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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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du eigentlich für ein Problem?«, fragte ich brüsk zurück und rieb mir den Ellbogen.
    »Problem?«
    »Du hast mich gerade gegen die Wand gedonnert, Arschloch.«
    Er blinzelte. »Meine Güte«, meinte er schließlich, »was für eine gepflegte Sprache.«
    Ich starrte ihn an. Falscher Tag, mein Freund, dachte ich. Du hast mich am falschen Tag auf dem falschen Fuß erwischt.
    »Was ich sagen wollte«, fuhr er fort, als würden wir über Politik oder das Wetter diskutieren. »Ich habe dich gerade da vorne in der Ausstellungshalle gesehen. Ich stand bei den Reifen, erinnerst du dich?«
    Ich funkelte ihn so grimmig an, wie ich nur konnte. Aber er quatschte einfach weiter.
    »Plötzlich dachte ich: He, wir zwei haben was gemeinsam. Sind auf einer Wellenlänge. Und ich hatte das eindeutige, todsichere Gefühl, dass etwas Großes geschehen wird. Für uns beide. Genauer gesagt   – es ist uns vorherbestimmt, zusammen zu sein.«
    »Das fiel dir alles ein, während du bei den Reifen standest?«, fragte ich, um sicherzugehen, dass ich richtig verstanden hatte.
    »Du hast es nicht gespürt?«, erwiderte er.
    »Nein. Ich habe nur gespürt, dass du mich gegen die Wand gestoßen hast.« Ich blieb ganz ruhig.
    »Das war ein bedauerlicher Unfall.« Er senkte die Stimme und beugte sich zu mir. »Ein Versehen. Ein unglücklicher Begleitumstand. Es ist nur passiert, weil ich mich so darauf gefreut habe, mit dir zu reden.«
    Wieder sah ich ihn stumm an. Aus dem Lautsprecher über uns ertönte nun kein dämlicher Schlager mehr, sondern die Erkennungsmusik aus der Werbung für
Don Davis Automobile
.
    »Verzieh dich«, sagte ich.
    Er lächelte nur und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Das Jinglegeklimper über uns steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo; der Lautsprecher summte und knisterte bedrohlich, als gäbe es jeden Moment einen Kurzschluss. Wir sahen beide nach oben, dann wieder einander an.
    »Weißt du was?« Er zeigte auf den Lautsprecher, der wieder   – und zwar noch lauter als vorher   – knisterte, brummte, knackte, bevor die Erkennungsmelodie erneut die Oberhand gewann und uns zuklimperte. Noch einmal deutete er nach oben: »Dieses Lied ist ab jetzt unser Lied, von nun an bis in Ewigkeit.«
    »Hilfe!«, stöhnte ich nur. Und Rettung nahte tatsächlich, zum Glück; denn in diesem Moment öffnete sich die Tür zu Dons Büro. Ruth kam in Begleitung ihres Verkäufers heraus. Sie hatte einen Stapel Papiere in der Hand und diesen erschöpften, überrumpelten Ausdruck im Gesicht. Aber für die paar Tausender, die sie gerade losgeworden war, hatte sie immerhin einen Schlüsselring aus Goldimitat umsonst dazubekommen.
    Ich erhob mich. Der Typ neben mir sprang auch auf: »Warte, ich will nur schnell   ...«
    Ich ignorierte ihn. »Don?«, rief ich.
    »Gib mal eben her«, meinte der Kerl neben mir. Und bevor ich kapierte, was abging, hatte er meine Hand gepackt, umgedreht, einen Stift aus der Tasche gezogen und   – nein, das ist kein Witz   – schrieb einen Namen und eine Telefonnummer auf meine Handfläche, genau zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Spinnst du?!« Ich riss meine Hand so heftig weg, dass die letzten Ziffern völlig verschmierten, der Stift in hohem Bogen auf dem Boden landete und unter einen Kaugummiautomaten in der Nähe rollte.
    »He, Romeo!«, brüllte jemand aus dem Ausstellungsraum, gefolgt von lautem Gelächter. »Komm endlich, Mann, wir müssen.«
    Ich sah ihn ungläubig an. Fasste es einfach nicht. So viel Feingefühl und Respekt vor anderer Leute Privatsphäre war mir noch nie untergekommen. Ich hatte schon Drinks auf Typen gekippt, nur weil sie mich in der Disco unabsichtlich gestreift hatten. Und der hier nahm meine Hand gefangen und kritzelte darauf herum!
    Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, sah dann wieder mich an und grinste. »Bis bald.«
    »Und wovon träumst du nachts?«, konterte ich, doch er drehte bereits ab, lief im Slalom um die Ausstellungswagen und entschwand durch die vordere Glastür.
    Vor der Autohandlung wartete ein verbeulter weißer Minibus, dessen Hintertür nun von innen aufgestoßen wurde. Er wollte hineinklettern, aber plötzlich machte der Minibus einen Satz nach vorne, so dass er fast gestolpert und gefallen wäre. Der Minibus hielt abruptwieder an. Er stemmte die Hände in die Hüften und verdrehte die Augen gen Himmel, bevor er nach dem Griff der Wagentür angelte. Das misslang, weil der Minibus sich erneut in Bewegung setzte, dieses Mal von
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