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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich
Autoren: Sarah Dessen
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sah sie mehrmals perplex an, bis sie den Mund schließlich gar nicht mehr zukriegte. Deshalb versorgte ich Jess mit der gleichen Info und erhielt ähnliche Reaktionen. Als die beiden zurückkamen und wir alle mit gefüllten Bechern versorgt waren, war jeder ziemlich auf demselben Stand.
    »So ein Schwein«, verkündete Chloe im Brustton der Überzeugung, trank einen Schluck, verzog das Gesicht und hustete. »Igitt! Das ist normale Cola.«
    »Zum Glück«, erwiderte Jess, ebenfalls ziemlich angewidert. Die beiden tauschten ihre Becher. »Das Zeug«   – Jess zeigte auf Chloes Cola light   – »schmeckt ja ekelhaft.«
    Chloe ignorierte sie und wandte sich an mich. »Also, noch mal langsam und von vorn, damit ich es auch schnalle. Patty hat deiner Mutter das Foto geschickt.«
    »Ja.«
    »Und die Fotos ließ sie bei
Flash Camera
entwickeln.«
    »Genau.«
    Chloe trank einen Schluck und dachte nach. »Dexter erkannte sie, zählte eins und eins zusammen und zeigte dir das Foto, um dich fertig zu machen, weil du ihn abserviert hast.«
    »Richtig.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, unterbrochen nur von Schlürfen, Eiswürfelgeplätscher und skeptischen Lauten. Schließlich meinte Jess: »Ehrlich gesagt finde ich das alles unlogisch.«
    »Ich auch, wenn ich genauer drüber nachdenke«, stimmte Lissa ihr zu.
    »Es ist ja auch nicht logisch«, antwortete ich. »Er hat sich einfach wie ein Arsch verhalten, weil er wusste, das ist die einzige Möglichkeit, um mich wirklich zu verletzen. Deshalb hat er es gebracht. Und zwar genau in dem Moment, als ich nicht aufgepasst, sondern im Gegenteil noch die weiße Fahne geschwenkt habe.«
    Erneutes Schweigen.
    »Was?«, fragte ich irritiert.
    »Ich glaube, es gibt nicht mal konkrete Anzeichen dafür, dass er sie überhaupt kannte«, meinte Chloe vorsichtig.
    »Stimmt nicht. Sie waren beide bei unserer Grillparty am vierten Juli. Und bei der Toyota-Verkaufsausstellung.«
    »Aber nicht nackt«, sagte Lissa.
    »Was hat denn das damit zu tun? Sie hat immer dasselbe Gesicht, egal ob nackt oder nicht.«
    »Aber woher sollte er wissen, dass Don das Bild gemacht hat?«, fragte Chloe. »Oder dass es im Schlafzimmer deiner Mutter entstanden ist? Ich meine, ich war noch nie da drin. Er etwa?«
    Jetzt war ich es, die stumm dasaß und nachdachte, während die Einwände meiner Freundinnen in meinem Kopf rumorten. O Gott. Ich war so geschockt gewesen, dass ich wie selbstverständlich davon ausgegangen war, Dexter hätte das Schlafzimmer meiner Mutter und vor allem den ultimativ hässlichen Wandteppich schon mal gesehen. Aber stimmte das eigentlich? Das Foto zeigte eine Frau, die für meinen Stiefvater arbeitete und es toll fand, in Reizwäsche zu posieren. Auf irgendeinem Bett. In irgendeinem Schlafzimmer. Das war alles, was er wissen konnte.
    »Von mir aus kannst du auf Dexter so sauer sein, wie du willst.« Chloe trommelte leicht mit den Fingernä geln auf die Motorhaube. »Aber du solltest schon einen triftigen Grund dafür haben. Sieh’s ein, Remy Starr. Du hast dich geirrt, und zwar gewaltig.«
    »Ich fasse es nicht«, sagte ich leise. »Und jetzt?«
    »Fahr los, such ihn, entschuldige dich«, lautete Lissas entschiedener Kommentar.
    »Gesteh dir ein, dass du dich geirrt hast, such ihn nicht. Das Leben geht weiter«, hielt Chloe dagegen.
    Ich sah Jess an, fing mir jedoch nur ein Achselzucken ein. »Hängt ganz von dir ab.«
    Ich hatte ihn angebrüllt. Ihm gesagt, er solle sich ins Knie ficken. Das Foto nach ihm geworfen. War rausgestürmt, bevor er eine Chance hatte, irgendwas zu erklä ren . Ich hatte ihn fallen lassen, weil er von mir mehr wollte als ein weiterer Typ in einer langen Reihe gesichtsloser, stromlinienförmiger Typen zu sein, die nach Sonne und Chlor rochen. Mehr als nur eine von vielen Sommeraffären.
    Aber hatte sich mit dieser Erkenntnis eigentlich was geändert? Nein. Selbst wenn ich jetzt zu ihm ginge   – es war zu spät. Uns blieb keine Zeit, eine echte Basis zu schaffen, denn bald würden wir auseinander geschleudert werden. Jeder an einer anderen Küste des Kontinents wohnen. Und Fernbeziehungen funktionierten nie.
    Was hatte meine Mutter gesagt? Das Einzige, worauf es im Leben am Ende ankommt, ist Timing. Eine Sekunde, eine Minute, eine Stunde   – und alles war plötz lich anders. So viel hing von den Details ab, den winzigen Elementarteilchen, aus denen sich ein Leben zusammensetzte. So wie sich eine Geschichte aus Wör tern zusammensetzt. Was hatte Ted
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