. »Wie viel bekommt der Partyservice?«
    Ich warf einen Blick auf meinen Zettel, schluckte etwas und antwortete: »Fünftausend.«
    Er nickte und begann zu schreiben. Für Don waren fünftausend Dollar so gut wie gar nichts. Die Hochzeit würde ihn insgesamt etwa zwanzigtausend kosten, und auch das schien ihn nicht weiter zu beunruhigen. Hinzu kamen die Renovierung unseres Hauses, damit wir alle als glückliche Familie zusammen wohnen konnten, die Schulden, die Don meinem Bruder für dessen neuen Wagen erlassen hatte, sowie die Summen, die das täg liche Zusammenleben mit meiner Mutter verschlang   – alles in allem eine beträchtliche Investition, sogar für jemanden von Dons Kaliber. Doch schließlich war es seine erste Hochzeit, seine erste Ehe. Was das betraf, war er im Gegensatz zu meiner Familie ein blutiger Anfän ger ; wir waren auf dem Gebiet Profis.
    Er schob den Scheck über den Tisch und lächelte mich an. »Was noch?«, fragte er.
    Wieder sah ich auf
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