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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch
Autoren: D Webb
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    Donnerstag, 7. September, 11.35 Uhr
Key West, Florida
Noch 23 Stunden, 25 Minuten …
     
    Lieber wäre er tot gewesen als mit so einem Brummschädel aufgewacht.
    Ryan McBride schlug die Augen auf und blinzelte. Das Morgenlicht fiel durch die Schlitze in den Jalousien. »Verdammt.« Er schluckte und versuchte, den widerlichen Geschmack im Mund loszuwerden.
    Einige Sekunden verstrichen, ehe er sich traute, aufzustehen, bereute es dann aber augenblicklich. Er griff nach der halbleeren Packung Marlboro, schob sich eine in den Mundwinkel und steckte sie an. Inhalierte dankbar die Giftstoffe, die er brauchte, um sein Leben weiter zu ertragen, und unterdrückte einen Hustenanfall.
    Stirb, du Mistkerl . Die Zigaretten trugen ihren Teil dazu bei. Die Ironie war nur: Wenn ihn sein Leben überhaupt nur einen Deut interessiert hätte, dann wäre er mittlerweile längst tot.
    Er stand auf, wartete, bis der Raum sich nicht mehr vor seinen Augen drehte, und machte einen Schritt. Er seufzte und warf einen verschwommenen Blick aufs Bett. Kratzte sich die nackte Brust. Wer war die Rothaarige da in dem zerwühlten Haufen? Mit Mühe erinnerte er sich, dass er sie im Club abgeschleppt hatte. Barbie oder Becky oder so.

    Vielleicht fiel ihm der Name später ein. Erst mal musste er pinkeln. Beim Gang ins Bad bereute er es, so viel Alkohol konsumiert zu haben, dass sein Gedächtnis komplett ausgelöscht war, denn er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, überhaupt jemanden mit nach Hause gebracht zu haben. Nur eine der vielen schlechten Gewohnheiten, die er seit dem Umzug nach den Keys angenommen hatte. Eine Gefahr für seinen Job. Andererseits: Wenn er genug trank, schlief er wie ein Toter und musste keine Alpträume fürchten.
    Schon bei dem Gedanken an die Träume, die ihn in seinen nüchternen Nächten verfolgten, zogen sich ihm die Eingeweide zusammen. Seine Hand zitterte, als er erneut an der Zigarette zog. Um Alpträume zu vermeiden, musste er Alkohol trinken, was zu Vormittagen wie diesem führte.
    Bei dem Gedanken an die Abwärtsspirale der vergangenen drei Jahre, nachdem seine Karriere beim FBI jäh geendet hatte, erschien ihm die Buchstabenfolge F BI für Fabelhaft Beschissene Idee zu stehen. Es war eine Schande, dass er zehn Jahre lang dort gearbeitet hatte, ehe ihm das klar geworden war. Genau in dem Augenblick, wo er von dem größten Arsch gefeuert wurde, der je einen FBI -Dienstausweis getragen hatte.
    Über manche Dinge kam ein Mann einfach nicht hinweg.
    Ryan McBride, das ist dein Leben.
    Was für eine Vergeudung von Worten.
    Als sein Schädel wieder so irrsinnig pochte, schloss er die Augen und versuchte angestrengt, die Attacke zwischen den Schläfen zu beruhigen.
    Moment mal …

    Er bemühte sich, genug Grips aufzubringen, um die Geräuschquelle zu finden.
    Das Pochen fand gar nicht in seinem Kopf statt … da klopfte jemand an seine Tür.
    Er warf die Zigarettenkippe ins Klo und spülte sie hinunter. Langsam, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, folgte er der Spur der achtlos hingeworfenen Kleidungsstücke durch das Schlafzimmer und den Flur entlang. Statt seiner Boxershorts fand er gerade noch rechtzeitig die Jeans, als wieder jemand an die Tür donnerte. Er streifte sie über, wankte zur Tür, riss sie auf und sah die Person wütend an, die davor wartete.
    Weiblich.
    Der feine Duft ihres Parfüms erweckte seine trägen Sinne zu neuem Leben. Das marineblaue Maßkostüm, die bis oben hin zugeknöpfte weiße Bluse und die starre Körperhaltung sagten ihm sofort zweierlei: verklemmt und Akademikerin.
    »Ryan McBride?«
    Sie kannte seinen Namen. Das verhieß nichts Gutes.
    Erschöpft von dem Überlebenskampf nach dem Vollrausch, lehnte er sich gegen den Türrahmen und musterte seine Besucherin. Dunkelbraune Haare, zu einem Knoten gesteckt. O ja, definitiv verklemmt. Große braune Augen, ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit oder Zynismus und ohne die geringste Spur von Krähenfüßen. Jung, Anfang zwanzig vielleicht. Sie wirkte unerfahren, aber ihr entschlossenes Auftreten verriet ihm, dass sie gekommen war, um zu kämpfen. Das weckte seine Neugier, noch ehe er sich wieder in Erinnerung rief, dass seine Besucherin Ärger bedeutete.
    »Sind Sie Ryan McBride?«, wiederholte sie mit fester
Stimme, während er sich ganz auf ihren Mund konzentrierte.
    Hübsche Lippen. Sinnlich, voll. Ließen ihn an heißen, wilden Sex denken.
    »Hängt davon ab, wer fragt.« Er hatte sie die ganze Zeit über gemustert,
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