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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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nicht wahr?«
    Ruth blickte nervös von Don zu mir und wieder zurück zu Don. »Ich wollte nur   ...«, stammelte sie.
    »Meine liebe Ruth«, unterbrach Don sie beschwichtigend. »Kommen Sie, wir setzen uns erst einmal in Ruhe in mein Büro und besprechen, was genau wir für Sie tun können. In Ordnung?«
    »Absolut«, meinte der Verkäufer, der wie Dons Echo klang, wobei er sie sanft vorwärts schob. »Eine freundliche kleine Unterhaltung, nichts weiter.«
    »Okay«, antwortete Ruth verunsichert. Während sie an mir vorbei in Dons Büro ging, warf sie mir einen Blick zu; ich musste mich schwer zusammenreißen, um ihr nicht zuzurufen, sie solle so schnell wie möglich die Flucht ergreifen.
    »Remy«, sagte Don leise, als hätte er meine Gedanken gehört. »Bis später, ja?«
    »Klar.« Trotzdem blieb ich stehen und sah zu, wie Ruth von dem Verkäufer zu dem unbequemen Stuhl gegenüberdem Panoramafenster bugsiert wurde. Gerade stieg ein Pärchen in seinen neuen Toyota. Beide lächel ten ununterbrochen, während sie ihre Sitze verstellten und das Wageninnere bewunderten. Die Frau klappte die Sonnenblende herunter, um sich in dem kleinen Spiegel zu betrachten. Der Mann steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Beim Wegfahren winkten sie ihrem Verkäufer zum Abschied zu. Fehlte nur noch der Sonnenuntergang!
    »Also, Ruth«, meinte Don, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte. Die Tür schloss sich hinter ihnen. »Womit kann ich Sie glücklich machen?«
     
    Ich war schon halb durch den großen Ausstellungsraum, als mir einfiel, dass meine Mutter mich gebeten hatte Don bitte an die kleine Cocktailparty heute Abend zu erinnern. Ihre Verlegerin war in der Stadt, angeblich nur auf Durchreise, und wollte vorbeikommen, einfach so, ein wenig plaudern. In Wirklichkeit hätte meine Mutter längst einen neuen Roman abliefern müssen, weshalb langsam alle ein wenig nervös wurden.
    Ich drehte mich um und ging zu Dons Büro zurück. Die Tür war nach wie vor geschlossen, aus dem Raum drang Stimmengemurmel. Die Uhr an der gegenüberliegenden Wand war wie eine dieser Schuluhren, mit großen schwarzen Ziffern und einem wackeligen Minutenzeiger. Es war bereits Viertel nach eins   – an dem Tag, nachdem ich meinen Highschoolabschluss gefeiert hatte. Und wo war ich? Jedenfalls nicht auf dem Weg zum Strand; ich schlief auch nicht meinen Rausch aus wie alle anderen, sondern rannte durch die Gegend und bereitete eine Riesenhochzeit vor wie eine bezahlte Organisatorin(nur dass ich nicht bezahlt wurde), während meine Mutter bei fest geschlossenen Jalousien in ihrem überdimensionalen Bett mit der rückenschonenden Spezialmatratze lag und sich den Schlaf holte, den sie für ihren kreativen Prozess dringend benötigte. Zumindest behauptete sie das.
    Mehr brauchte ich nicht, um es zu spüren, dieses dumpfe Brennen in der Magengegend, das ich jedes Mal spüre, wenn ich mir eingestehe, dass sie immer in allem besser wegkommt als ich. Dieses dumpfe Gefühl war entweder mein Groll oder mein Magengeschwür oder beides. Das Gedudel über mir aus dem Lautsprecher wurde immer durchdringender; als würde jemand absichtlich am Lautstärkeregler herumspielen, damit Barbra Streisand mir die Ohren voll dröhnte. Ich schlug die Beine übereinander, schloss die Augen und umklammerte die Stuhllehnen fest mit beiden Händen. Nur noch ein paar Wochen, sagte ich zu mir selbst, dann bin ich endlich weg.
    In dem Augenblick ließ sich jemand mit Karacho auf den Stuhl neben mir fallen, und zwar so heftig, dass ich gegen die Wand gerammt wurde. Ich stieß mir den Ellbogen an, genau am Musikknochen. Das Kribbeln jagte mir bis in die Fingerspitzen. Und plötzlich war ich sauer. Ich meine, richtig sauer. Schon seltsam, wie manchmal eine Winzigkeit genügt, damit man voll ausrastet.
    »Was zur Hölle   ...!« Ich setzte mich wieder aufrecht hin, wild entschlossen dem Vollidioten, der sich diese reizende Anmache geleistet hatte, den Kopf abzureißen. Sicher einer von Dons dämlichen Verkäuferheinis. Mein Ellbogen kribbelte immer noch wie verrückt,außerdem war mir heiß und ich wusste, dass mein Hals gerade knallrot anlief: ein unheilvolles Zeichen. Ich kann nämlich ganz schön ausrasten. Doch als ich den Kopf drehte, entdeckte ich, dass es gar kein Verkäufer war, sondern ein Typ etwa in meinem Alter, mit dunklen Locken und einem knallig orangefarbenen T-Shirt . Der mich aus irgendeinem Grund
angrinste.
    »Hi«, sagte er munter. »Wie geht’s?«
    »Was hast
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