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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft
Autoren: Matthias P. Gibert
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Containers vorbei zu den Parkplätzen hinter der Filiale des Sinn-Leffers-Modemarktes . Dort öffnete er die Heckklappe des VW-Passats, entnahm einer Stofftasche den quadratischen Metallkasten und prüfte ein letztes Mal die Funktion des elektromagnetischen Verschlusses. Mit einem trockenen Klacken bewegte sich die Mechanik. Zufrieden ging er noch einmal die einzelnen Schritte seines Planes durch: Er würde den Kasten direkt über dem Ansaugtrakt des Heizgebläses anbringen, dann die Zeitschaltuhr auf acht Minuten einstellen. Diese Zeit sollte ihm reichen, um sich vom Gelände zu entfernen. Mit dem Ablaufen der Uhr würde der elektromagnetische Verschluss geöffnet, der Deckel nach unten fallen und das Strontium 90 direkt in den Ansaugkanal geleitet und danach im Zelt verteilt werden.
    Er stellte die Metallkiste zurück in die Tasche, zog den Reißverschluss zu, griff nach den Trägern und drückte die Heckklappe ins Schloss. Langsam, ohne Hast, machte er sich auf den Rückweg zum Heizungscontainer. Aus dem Zelt war nun die Stimme eines Ansagers zu hören, doch der Mann mit der Sporttasche konnte nicht verstehen, was er sagte. Er stellte die Tasche neben die Tür, griff nach Heilmanns Schlüsselbund und suchte sich den passenden Schlüssel. Als er ihn gefunden hatte, steckte er ihn ins Schloss und drehte kräftig nach links.
    Die Bewegung, die seine Hand machte, war nicht natürlich. Nach einem starken Widerstand drehte sich der Schlüssel plötzlich viel zu leicht. Der Killer sah sich vorsichtig um, atmete tief ein und betrachtete den Schlüssel. Oder besser das, was davon übrig war. Zwischen seinen Fingern befand sich das runde Oberteil, das gezackte Ende war verschwunden. Er atmete erneut tief ein und warf einen Blick auf das Schloss. Dort ragte ein halber Millimeter des fehlenden Endes heraus. Mit geschlossenen Augen rasterte er die Möglichkeiten ab, die ihm blieben, um seinen Auftrag erfolgreich zu Ende zu führen. In diesem Moment hörte er eine Stimme hinter sich.
    »Hallo, was machen Sie da? Drehen Sie sich bitte um und nehmen Sie die Hände hoch.«
    Martin Franck folgte langsam der Anweisung. Als er sich um 180 Grad gedreht hatte, sah er zwei Polizisten, die etwa zehn Meter hinter ihm standen. Er hob vorsichtig die Hände, schüttelte den Schlüsselbund, ging einen Schritt nach vorne und lächelte die beiden an.
    »Ich bin Zirkusmitarbeiter. Leider ist mir gerade der Schlüssel zum Container abgebrochen.«
    »Bitte bleiben Sie stehen. Kommen Sie nicht näher.«
    Der Linke der beiden hob den rechten Arm und führte das in seiner Hand liegende Funkgerät zum Mund. Franck brauchte nur eine knappe Sekunde, um die Heckler & Koch zu ziehen und abzudrücken. Der Schuss traf den jungen Polizisten in die linke Herzkammer und riss große Teile des umliegenden Gewebes mit sich, als er aus dem Rücken austrat und den Mann umriss. Der andere Polizist sah wie paralysiert auf die rauchende Waffe. Sein Mund bewegte sich, aber es war kein Ton zu hören. Dann das Plopp des nächsten Schusses. Und gleichzeitig stürmten die ersten Menschen schreiend und in wilder Panik aus dem Zirkuszelt.

36
    »Das ist die Zeltheizung«, antwortete das junge Mädchen erschrocken. »Was wollen Sie…«
    »Ich muss ins Zelt!«, blaffte der Kommissar sie an. »Oder noch besser, wo ist Ihr Chef? Der Zirkusdirektor.«
    Sie sah ihn an, als sei er völlig durchgeknallt. Lenz zog seinen Dienstausweis aus dem Mantel und hielt ihn ihr vor die Nase. »Ich brauche wirklich Ihre Hilfe, es ist ein Notfall.«
    »Gut«, erwiderte sie und schien sich gefangen zu haben. »Der Direktor sitzt im Regieraum, da bringe ich Sie jetzt hin. Okay?«
    »Sehr okay, aber machen Sie bitte schnell.«
    Im Laufen griff der Polizist zu seinem Telefon und drückte die Schnellwahltaste für Hains Mobilanschluss, doch sein Kollege nahm das Gespräch nicht an. Lenz hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox und rannte weiter neben der jungen Frau her. Längst hatten sie den Eingangsbereich hinter sich gelassen und liefen auf eine lange Metalltreppe zu.
    »Dort oben«, wies sie auf eine rot-schwarze Tür in etwa sechs Metern Höhe. Lenz stürmte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf, schlug die Klinke nach unten und schob sich, wild keuchend, in den mit Monitoren und Computern vollgestopften Raum. Durch eine große Glasscheibe konnte man das gesamte Zelt überblicken.
    »Was…?«, weiter kam der dicke, bärtige Mann nicht, der sich erschrocken umgedreht
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