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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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gesagt? Ein Wort kann die Welt verändern.
    Hi
hatte Dexter als Erstes zu mir gesagt an dem Tag, an dem er sich neben mich setzte.
Ein
Wort. Wäre ich eine Minute länger in Dons Büro geblieben, wäre Dexter möglicherweise weg gewesen und hätte mich nie durch den Ausstellungsraum gehen sehen. Wenn meineMutter und ich an dem Tag, als sie und Don sich kennen lernten, eine Stunde später gekommen wären, um nach einem neuen Wagen für sie zu suchen, wäre Don eventuell gar nicht im Büro gewesen. Und wenn Jennifer Anne nicht zufällig an jenem Tag in jener Woche einen Ölwechsel gebraucht hätte, wäre sie möglicherweise nie zur nächsten
Jiffy-Lube -Filiale
gefahren, hätte Chris also nie getroffen. Aber aus irgendeinem Grund hatten sich all diese Wege irgendwie gekreuzt. Und das stand nicht auf einer Liste. Ließ sich nicht mit mathematischen Formeln berechnen. Es geschah einfach.
    Auf einmal zupfte Jess an meiner Jeans. »Guck mal da drüben, schnell!«
    In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, doch ich blickte trotzdem auf. Und sah Don in einem funkelnagelneuen, schicken Land Cruiser mit rotem Nummernschild. Er parkte gerade auf der anderen Seite von
Quik Zip
und stieg aus, bemerkte uns allerdings nicht. Während er in den Laden ging, strich er sein spärliches Haupthaar mit einer Hand glatt.
    »Wow«, sagte ich, »so viel zum Thema Timing.«
    »Was meinst du?«, flüsterte Lissa.
    »Nichts.« Wir ließen ihn nicht aus den Augen. Er lief an den Regalen entlang, nahm sich ein Fläschchen Aspirin und eine Tüte Kartoffelchips. Auch als er an der Theke stand, guckte er nicht zu uns auf den Parkplatz, sondern las die Schlagzeilen der Zeitungen, die neben der Kasse aufgestapelt waren. Schon im Rausgehen schraubte er mit ungeschickten Fingern den Aspirindeckel ab. Und stieg wieder ins Auto.
    »Was für ein Arschloch«, sagte Chloe.
    Ja, in der Tat! Er hatte meiner Mutter sehr wehgetan.Und ich konnte nicht viel tun, um ihren Schmerz zu lindern. Bis auf eins, vielleicht.
    Don ließ den Wagen an. Fuhr direkt auf uns zu. Ich hielt meinen Colabecher etwas höher, fühlte das Gewicht in meiner Hand.
    »Au ja!«, flüsterte Lissa.
    »Auf drei«, sagte Jess.
    Er sah uns nicht, bis er direkt an Lissas Wagen vorbeifuhr. Aber da hatte ich auch schon gezielt und mit aller Kraft geworfen. Mein Becher segelte durch die Luft und klatschte mitten auf die Windschutzscheibe. Cola light ergoss sich explosionsartig über die auf Hochglanz polierte Motorhaube. Don stieg auf die Bremse, der Wagen geriet leicht ins Schlingern. Gleichzeitig krachten zwei weitere Becher gegen die hintere Tür beziehungsweise auf das Verdeck des Wagens. Doch Lissa traf am besten von uns allen   – erstaunlicherweise. Ihr Becher flog akkurat durchs halb geöffnete Fenster. Als er aufschlug, platzte der Deckel ab; eine Megawelle Seven-up mit Eis schwappte über Dons Gesicht. Platsch! Er fuhr etwas langsamer, hielt aber nicht an, und bog ruckartig auf die Straße ein. Das Auto schüttelte ärgerlich die Becher ab und hinterließ eine nasse Spur, während Don davonfuhr.
    »Der ultimative Wurf«, sagte Jess zu Lissa. »Perfekte Flugbahn.«
    »Danke«, antwortete Lissa. »Aber Chloes war auch Klasse. Wie der aufgeprallt ist.«
    »Es kommt auf die lockere Bewegung aus dem Handgelenk an«, meinte Chloe bloß lässig.
    Und dann saßen wir einfach da. Ich hörte nur noch das leise Summen des
Quik-Zip
-Neonschildes über uns.Einen Augenblick lang verlor ich mich darin und dachte an Dexter, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit genau an dieser Stelle gestanden und mir mit hocherhobenen Armen nachgewunken hatte. Um mich zurückzurufen. Oder sich zu verabschieden. Oder vielleicht beides gleichzeitig.
    Sein unerschütterlicher Optimismus brachte Zyniker wie mich zur Raserei. Ob seine positive Grundeinstellung wohl für uns beide reichte? Wenn ich hier hocken blieb, würde ich es allerdings nie rausfinden. Und die Zeit lief mir davon. Entscheidende Sekunden, von denen jede einzelne alles, aber auch alles verändern konnte.
    Meine drei Freundinnen saßen auf Lissas Motorhaube und blickten mir hinterher, als ich losfuhr. Bevor ich auf die Hauptstraße einbog, schaute ich noch mal in den Rückspiegel und sah sie: Sie winkten, die Hände hoch in der Luft, und riefen mir irgendwas nach. Mein Abschiedsbild von den dreien, das Rückspiegelrechteck wie ein Rahmen drumherum. Sanft, aber beharrlich schob mich das Bild vorwärts, während es gleichzeitig in einer
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